Odenthal – „Ich war sprachlos, gerade dieser charismatische Priester“, sagt die engagierte Ehrenamtliche und man hört die Fassungslosigkeit über den neuen Missbrauchsvorwurf, der Odenthal erschüttert. Angesichts des zweiten Beschuldigten innerhalb eines Jahres müssen Katholiken am Ort derzeit eine große Leidensfähigkeit beweisen.
Wie berichtet, steht nach Pfarrer A. von St. Pankratius nun auch Pfarrer P., der langjährige Rektor der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg, unter dem Verdacht des sexuellen Missbrauchs. Beide Priester galten als charismatisch, waren als „Seelsorger mit großer Anziehungs- und Überzeugungskraft“ bekannt und besonders engagiert in der Jugendarbeit. Beide sind inzwischen verstorben, A. 2009, P. zehn Jahre später.
Mögliche Opfer werden gebeten, sich zu melden
Die Lebenden müssen sich also mit den Folgen der mutmaßlichen Taten auseinandersetzten. Und so wird an diesem Sonntag wieder einmal in den Gottesdiensten vom Leid möglicher, vielleicht noch unbekannter Opfer und von der Schuld mutmaßlicher Täter die Rede sein.
Mit einem Aufruf wird sich dann das Erzbistum an die Gemeinden wenden, in denen Pfarrer P. tätig war – darunter eben auch Altenberg – und eventuelle Opfer bitten, sich bei den entsprechenden Stellen zu melden. Ein Aushang wird sechs Monate lang in den Schaukästen hängen.
"Mich machen die Tatvorwürfe fassungslos"
„Mich machen die Tatvorwürfe gegenüber Pfarrer P., der von 1972 bis 89 in der Jugendbildungsstätte Haus Altenberg und auch in unserem Seelsorgebereich tätig war, traurig und fassungslos“, so Thomas Taxacher, leitender Pfarrer des Seelsorgebereichs Odenthal /Altenberg in den aktuellen Sonntagsnachrichten. „Das Leid der von sexuellem Missbrauch Betroffenen kann niemand von uns ermessen“, sagt er.
Es gelte mögliche Opfer zu ermutigen, sich zu melden und zur Aufklärung beizutragen. „In unserem Seelsorgebereich haben wir viel aufzuarbeiten“, so Taxacher. Dazu dienten unter anderem Präventionsschulungen.
Pfarrer P. prägte ganze Generation
Pfarrer P. habe eine ganze Generation junger Menschen geprägt und durch zahlreiche Initiativen nach Altenberg gelockt, so eine Zeitzeugin. P. war Schöpfer des bekannten geistlichen Liedes „Laudato si“, nahm die Tradition des Ora et labora für die Jugendarbeit wieder auf und belebte 1980 das Altenberger Licht.
Viele hätten ohne Pfarrer P. vielleicht nie diesen engen Kontakt zur Kirche entwickelt, meint die Ehrenamtliche. Heute würde sie manchmal am liebsten alles hinschmeißen.