Rhein-Berg – So schlecht war die Stimmung in den Wirtschaftsunternehmen der Region lange nicht. Vor allem die steigenden Energiekosten machen den Betrieben im Rheinisch-Bergischen Kreis große Sorgen. Das aktuelle Umfrageergebnis der Industrie- und Handelskammer Köln zur Konjunkturlage macht die Misere deutlich: Mehr als die Hälfte der Unternehmen erwartet in den kommenden zwölf Monaten eine Verschlechterung der eigenen Geschäftslage. Nur ein kleiner Teil rechnet mit einer Verbesserung.
Auch Eva Babatz, langjährige Leiterin der IHK-Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg, bestätigt das enorme Stimmungstief in der hiesigen Wirtschaft. „Mit Blick auf die neuen Verträge mit den Energieversorgern stehen den Unternehmerinnen und Unternehmern die Schweißperlen auf der Stirn. So hat es ein Firmeninhaber beschrieben“, sagte Eva Babatz am Mittwoch im Gespräch. „Sie wissen nicht, was kommt. Dabei brauchen die Unternehmen jetzt dringend Planungssicherheit.“
Bürokratische Hürden
Nicht kalkulierbare politische Risiken, hemmende Regelungen und bürokratische Hürden würden die Unternehmen in der Krisenzeit an den Rand der Verzweiflung bringen. „Gerade jetzt kommt es auf Flexibilität und Geschwindigkeit an“, fordert Babatz.
Rund 2300 Unternehmen hat die IHK in ihrem Kammerbezirk im September und Oktober zur aktuellen Entwicklung und zukünftiger Prognosen befragt. 625 Firmenvertreter haben ihre Situation in der Umfrage geschildert. Darunter sind 77 Unternehmen aus dem Rheinisch-Bergischen Kreis, 53 aus Leverkusen und 111 aus dem Oberbergischen Kreis. Einen Lichtblick gibt es nur zur aktuellen Wirtschaftssituation: Laut IHK bewerten die Unternehmen in Rhein-Berg ihre Lage besser als noch im Frühjahr dieses Jahres.
Kaum Investionspläne
Ein Viertel der Unternehmen beurteilt die gegenwärtige Lage als gut. Für ebenso viele sieht die Lage laut Umfrage schlecht aus. Die Erwartungen für die kommenden zwölf Monate haben sich beim überwiegenden Teil der Betriebe weiter verschlechtert. Die Bereitschaft zu investieren hat sich dementsprechend verringert. Knapp die Hälfte der Betriebe plant geringere Investitionen, ein kleiner Teil möchte mehr investieren. So zeigt die Umfrage auch, dass die Pläne der Unternehmen das Personal aufzustocken, im Rheinisch-Bergischen Kreis zurückhaltend sind.
Industrie und Handel blicken laut Eva Babatz besonders pessimistisch in die Zukunft. Sogar in den Branchen, die ihre Lage aktuell als mehrheitlich gut einschätzen, wie zum Beispiel im Baugewerbe, im Maschinenbau oder im Hotel- und Gaststättengewerbe, seien die Erwartungen in der Mehrzahl negativ. „Die steigenden Bauzinsen wirken sich negativ auf das Baugewerbe aus. Das wird vor allem im nächsten Jahr spürbar“, erläutert die Geschäftsstellenleiterin.
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Die inflationäre Preisentwicklung dämpft bei den Bürgern die Konsumlaune. Die Kaufzurückhaltung macht den Betrieben im Groß- und Einzelhandel zu schaffen. „Vor allem Schuh- und Bekleidungsgeschäfte sind betroffen“, sagt Eva Babatz. Besonders hochpreisige Ware werde vorerst in den Regalen bleiben, weil die Kundschaft darauf verzichtet. Daher würden die Händler mitunter angespannt dem Weihnachtsgeschäft entgegen sehen, das bis zu 30 Prozent des Jahresumsatzes ausmache.