Die Flut an Erft und Ahr 2021, die Zunahme der Starkregenfälle – diese Ereignisse beschäftigen Experten und Bürger.
FlutkatastrophenTipps für Starkregen in Rhein-Erft – mobile Schutzelemente sollen helfen
Die Flutkatastrophe 2021 an Ahr und Erft ist ins kollektive Gedächtnis eingebrannt. Und auch die Wassermassen, die Bedburg im Sommer überschwemmten, und die jüngsten Unwetter in Westfalen und der Eifel machen deutlich: Die Unwetter mit Starkregen werden häufiger und haben schlimmere Folgen. Am Infomobil des Kölner Hochwasser-Kompetenz-Centrums (HKC) vor der Zentrale des Erftverbands erhielten Interessierte wertvolle Tipps zur Vorsorge und zum Verhalten bei Hochwasser.
Anlass der Bürgerinformation war ein Wissenschaftskolloquium zum Thema Frühwarnung und Risikokommunikation, das das Projektgremium KAHR (Klima, Anpassung, Hochwasser, Resilienz) unter Leitung der Professoren Jörn Birkmann (Raumplanung, Stuttgart) und Holger Schüttrumpf (Wasserwirtschaft, Aachen) beim Erftverband in Bergheim organisiert hatte.
„Auf den Kommunen liegt eine besondere Last“, betonte Birkmann. Das Personal reiche oft nicht aus, kommunale Gebäude nach Flutereignissen zu ersetzen. Schon 2026 ende die Antragsfrist für Fördermittel zum Wiederaufbau nach der Flutkatastrophe 2021, was oft kaum zu bewältigen sei. Das Projekt KAHR ist bis 2024 befristet.
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Ein Wasserzaun kann eindringendes Wasser abhalten
Neben der Fachdiskussion gab es vor der Tür des Erftverbands praktische Tipps. Zahlreichen Interessenten konnten Lina und Jacob Fitz vom HKC Schutzvorkehrungen und Verhaltensvorschläge erläutern. So kann ein einfach und in der Not schnell zu montierender Aqua Fence (Wasserzaun) Garagen, Kellerfenster und tiefer liegende Türen vor dem Eindringen des Wassers schützen.
In den Fenstern können – schon deutlich aufwendiger mit fachlicher Montage – Flutschotts eingebaut werden. „Wichtig ist der Einbau moderner Rückstauschieber und deren regelmäßige Wartung“ erläuterte Lina Fitz.
Auch einen Notfallkoffer hatte das HKC gepackt, der in jedem Haushalt bereitstehen sollte. „Noch praktischer ist ein Rucksack, weil man dabei die Hände frei hat“, riet Lina Fitz. Getränke, Konserven, ein Campingkocher, Kerzen, Taschenlampe, Radio, ein kleines Erste-Hilfe-Paket, Decke und Streichhölzer solle die Notfallausrüstung mindestens enthalten. „Auch Kopien wichtiger Unterlagen sind wichtig“, betonte die Fachfrau.
Ihr Bruder Jacob stellte den Hochwasserpass vor. „Unsere Fachleute schauen sich die Situation vor Ort an und zeigen die Schwachstellen im Haus auf.“ Sind die fachmännisch abgestellt, kann mit dem ausgestellten Pass die Prämie für die Versicherung gegen Hochwasserschäden geringer ausfallen.
Fitz stellte auch handliche und wiederverwendbare Säcke vor, die mit leichtem, durch Wasser aufquellendem Material statt mit Sand gefüllt sind.
Gottfried Bühr und Heike Friedberg wohnen an der Kleinen Erft in Quadrath-Ichendorf. Bei der Flut vor zwei Jahren sind sie glimpflich davongekommen. Vorsorglich hatten sie den Keller ihres Hauses leergeräumt. Der Schreck der drohenden Sintflut, als noch nicht sicher war, ob die Staumauer der Steinbachtalsperre halten würde, sitzt ihnen jedoch bis heute im Nacken.
„Die Intensität der Unwetter wird zunehmen“, fürchtet Gottfried Bühr. Die Tipps über schnell aufbaubare mobile Schutzelemente hätten ihm „viel geholfen“. Es sei „vieles möglich, das leicht selbst installiert werden kann“. Schade fand er lediglich, dass bei der Veranstaltung keine Mitarbeiter des Erftverbands für Rat und Einschätzungen vor Ort waren.