Regionale 2025 im Fokus„Langer Tag der Region“ nahm Zukunft in den Blick
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Bergisch Gladbach – Nicht nur der Ausblick über das Rheintal faszinierte beim „Langen Tag der Region“, auch einen Blick in die Zukunft der Region wagten die rund 600 Teilnehmer der Veranstaltung, die der Verein Region Köln/Bonn diesmal in Kooperation mit dem Rheinisch-Bergischen Kreis und der Regionale-2025-Agentur in Bensberg ausrichtete.
Im Fokus des Treffens von Politikern, Planern, Vertretern von Verbänden und Organisationen stand diesmal das Strukturförderprogramm „Regionale 2025“ (siehe unten) im östlichen Teil der Region Köln/Bonn. Aber auch die aktuellen Auseinandersetzungen im Braunkohlerevier auf der anderen Rheinseite sowie die Verkehrs- und Infrastrukturprobleme der Großstädte spielten eine wichtige Rolle.
„Hier spürt man, wie sehr die regionale Familie zusammenhält“
Das „besondere Betriebsgeheimnis“ des Vereins Region Köln/Bonn, von dem dessen Vorsitzender, Oberbergs Landrat Jochen Hagt, sprach, als er am Freitagabend Heimatministerin Ina Scharrenbach in Bensberg begrüßte, ist ein überaus kölsches: Man kennt sich, man schätzt sich, man vertraut sich.
„Hier spürt man, wie sehr die regionale Familie zusammenhält“, freute sich Regierungspräsidentin Gisela Walsken, während sie vom „Bergischen Balkon“ über den Rhein ins Braunkohlerevier schaute. „Auch da liegen große Aufgaben vor uns. Für mich als Regierungspräsidentin ist es ein Riesenvorteil, dass es diesen Zusammenhang in der Region gibt und niemand sagt, das geht uns nichts an.“
Exkursionen zu wichtigen Orten
So fanden bereits am Morgen des „Langen Tags der Region“ elf Exkursionen zu wichtigen Orten und Pilotprojekten in Rhein-Berg reges Interesse. Fast 400 Teilnehmer machten sich auf, um unter anderem per Rad und Wasserstoffbus neue Radrouten und geplante Mobilstationen zu erkunden, Naturräume wie die Wupperhänge oder das Wasserkompetenz-Zentrum Aqualon an der Großen Dhünn-Talsperre zu entdecken oder in die Welt der früheren Mönche von Altenberg oder die Geschichte des 1924 als Priesterseminar errichteten Kardinal-Schulte-Hauses einzutauchen.
In dem heutigen Tagungshaus des Erzbistums Köln trafen sich am Nachmittag die Planer und Akteure der Region zu zwei Fachforen. Bei einem ging es unter dem anspruchsvollen Titel „Strategien und Perspektiven der Raum- und Strukturentwicklung in der Region Köln/Bonn“ um die Aufgabe des Vereins. Moderiert wurde es von der Geografie-Professorin Dr. Ursula Stein, deren Vita gleich ein Plädoyer für die regionale Zusammenarbeit ist, hatte sie doch bereits 1992, nach dem Schock des Berlin-Beschlusses des Bundestags, ein Wohnungsmarktkonzept für Bonn, den Rhein-Sieg-Kreis und den Kreis Ahrweiler entwickelt – Gebietskörperschaften, die damals noch Welten voneinander entfernt schienen.
