Zur Neuauflage der Talkrunde „Loss mer schwade“ war die Klüttenstube der Brühler Gaststätte Kreisch komplett besetzt.
TalkrundeFestkomitee-Präsident Kuckelkorn sprach in Brühl über Karneval in Krisenzeiten
Zur Neuauflage der Talkrunde „Loss mer schwade“ war die Klüttenstube der Brühler Gaststätte Kreisch am Montagabend komplett besetzt. Der Gründer der Gesprächsrunde Markus Krücken hatte diesmal den Festkomitee-Präsidenten Christoph Kuckelkorn, die Sängerin der Karnevalsband Kempest Finest, Nicole Kempermann, und den Leiter des Rosenmontagszugs Marc Michelske zum Gespräch mit Klappstuhlmoderator Till Quitmann eingeladen.
Für einen Livestream des Formates auf die Facebook-Seite drückte Techniker Yener Kisla die richtigen Knöpfe. Vor allem eines machten die Karnevalspromis deutlich, der Kölner Karneval habe in seiner Geschichte schon schwere Krisen überstanden, an seinem Bestand werde auch der Ukraine-Krieg, der Bruch der Ampelkoalition oder Amerikas neuer Präsident nichts ändern.
Marc Michelske sieht „viel Stoff für Protestwagen“
Vielmehr sah Christoph Kuckelkorn den Karneval als das stabilisierende Element der Gesellschaft in Krisenzeiten, als „Therapiesitzung für die Rheinländer und Kölner“. „Viel Stoff für Protestwagen“ böten die derzeitigen Krisen“, fand Marc Michelske. Freilich machten aber die steigenden Auflagen und Kosten im Sicherheits- und Sanitätsbereich, Bühnenaufbau und Catering den Rosenmontagszug immer teurer. Die Veranstaltungskosten drückten auf die ehrenamtliche Tätigkeit gerade kleinerer Karnevalsvereine, erläuterte Marc Michelske.
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Etwaige Gründe für einen Ausfall des Rosenmontagszugs sah er nicht angezeigt, aber die Veedelszöch seien schon gefährdet. Das Festkomitee kämpfe darum, die Dinge wieder in einen vernünftigen Rahmen zu bringen: „Wir brauchen Wertschätzung aus Verwaltung und Politik.“ Immerhin bereiteten sie mit dem Rosenmontagszug Hunderttausenden ein kostenloses und dazu einzigartiges Erlebnis.
Einblick in das finanzielle Gefüge einer Karnevalsband gab Nici Kempest. Im Unterschied zum Vater, der nur mit der Gitarre zum Auftritt aufgekreuzt sei, erwarteten die Menschen heute mehr von dem Auftritt bei einer Sitzung. Ihre Band aus Berufsmusikern beschäftige eine ganze Crew von Technikern, alle wollten von den Auftritten leben.
Sie sah die Chance, für den Karneval in Krisenzeiten ein Zeichen zu setzen: „Wir zelebrieren Liebe.“ Daran erinnere schon das aktuelle Dreigestirn mit seinem Motto „Faste Love nd“. Die sexuelle Orientierung des Dreigestirns sprach Till Quitmann an. Schwule Prinzen, Bauern und Jungfrauen habe es im Kölner Karneval schon immer gegeben, wichtiger sei, dass die Gesellschaft „StattGarde Colonia Ahoj“ in der kurzen Zeit ihres Bestehens den Karneval mit „Qualität und Tiefgang“ nach vorne gebracht habe. „Dass sie schwul sind, spielt überhaupt keine Rolle“, sagte er.