AboAbonnieren

Pilotprojekt beerdigtAus für Auf-Abruf-Verkehrsmittel „Efi“ zum Jahresende

Lesezeit 4 Minuten
Ein Efi-Auf-Abruf-Taxi steht auf der Allee vor dem Altenberger Dom.

Dieses Fahrzeugmodell war schon Geschichte, jetzt stirbt das gesamte „Efi “-Auf-Abruf-Verkehrsangebot.

Die schwarz-grüne Mehrheit im rheinisch-bergischen Kreistag beerdigt den Auf-Abruf-Verkehr „Efi“ – Kosten und Fahrgastverluste befürchtet.

Es galt als das Verkehrsmittel der Zukunft, um Menschen auch in ländlicheren Regionen zum Umsteigen vom eigenen Auto auf den Öffentlichen Personennahverkehr zu animieren: einfach, flexibel und individuell, kurz „efi“. Innovativ könnte man noch hinzufügen, denn die Linienführung des Auf-Abruf-Verkehrsmittels „Efi“ errechnete sich aus den einzelnen Fahrgastwünschen, die es bestellten.

Doch damit ist nun Schluss: Nach Ende des zweijährigen vom Bund finanzierten Probebetriebs wird das von Odenthal und Leverkusen zwischenzeitlich auch auf Teile von Kürten und Wermelskirchen ausgeweitete „Efi“-Angebot zum Jahresende eingestellt. Trotz guter Annahme bei Fahrgästen und Bestnoten, die es von Verkehrsplanern erhielt.

Zuschussbedarf für „Efi“ betrug vor Fahrpreiszuschlag und Sparkonzept eine Million

Nachdem mehrere Kreistagsfraktionen, wie berichtet, bereits im Frühjahr einen Abgesang auf „Efi“ angestimmt hatten – damals noch zur Verwunderung von Grünen-Fraktionschefin Ursula Ehren –, hatte die Kreisverwaltung auf der Suche nach Sparschrauben für das knapp eine Million Euro jährlich benötigende Pilotprojekt nochmals gerechnet.

Alles zum Thema VRS

Es wurde eine Variante A für die Fortführung von „Efi“ und der ebenfalls Ende des Jahres aus der Bundesförderung herausfallenden Schnellbuslinie 42 (Odenthal – Leverkusen) präsentiert.

„Efi“ hat erhebliche Vorteile für ÖPNV in ländlichen Regionen aufgezeigt.
Gerhard Zorn, SPD-Fraktionschef, stimmte für den „Efi“-Erhalt

25.000 Euro sollte der Kreis pro Jahr lediglich noch zuschießen müssen. Noch dazu würde das Efi-Gebiet in einem ersten Schritt auch auf die ländlichen Teile von Burscheid und Leichlingen ausgeweitet. Allerdings hätten Nutzer von „Efi“ dann künftig 2,40 Euro (Kinder 1,30 Euro) Zuschlag pro Fahrt zum regulären VRS-Tarif oder Deutschlandticket für das zu zahlreichen virtuellen Haltestellen zu bestellende „Efi“ zahlen müssen. Außerdem hatte die Kreisverwaltung, um den 25.000 Euro-Zuschussbedarf bei „Efi“ zu erreichen, bei gut einem Dutzend bestehenden Buslinien im „Efi“-Gebiet Veränderungen vorgesehen (siehe Infokasten).

Die Diskussion über den Verwaltungsvorschlag zum Erhalt von „Efi“ war vom Fachausschuss des Kreistags zunächst in den Kreisausschuss und dann in die Sitzung des Kreistags am Donnerstagabend geschoben worden. Statt der von manchen Beobachtern erwarteten einvernehmlichen „großen Lösung“ entlud sich die Diskussion bis hin zu einer Kampfabstimmung.

Während SPD-Fraktionschef Gerhard Zorn die Reduzierung des Zuschussbedarfs für die Fortführung von „Efi“ nach Auslaufen der Bundesmittel begrüßte und sich trotz des Risikos, wie sich der künftige Preisaufschlag für „Efi“-Fahrgäste auf das Nutzungsverhalten auswirken werde, für eine Beibehaltung des Auf-Abruf-Verkehrs aussprach, schien der schwarz-grünen Koalition das Risiko zu hoch und vor allem die Gefahr zu groß, dass man mit Veränderungen bestehender Buslinien (siehe Kasten) mehr Fahrgäste verlieren könne.

Stadt Leverkusen hatte zuvor den Ausstieg aus dem „Efi“-Projekt beschlossen

Zumal, da die Stadt Leverkusen diese Woche beschlossen hatte, „Efi“ einzustampfen und damit der eigentlich mit der Ausweitung geplante kreisgrenzenüberschreitende „Efi“-Verkehr von Burscheid, Leichlingen und Odenthal in die Nachbarstadt ohnehin gestorben wäre, wie CDU-Fraktionschef Uwe Pakendorf zu Bedenken gab.

Zudem seien nach dem Ausstieg von Leverkusen bislang geteilte „Overhead-Kosten“ für das „Efi“-System allein vom Rheinisch-Bergischen Kreis zu stemmen, so Pakendorf, was zusätzliche 100.000 Euro ausmache.

Für uns ist das ein schmerzhaftes Ergebnis, aber wir wollen nicht Bestandsbuslinien für Efi einstampfen.
Ursula Ehren, Fraktionsvorsitzende der Grünen im Kreistag

Sichtlich schwer fiel es Grünen-Fraktionschefin Ursula Ehren, für das „Efi“-Aus zu stimmen. Im Kreistag berief sie sich auf das „dicke Fragezeichen“, ob die Änderungen auf den Buslinien und die Zusatzgebühr für „Efi“-Nutzer tatsächlich die kalkulierten Einsparungen bringe.

„Für uns ist das ein schmerzhaftes Ergebnis, aber wir wollen nicht Bestandslinien für Efi einstampfen“, so die Grünen-Politikerin aus Odenthal.

Opposition kann Abgesang der schwarz-grünen Mehrheit nicht nachvollziehen

Nicht nachvollziehen konnte Werner Conrad (Freie Wähler) eine Beerdigung von „Efi“ angesichts der angepeilten übrigen Einsparungen, Hennig Rehse (Freie Wähler), kritisierte, dass ein „zartes Pflänzchen“, den ÖPNV zukunftsfähiger zu gestalten, mit „Efi“ plattgemacht werde. Und auch FDP-Fraktionschef Michael Becker sprach sich für eine Rettung von„ Efi“ aus.

Bei der ebenfalls in der Kreistagssitzung auf den Weg gebrachten neuen Nahverkehrsplanung (siehe separater Bericht) werde ein Auf-Abruf-Verkehr eine wichtige Rolle spielen, tröstete Grünen-Fraktionsvorsitzende Ehren. Pakendorf wies darauf hin, dass 1.200 aktuelle „Efi“-Nutzer in keinem Verhältnis zu 10.000 Betroffenen der Veränderungen bei den Buslinien stünden.

Da half auch Gerhard Zorns (SPD) Plädoyer, dass „Efi“ erhebliche Vorteile für die ländliche Region bringe nichts: Am Ende stimmten CDU, Grüne und AfD gegen eine Fortführung von „Efi“ und beerdigten damit das Projekt. Fortgeführt wird allein der Schnellbus von Odenthal nach Leverkusen.