Vor 20 Jahren wurde mit der Bürgerstiftung Rösrath eine in der Region wegweisende Einrichtung gegründet – Bis heute 212 Projekte realisiert.
20 Jahre EngagementWie in Rösrath die erste Bürgerstiftung geboren wurde
Die Idee war damals in Deutschland so neu, wie ihre erste Umsetzung weit und breit einzigartig war: Bürger gründen eine Stiftung für Bürger. An diesem Sonntag vor 20 Jahren wurde in Rösrath die erste Bürgerstiftung der Region vom Innenministerium des Landes Nordrhein-Westfalen anerkannt. Das war der Beginn einer außergewöhnlichen Erfolgsgeschichte, die zudem in zahlreichen anderen Kommunen Nachfolger fand.
„Das ist ein denkwürdiger Tag“, sagte Rösraths Bürgermeister Dieter Happ, als wenige Wochen nach der Anerkennung Regierungspräsident Jürgen Roters die „Geburtsurkunden“ der Bürgerstiftung an die Gründungsstifter in eben jenem Schloss Eulenbroich überreichte, das ohne die Bürgerstiftung heute wohl nicht so existieren würde.
Zudem hatte Rösraths „gute Stube“ mit dazu beigetragen, dass die Idee zu einer Bürgerstiftung überhaupt entstanden war. Denn beim Empfang des Rösrather Dreigestirns der jungen Stadt in Eulenbroich hatten sich einige Menschen um Bürgermeister Happ 2001 die bange Frage gestellt: Was soll aus der Eulenburg werden?
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Das war sozusagen der „Urknall“ für das Ereignis, das drei Jahre später begangen wurde: die Gründung einer Bürgerstiftung, wie man sie bis dahin vor allem aus den USA kannte, wo das private Engagement für kulturelle und soziale Belange bereits Tradition hatte. Aufgabe der Stiftung war es, die Finanzmittel dazu aus den Reihen der Bürgerschaft zu sammeln und zu verteilen. Die sechs Initiatoren der Bürgerstiftung verfolgten große Ziele: „Die Bürgerstiftung Rösrath will das Wir-Gefühl in der Stadt fördern, dem Zusammenleben der Bürger dienen, das Gemeinwesen stärken und Kräfte der Innovation mobilisieren.“
Bürgerstiftung sollte „nicht nur für morgen oder übermorgen“ wirken
Die Gründungsstifter waren der Unternehmer Olaf Friedrich, das Unternehmerpaar Inge und Dieter Medenus, der Verleger Professor Alfred Neven DuMont, die Unternehmer Robert Schulze, Freya Steinkühler, Walter Stein sowie Hans und Brigitte Vierkotten, außerdem das Apothekerehepaar Ursula und Aloys Wermerskirchen.
Bei der feierlichen Gründungsveranstaltung nach einer nicht immer komplikationsfreien Entstehungsgeschichte gab Bürgermeister Happ der Hoffnung Ausdruck, dass die Stiftung „nicht nur für morgen oder übermorgen“ segensreich wirken möge. Happ: „Vielleicht sagen die in 50 Jahren: Dat wor dat einzige Vernünftige, wat die jemaat han!“
Mit 80.000 Euro Stiftungskapital startete die Rösrather Bürgerstiftung 2004
Die Bürgerstiftung solle Aktivitäten anderer Privatinitiativen in Rösrath nicht ersetzen, sondern ergänzen, betonte der erste Vorsitzende der Bürgerstiftung Dr. Winfried Reske, der den Gründungsstiftern dankte: „Es sind Damen und Herren, die sich seit langem auf höchstem Niveau engagieren.“
Mit gut 80 000 Euro Stiftungskapital startete die Rösrather Bürgerstiftung damals und förderte aus den Erträgen bereits im Gründungsjahr erste Projekte (siehe „Schlaglichter aus 20 Jahren Engagement“). Als Zustifter (mit mindestens 10 000 Euro) kamen später die heutige VR-Bank Bergisch Gladbach-Leverkusen, Dr. Jürgen Rembold, Wolfgang Paaß und Heinz Sauer hinzu.
Bürgerstiftung als „Signal für die ganze Stadt“ und Ausstrahlung auf die Region
„Als Signal für die ganze Stadt“ wurde die Gründung der Bürgerstiftung damals gefeiert, als Pionier für die gesamte Region hat sie gewirkt. Denn vielerorts entstanden in der Folge weitere Bürgerstiftungen, etwa in Overath und Bergisch Gladbach. Die Rösrather Stiftung sei „Zeichen und Vorbild“ dafür, „nicht nur zu meckern, sondern das Schicksal selbst in die Hand zu nehmen“, lobte Regierungspräsident Roters vor 20 Jahren und bescheinigte den Gründern „Mut zum Engagement“.
Den haben auch die heutigen Aktiven um den Stiftungsvorsitzenden Norbert Lenke. Ob Ehrenamtsförderung, ganz praktische Hilfe nach der Flutkatastrophe von 2021 oder Förderung von Projekten wie dem mit der Stadt initiierten Vorgartenwettbewerb – die Bürgerstiftung ist von der Brauchtumspflege bis zur Kulturförderung, von der Jugendhilfe bis zur Pflege von Infrastruktur dort aktiv, wo es nötig ist.
