Rhein-Erft-Kreis – Wo wird gebaggert und verfüllt, wohin müssen welche Erdqualitäten transportiert werden, damit der Tagebau und die Rekultivierung in geordneten Bahnen verlaufen – Andrea Neubacher (40) ist als Bergbauingenieurin im Tagebau Garzweiler für die Förderpläne der Großgeräte zuständig.
Als die Bedburgerin nach dem Abitur vor der Frage stand, was sie werden wolle, hatte sie den Blick auf Beamtin, Industriekauffrau und Bergvermessungsassistentin gerichtet. Die Wahl fiel auf RWE. Im Unternehmen sind die Männer in der großen Mehrheit. In ihrem Ausbildungsgang gab es zwei junge Frauen und vier Männer. Übernommen wurden zwei, unter anderem Andrea Neubacher. Später legte sie im Abendstudium die Technikerin nach und dann die Ingenieurin. Seitdem erstellt sie tagesaktuell die Pläne, nach denen ihre Kollegen an den sechs Absetzern zu arbeiten haben.
Minutiös ist aufgezeichnet, was wohin verkippt wird. Der Ton muss nach einer Spezialbehandlung in die Deponie für Kraftwerksreststoffe, um diese abzudichten. Mit dem Kies wird der Tagebau an der Kippenseite Sohle für Sohle wieder verfüllt. Und der gute Lössboden wird als Krume für neue Ackerflächen eingesetzt. Er wird zurzeit nach Zwischenlagerung im Lössbunker vorwiegend nach Hambach transportiert.
Die Detailpläne richten sich nach einem Jahresplan in Schreibtischgröße, den Neubacher stets im Auge behalten muss. Beides gibt es natürlich auch auf dem Rechner, auf dem die Pläne erstellt wurden.
„Im beruflichen Umfeld habe ich fast nur mit Männern zu tun. Vielleicht, weil Frauen seltener Spaß an Mathematik und Naturwissenschaften haben“, sagt Neubacher, die „seit 20 Jahren Girls’ Day“ hat. Bei den Arbeitsbesprechungen sitze sie oft mit einem Dutzend Männern zusammen. „Die sagen mir oft, dass sie mit einer Frau am Tisch zu einer viel besseren Gesprächskultur finden.“ Auf den Fluren und im Büro sei der Umgang „ganz normal“, sagt Neubacher. Sie habe aber auch das erforderliche Portion Durchsetzungsvermögen. In der Ausbildung habe es noch den einen oder anderen herben Spruch gegeben. „Man muss lernen, damit umzugehen und entsprechend zu kontern.“
Auch bei Kaffee- und Geschirrspülmaschine in der Teeküche gebe es keine negative Sonderrolle für Frauen. „Aber manchmal bin ich einfach schneller. Daher mache ich es schon etwas häufiger, als die Männer“, räumt sie nicht ohne spöttischen Unterton ein. Und dass schon mal eine Einladung zum Meeting nur mit „Sehr geehrte Herren…“ überschrieben ist, halte sie „nicht für Absicht. Sonst würde ich mir schon Gedanken machen“.
Ihre Berufswahl habe sie „nie bereut“, zumal ihr Job mitunter spannende Detailarbeit verlange. So habe sie nach dem Fund einer Bombe im Verkippungsfeld unweit der jetzigen A 44n anhand ihrer Pläne genau nachvollziehen können, wo der Sprengkörper im Abraumfeld aufgenommen worden sein musste. „Schön ist, Pläne zu machen, noch schöner ist, wenn die Arbeiten auch umgesetzt werden können“, sagt Neubacher, zu deren abwechslungsreicher Arbeit auch die Modellierung der Rekultivierung der Tagebaue Frechen samt Papsthügel und Bergheim gehörten.