Ein Schüler aus Köln geriet im Mai vorigen Jahres mit seinem Kajak in ein Wehr. Er wurde unter Wasser gezogen und starb Wochen später. Wodurch die Erft sicherer werden soll:
Nach Tod eines SchülersSo soll die Erft für Freizeit-Paddler sicherer werden
Ende Mai 2022 verunglückte ein Kölner Schüler (16) mit seinem Kajak am Wehr in der Bedburger Innenstadt. Einige Wochen später starb er an den Folgen. Schnell wurden Rufe nach strengeren Sicherheitsmaßnahmen an der nah am Wehr liegenden Ausstiegsstelle laut. Was ist daraus geworden?
Am meisten getan hat die Bedburger Feuerwehr. Dank des beispielhaften Einsatzes eines Feuerwehrmannes konnte der Junge im Mai 2022 zunächst aus dem Wasser geborgen werden. Doch das reichte der Wehr nicht.
Der Bedburger Feuerwehrchef Guido Garbe erläutert: „Wir haben in der Zwischenzeit gelbe Auftriebskörper angeschafft, die wir dem Verunfallten um den Hals legen können, damit er über Wasser bleibt. Auch für die Einsatzkräfte gibt es neue Rettungswesten, mit der man den Kameraden und den Verunfallten an einem Seil aus der Strömung ziehen kann.“
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Feuerwehrleute werden von der DLRG in der Wasserrettung geschult
Doch das ist noch nicht alles. Auch ein neues Schlauchboot hat die Bedburger Feuerwehr bekommen. Es verfügt über einen festen Rumpf, sodass es auch über Wehrbauten aus Beton, Steine und andere harte Gegenstände zur Unfallstelle vordringen kann. Mit den gelben Halskrausen ausgestattet werden Einsatzkräfte aus den Bereichen Bedburg, Kaster/Königshoven und Lipp, denn diese betreuen außer der Erft auch den Kasterer See und das Peringsmaar.
Zusätzlich werden die Feuerwehrmänner von der DLRG gezielt in der Wasserrettung von Ertrinkenden geschult.
Auch der Erftverband will die Gefahren an der riskanten Stelle vor dem Bedburger Wehr reduzieren. Dafür werde ein neuer Rettungsring und eine spezielle Leiter bei einem der Anwohner deponiert, berichtet Ulrich Muris, Abteilungsleiter der Gewässerunterhaltung beim Erftverband.
Und auch damit ist es nicht genug: „Wir werden in den nächsten Wochen an der Ausstiegsstelle einen Abweisungsbalken installieren. Wenn ein unerfahrener Kanute am Ausstieg vorbeitreibt, dann bleibt das Boot an dem 15 bis 20 Zentimeter über dem Wasserspiegel befindlichen Balken hängen, bevor es in die Schleuse gerät.“
Ausprobieren wollen die Verantwortlichen vom Erftverband den Abweisungsbalken mit mehreren schweren Sandsäcken im Boot. Bestenfalls werden Kanu und Paddler von der Strömung sanft an den Rand geleitet, wo man sie leichter retten kann.
Zusätzlich will der Erftverband ein Stahlseil über die Erft spannen. An ihm befestigt werden sollen „extrem gut sichtbare“ Bojen, an denen Griffe befestigt sind. Sollte alles schiefgehen, können Verunfallte sich an diesen Griffen festhalten, bis Hilfe kommt.
Ulrich Muris hätte es aber am liebsten noch sicherer: „Wenn der Kanubetrieb eingestellt würde, würde ich vor Freude in die Hände klatschen.“ Auch Feuerwehrchef Guido Garbe ist skeptisch: „Wir gehen davon aus, dass so etwas wie im vergangenen Jahr wieder passieren kann. Das ist überhaupt nicht ausgeschlossen. Deswegen haben wir uns so aufgestellt, dass wir besser helfen können.“
Der bekannte Bedburger Naturschützer Rolf Thiemann stößt beim Ortstermin zufällig dazu: „Seit über 20 Jahren bemängele ich die Sicherheitsmängel vor diesem Wehr. Schon häufig sei es zu Gefahrenlagen gekommen, so Thiemann. „Manchmal steuern die Unkundigen auch in die Büsche hinein oder zerstören Uferzonen – besonders bei Vatertagstouren und so etwas. Es sind immer Unkundige, denen das passiert, nicht die Mitglieder vom Bergheimer Kanuclub, denen passiert hier gar nichts. Aber für Laien ist die Erft hier wirklich saugefährlich.“
Was kaum einer weiß: Wer die Erft befahren will, muss sich beim Kanuverein in Bergheim anmelden. Bei den Leihkanus müssen laut Feuerwehr auch Guides mitfahren. Der Betreiber des Kanuverleihs in Bergheim-Paffendorf war nicht für eine Stellungnahme zu erreichen.