- Armin Laschet oder doch Markus Söder? Die Frage nach dem Kanzlerkandidaen der CDU/CSU wird momentan heiß diskutiert.
- Auch Vertreter im Rhein-Erft-Kreis stellen sich diese Frage - wir haben bei vier ehamligen und aktiven Christdemokraten nachgefragt.
- Die Tendenz geht klar zu Armin Laschet.
Rhein-Erft-Kreis – Wer wird Kanzlerkandidat von CDU/CSU? Die Frage droht die Christdemokraten zu zerreißen. Wir haben vier prominente CDU-Vertreter gefragt: Wer soll die Kandidatur übernehmen?
Jürgen Rüttgers
Eindeutig für einen CDU/CSU-Kanzlerkandidaten Armin Laschet spricht sich der ehemalige NRW-Ministerpräsident Jürgen Rüttgers aus Pulheim aus. „Voraussetzung für den Wahlsieg einer Volkspartei ist eine ökonomische, eine soziale und kulturelle Mehrheit in der Bevölkerung. Wer Volkspartei sein will, braucht Mehrheiten nicht nur bei seinen Stammwählern“, sagt Rüttgers. Damit spielt er offenbar auf das ausgleichende Temperament Laschets an und untermauert, „dass eine Volkspartei alle Milieus und Schichten vertreten muss“. Sie sei für das Allgemeinwohl da.
Und was ist mit den im Vergleich zu Söder schwächeren Umfragewerten Laschets? „Es lohnt sich nicht, sich mit diesen Umfragen näher zu beschäftigen. Wer weiß denn schon, wie die Stimmung in einem Vierteljahr ist?“ Allerdings müssten Parteien wieder klarer sagen, wofür sie eigentlich stünden. Sie müssten konkretisieren, was sie wollten „und das müssen sie dann auch machen“, mahnt Rüttgers. In diesen Punkten hätten alle Parteien Defizite.
Bernhard Worms
Es klingt nach Altersweisheit, wenn der 91-jährige ehemalige CDU-Spitzenpolitiker aus Pulheim sagt: „Man muss als Demokrat und noch mehr als Mensch wissen, dass man nicht die Weisheit für sich gepachtet hat.“ Ein Kanzlerkandidat dürfe kein Dominator sein, er müsse zuhören können, „die andere Seite hören, auch politisch Andersdenkende“ – und man sei als Spitzenkandidat „rückhaltlos zur Wahrheit verpflichtet“. Er hoffe, dass die Entscheidung auf Laschet hinauslaufe, „und da bin ich sehr froh, dass ich mich von Anfang an für Armin Laschet ausgesprochen und eingesetzt habe“.
Worms kennt das politische Geschäft auf kommunaler, Landes- und Bundesebene seit Jahrzehnten. Er war ehrenamtlicher Landrat des damaligen Erftkreises, Fraktionsvorsitzender der CDU-Landtagsfraktion in Düsseldorf und beamteter Staatssekretär unter Minister Norbert Blüm im Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung.
Worms gilt als bodenständig, aber auch als gewiefter Taktiker. Von vielen Erfolgen, aber auch Misserfolgen kann er berichten. So unterlag er 1985 als Spitzenkandidat der NRW-CDU dem späteren SPD-Ministerpräsidenten Johannes Rau. Was sagt er zu den mageren Umfragewerten Laschets? „Das ist die Aufforderung, nur noch mehr zu tun, als man sich ohnehin vorgenommen hat.“ Er, Worms, sei damals an die Grenze des physisch und psychisch Machbaren gegangen und habe 395 Wahlveranstaltungen besucht. „Leider hat es trotzdem nicht für den Wahlsieg gereicht.“ Was ist mit den Wahlaussichten? „Ich glaube nicht, dass es bei der Bundestagswahl eine Mehrheit gegen die stärkste Fraktion geben wird.“ Kein Zweifel für ihn, dass das die Christdemokraten sein werden.
Georg Kippels
„Ich habe mich früh positioniert und bin nach wie vor der Meinung, dass Armin Laschet der richtige Kanzlerkandidat wäre“, sagt der Bedburger Bundestagsabgeordnete Georg Kippels. Die schlechten Umfragewerte für den Ministerpräsidenten sind für ihn kein tragendes Argument pro Söder. „Umfragen sind vergänglich.“ Drei Wochen vor der Landtagswahl 2017 habe Laschet in den Umfragen deutlich hinter der Amtsinhaberin Hannelore Kraft gelegen und es dann doch noch in einer dramatischen Aufholjagd geschafft. „Wir brauchen einen stark integrativen Menschen mit Regierungserfahrung, aber auch mit Erfahrung darin, sensible Koalitionen zusammenzuhalten“, sagt Kippels. Zudem müsse der Kanzlerkandidat auch die Fähigkeit haben, durch Kompromissbereitschaft Ergebnisse herzustellen. „Der Kompromiss ist ein wesentliches Handlungsmerkmal der Politik.“ Laschet verfüge über diese Fähigkeit.
Auf jeden Fall sei es nun angezeigt, zügig zu einer Entscheidung zu kommen. „Es ist derzeit sicher nicht die wichtigste politische Aufgabe, den Kanzlerkandidaten der Union zu küren, das haben Laschet und auch Söder bereits gesagt.“
Detlef Seif
Zu keiner Aussage möchte sich der Bundestagsabgeordnete für den Wahlkreis Rhein-Erft-Kreis II/Euskirchen hinreißen lassen. „Ich beteilige mich nicht an öffentlichen Diskussionen“, sagt Detlef Seif. In einer offen geführten Debatte sehe er eine Gefahr für die Geschlossenheit der Union, die in inhaltlichen Fragen derzeit gerade so groß wie seit Jahren nicht mehr sei. „Die Kanzlerfrage muss schnell, aber intern geklärt werden.“ Schnell – das bedeute innerhalb der nächsten ein bis zwei Wochen.
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Von der Persönlichkeit und den Fähigkeiten her seien beide Kandidaten für das Kanzleramt geeignet. „Wer auch immer es wird, erhält meine volle Unterstützung“, sagt Seif.