„Man kann doch schon eine ganze Menge bewegen und noch mehr initiieren“, sagt Stephan Braun. Der Journalist, Medienmanager und Chefredakteur der Fernsehzeitschrift Prisma aus Hoffnungsthal gehört dem aktuellen Bürgerstiftungsvorstand ebenso an, wie der stellvertretende Vorsitzende Berthold Kalsbach, der zugleich Geschäftsführer der eng mit der Bürgerstiftung kooperierenden Schloss Eulenbroich gGmbH ist, sowie Johannes Müller, Robert Scheuermeyer und Bürgermeisterin Bondina Schulze als geborenes Vorstandsmitglied. Und fürs Jahr des runden Geburtstags haben die Aktiven der Bürgerstiftung viel vor (siehe „Pläne für das Aktionsjahr“).
Die Bürgerstiftung ist in zwei Jahrzehnten längst zu einem starken Motor und einer unverzichtbaren Institution in Rösrath geworden.
Schlaglichter aus 20 Jahren Engagement
212 Projekte hat die Bürgerstiftung Rösrath seit ihrer Gründung vor 20 Jahren realisiert. Noch im Gründungsjahr wurde ein Projekt zur Eingliederung ins Arbeitsleben an der Käthe-Kollwitz-Verbundschule und die Schulhofgestaltung an der Grundschule Hoffnungsthal unterstützt.
Im Folgejahr waren es bereits neun Projekte, von der Förderung der „Ausstellung Rösrather Künstler“ bis zu Spielgeräten für Kinder am Familienzentrum der Caritas in Rösrath. Ob „Rösrath Klassik“, Stadtbücherei, Publikationen des Geschichtsvereins, Seniorenbeirat, Kita oder Kinderfeuerwehr – zahlreiche Projekte ermöglichte die Bürgerstiftung in den folgenden Jahren (bis zu 24 waren es pro Jahr, etwa 2007 oder 2020). Dabei galt nicht nur stets dem kulturellen und Bildungsbegegnungsort Schloss Eulenbroich ein besonderes Augenmerk, sondern die Bürgerstiftung hatte stets auch einen besonderen Sensus für die Bedürfnisse in der Stadt.
So startete die Bürgerstiftung nach der Flutkatastrophe vom Juli 2021 eine eigene Reihe von Infoabenden für Betroffene, unterstützte die Anschaffung eines Bootes für die Feuerwehr.
Stets sind die Verantwortlichen dabei auch darauf bedacht, weiteres Engagement zu initiieren und zu fördern – vom Ehrenamtstag bis zur Plattform „Engagierte Stadt“ für ehrenamtliche Akteure. (wg)
Pläne für das Aktionsjahr und die Zukunft
Aus Anlass des 20. Geburtstags hat die Bürgerstiftung das Jahr 2024 als Aktionsjahr ausgerufen. Im Rahmen der Aktion „Saubere Bänke“ werden im Frühjahr rund 30 Sitzbänke wieder auf Vordermann gebracht.
Eine Geburtstagsmatinee mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie „Talk im Schloss“ mit dem ehemaligen Höhner-Sänger Henning Krautmacher ist für den 2. Juni geplant. „In einem entsprechenden Kreis werden wir zudem weitere zukünftige Projekte präsentieren, bei denen sich sehr gerne auch Unternehmen und Privatpersonen aus Rösrath und der Region einbringen können“, kündigt Stiftungsvorsitzender Norbert Lenke an – moderiert wird der Tag von Stephan Braun. Der Hoffnungsthaler, Journalist und Chefredakteur der Fernsehzeitschrift Prisma, ist ebenfalls Mitglied im Stiftungsvorstand.
Ein kostenloses Familienkonzert der Jungen Sinfonie Köln in der Rösrather Aula möchte die Bürgerstiftung allen Kindern und Familien aus Rösrath im Herbst schenken, der Termin wird noch bekanntgegeben. „Wenn die Resonanz groß ist, wird es sogar zwei kostenlose Konzerte geben“, so Stephan Braun.
Vorlesetag 2024: Nach einem erfolgreichen Pilotprojekt im vergangenen Jahr, als Pia Zimmermann und Stephan Braun interessierten Kitas und Grundschulklassen in Schloss Eulenbroich vorlasen, soll es in diesem Jahr am Freitag, 15. November, für alle Gruppen auch einen Hol- und Bringservice geben, den die Bürgerstiftung ebenfalls organisiert. „Das wird für die Kinder ein ganz besonderes Erlebnis“, zeigt sich Berthold Kalsbach, Zweiter Vorsitzender der Bürgerstiftung und Geschäftsführer der Schloss Eulenbroich gGmbH, sicher. Weitere Aktionen der Bürgerstiftung sind darüber hinaus in Planung.
Wer die Aktionen der Bürgerstiftung Rösrath unterstützen möchte oder sich schon jetzt für den Vorlesetag anmelden möchte, schickt eine E-Mail an info@buergerstiftung-roesrath.de oder wendet sich an eines der auf der Internetseite angegebenen Vorstandsmitglieder. (wg)
Das Kuratorium
Das Kuratorium gilt als Aufsichtsgremium der Bürgerstiftung Rösrath. Ehrenvorsitzender: Prof. Alfred Neven DuMont (†); Ehrenmitglieder: Freya Steinkühler (†), Walter Stein; Mitglieder: Hans Vierkotten (Vors,), Ursula Wermerskirchen (Stv. Vors.), Olaf Friedrich, Inge Medenus, Dieter Medenus, Wolfgang Paaß, Brigitte Vierkotten, Heinz Sauer, Lothar Uedelhoven.