Bergheim-Niederaußem – Am 31. Dezember 2038 schaltet das Essener Energieunternehmen RWE den Kraftwerksblock K in Niederaußem ab. So sieht es der Stilllegungspfad zum Braunkohleausstieg vor. Was danach mit der riesigen Anlage und der Fläche passiert, ist noch unklar. Die Bergheimer Grünen wagten jetzt einen Vorstoß und präsentierten ihre Pläne für die Nachnutzung des Kraftwerks.
Dabei, und das betonten Thomas Roos (Parteichef der Bergheimer Grünen), Peter Hirseler (Fraktionschef), Rüdiger Warnecke (Bundestagswahlkandidat) und Oliver Krischer (MdB und dort stellvertretender Fraktionsvorsitzender der Grünen) bei der Vorstellung in der Medio Lounge immer wieder, gehen die Grünen von einem früheren Ende der Kohle aus, nämlich bereits 2030.
Bergheim: Von Dom zu Dome
Die Grünen Bergheim wollen die Kraftwerksblöcke A bic C abreißen. Der rund 200 Meter hohe Kühlturm von RWE soll bestehen bleiben und als „Green Dome" das Zentrum des neuen „klimaneutralen Stadtteils von Morgen“ werden.
Der Turm soll von außen komplett bewachsen sein, die Trichteröffnung soll abgeschrägt und die komplett mit Solarzellen bedeckt werden. Innerhalb des Green Dome soll auf 21 Ebenen Platz für Gewerbe sein. Die Grünen kommen in ihrem Modell auf 100.000 Quadratmeter Fläche. „Wir müssen also keine neuen Flächen für Gewerbegebiete versiegeln, sie ist da“, sagte Peter Hirseler.
Neues Gewerbe und Windenergie für Bergheim
Weiter schwebt den Grünen eine Fabrik für Batterierecycling auf dem Gelände vor, Start-ups sollen angezogen werden, ebenso Forschungseinrichtungen und viele andere Betriebe für das „grüne Arbeitsgebiet“.
„Wir wollen damit aber auch etwas Nicht-Akademisches auf den Weg bringen“, erklärte Thomas Roos. Denn bei RWE arbeiteten gut ausgebildete Handwerker. Und der Fachkräftemangel zeige, dass es genau die auch in Zukunft brauche. „200 Studienplätze allein bringen die Region nicht weiter", so Roos.
Kraftwerk Niederaußem: Neuer Stadtteil für Bergheim
In den Überlegungen der Grünen, die laut ihnen nicht in Stein gemeißelt seien, sondern vor allem erst einmal die Diskussion anregen sollen, entsteht zwischen Auenheim und Niederaußem ein neuer Stadtteil.
In Sachen Mobilität setzen die Grünen unter anderem auf das Kraftraumshuttle, ein möglichst autonom fahrendes On-demand-Bussystem, das kürzlich von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier als förderfähig eingestuft wurde, auf den Terra-Nova-Speedway sowie auf die Stadtbahnlinie, die zwischen Köln und Niederaußem entstehen soll. „Von Dom zu Dome“, scherzte Hirseler.
Planungshoheit liegt bei Stadt Bergheim
24 neue, vertikale Windräder sollen für Energie sorgen. Der Barbarasee, der vom Gillbach gespeist werden, sorge für den Hochwasserschutz. Auch wenn die Fläche RWE gehöre, liege die Planungshoheit bei der Stadt, betonte Fraktionschef Hirseler. Auch die Änderung des Regionalplans und weitere planungsrechtliche Hürden seien bei den Überlegungen einbezogen worden.
Oliver Krischer, der nach seinem Besuch in Bergheim auf seiner Wahlkampftour noch Halt in Frechen, Hürth und Brühl machte, lobte die Ideen seiner Bergheimer Parteikollegen. Man müsse überhaupt mal damit anfangen, darüber zu diskutieren, was nach der Kohle komme. „Wir müssen die Tatsachen akzeptieren und uns damit auseinandersetzen.
„Seit Jahren herrscht Ideenlosigkeit in der Planung“, monierte Rüdiger Warnecke. Man hätte Konzepte wie diese schon vor Jahren auf den Tisch legen müssen. Bei der Präsentation waren auch Grüne aus Bedburg, Kerpen und Rommerskirchen anwesend.