Einige Projekte sind schon sehr konkret
„Wo stehen wir eigentlich?“, fragte das Forum, ausgehend von einer von Vereinsgeschäftsführer Dr. Reimar Molitor formulierten Erkenntnis: „Die Summe aller Projekte ist keine gute Regionalentwicklung. Deswegen sind wir auch dagegen, Geld ohne Sinn und Konzept auszugeben.“ Die Zukunftskonzepte von Region Köln/Bonn sind fast fertig. Im September will der Verein sowohl sein „Agglomerationskonzept“ als auch die „Klimawandelvorsorgestrategie“ öffentlich vorstellen, bei denen es um die künftige raumplanerische Entwicklung der Region geht – einer Region, die sich in ihren Teilen sehr unterschiedlichen Herausforderungen ausgesetzt sieht, weswegen das Vereinsmotto laut Molitor auch „Region in Balance“ lautet. „Nach dem Konzept ist vor dem Programm“, betonte Vereins-Vize-Geschäftsführer Jens Grisar in seinem angesichts der Zeitknappheit einem Husarenritt gleichenden Ausblick deutlich. Nun rufe die Praxis: „Wir wollen in Projekte einsteigen.“
Dass es dazu auch im Rahmen der Regionale 2025 bereits eine Menge Perspektiven für das Bergische Rheinland gibt, zeigte das zweite Fachforum, in dem sich Regionale-Geschäftsführer Dr. Reimar Molitor und sein Stellvertreter Thomas Kemme in mehreren Gesprächsrunden mit Akteuren aus der Region deren Herausforderungen stellten. Eine Reihe von Projekten sind schon sehr konkret: So etwa die zur Umsetzung anstehenden Mobilstationen, die den Umstieg in Alternativen zum Auto fördern sollen, und ein Innovationszentrum Digitale Bildung für Handwerk und Mittelstand.
„Drink doch eine met“
Beim anschließenden „Familienfest“ auf dem Bergischen Balkon würdigte nicht nur NRW-Heimatministerin Ina Scharrenbach den Regionale-2025-Ansatz und die Vernetzung in der Region. Auch Rhein-Bergs Landrat Stephan Santelmann, der auch den Frühlingsempfang seines Kreises zum „Langen Tag der Region“ verlegt hatte, lobte die vom Regionale-Team um Reimar Molitor begleitete Arbeit. Der turnusmäßig als Vorsitzender des Region Köln/Bonn e.V. ausscheidende oberbergische Landrat Hagt übergab den Staffelstab an Santelmann.
Wie Vernetzung sonst noch klingen kann, zeigte eine von vier Bürgermeistern ins Leben gerufene Coverband (siehe „Klingende Vernetzung“) mit Liedern wie „Stammbaum“ oder „Drink doch eine met“. Am „Langen Tag der Region“ ließ sich das niemand zweimal sagen.
Die Regionale 2025
Als „Bergisches Rheinland“ erhielten Rhein-Berg, Oberberg sowie der bergische Teil des Rhein-Sieg-Kreises zusammen mit dem Region Köln/ Bonn e.V. 2017 den Zuschlag für das Strukturförderprogramm Regionale 2025. Darin sollen vernetzende Projekte in der Region entwickelt und aus verschiedenen Töpfen vorrangig gefördert werden.
150 Ideen befinden sich bereits im Themenspeicher. Schritt für Schritt können sie, begleitet von der Regionale-Agentur, zu Projekten qualifiziert werden. Dazu gibt es mehrere Status-Stufen: C bezeichnet die Phase der Konkretisierung, B den Status der Realisierungsreife und A den der Umsetzung.
Entscheidend für die Qualifizierung eines Projekts ist, dass es regionale Bedeutung in bestimmten Projektfeldern (Fluss- und Talsperrenlandschaft, Ressourcenlandschaft, Wohnen/Leben, Bildung, Arbeit/ Innovation oder Gesundheit/Soziales) oder im Rahmen eines Querschnittsthemas (Heimat/Identität, Mobilität/Digitalisierung, Planungslabore/Experimentierräume, Neue Kooperationen/Zusammenarbeit) hat. (wg)
Klingende Vernetzung
Wie gut die Zusammenarbeit innerhalb der Region ist, lässt sich in Rhein-Berg sogar hören. Hier haben Bürgermeister unterschiedlicher Couleur gemeinsam eine Band gegründet, die beim „Langen Tag der Region“ auftrat: Robert Lennerts (Odenthal) an Mikro und Gitarre, Lutz Urbach (Gladbach) am Bass, Marcus Mombauer (Rösrath) am Schlagzeug, Jörg Weigt (Overath) an der Gitarre. Verstärkt werden die vier von Manfred Habrunner (Belkaw) an der Gitarre und Markus Schmitter (Kreissparkasse) an den Tasteninstrumenten. (wg)