Unter dem Motto Weltkulturerbe der Liebe warb die lokale LSBTQIA*-Community für Akzeptanz und Vielfalt.
Akzeptanz und VielfaltRund 1000 Menschen feierten den ersten Christopher Street Day in Brühl
Eine einzelne Trompete aus den Reihen der SPDqueer Köln stimmte noch die Note der Schwulenhymne „YMCA“ an, bevor sich Brühls erster Pride-Umzug mit wehenden Flaggen vom Balthasar-Neumann-Platz aus in Richtung Innenstadt in Bewegung setzte. Etwa 1000 Menschen hatten sich am Samstag zum Demonstrationszug anlässlich des ersten Christopher Street Days in der Schlossstadt unter dem Motto „Weltkulturerbe der Liebe“ formiert. Die lokale „LSBTQIA*“-Community warb für Akzeptanz und Vielfalt.
Allen voran schritt das Orga-Team des Brühler Queer-Treff, es waren Bo Divine, Sirin Seitz, Ida Görlitz und Julian Wortmann, Seite an Seite mit der stellvertretenden Bürgermeisterin Elisabeth Jung. Schilder mit den Aufschriften „Brühl ist bunt“, „CSD statt AFD“ oder „Für Toleranz und Vielfalt“ waren zu sehen. Vom Vorzeigen von Landesfahnen hatte der Brühler Stammtisch gebeten, abzusehen. Viele Flaggen hatten sie selbst verteilt: Flaggen wie die „Progress Pride Flag“, die mit ihren Farben die unterschiedlichen Gruppierungen des Umzugs wie Lesbische, Schwule, Bisexuelle, Transsexuelle, Queere, Intersexuelle, asexuelle Menschen und viele andere mehr symbolisiert.
Die Organiatoren des CSD-Köln kamen zur Unterstützung nach Brühl
Gekommen waren Menschen aus den Queer-Stammtischen in Bedburg, Kerpen und Euskirchen. Den „noch kleinen“ Umzug in der Nachbarstadt wollten aber auch Organisatoren des CSD-Köln unterstützen, wie Detlef und Holger Mücke, die SPDqueer Köln mit ihrem Vorsitzenden Thomas Krämer oder die Puppy Cologne, die leicht bekleidet und mit Hundenasen aus ihrem Fetisch keinen Hehl machten.
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Zum „Flagge zeigen“ war Lea Maria Schneider erschienen. Die Jusos aus Brühl marschierten mit, die Omas gegen Rechts, aber auch die Karnevalsgesellschaft Brühler Schloßgarde mit ihrem Dreigestirn 2025. „Wir stehen für Diversity, wir möchten alle an einen Tisch holen“, sagte Bauer Ralf Schönenberg. Für Musik sorgte die Brühler Formation Sambasurium.
Nach einer halben Stunde erreichte der Umzug das alte Rathaus
„Ich finde die Leute mutig und faszinierend“, sagte eine Frau am Straßenrand. Viele zückten in der Restaurantmeile in der Uhlstraße ihre Mobiltelefone, um eine Aufnahme des bunten Umzugs zu ergattern. Nach einer guten halben Stunde erreichte die Pride-Parade den Platz vor dem alten Rathaus.
Hier hatte die grüne Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik, die am Selbstbestimmungsgesetz mitgearbeitet hatte, den ersten Christopher Street Day vor der Demo eröffnet. Sie erzählte aus ihrer eigenen Biografie, erinnerte sich an den Bruch von Beziehungen und Anfeindungen, als sie sich im Alter von 16 Jahren als Transfrau geoutet habe. An die Scham, die sie noch während des Studiums in die Einsamkeit getrieben habe und ihren Entschluss aufgrund ihrer persönlichen Erfahrungen Politik machen zu wollen.
„Wir als queere Menschen haben verdient, ohne Angst leben zu können und auch öffentliche Räume für den CSD in Anspruch zu nehmen“, betonte Slawik. Mit Sorge beobachte sie das Aufkeimen menschenverachtenden Denken von Rechts, die für Menschen wie sie keinen Platz in der Gesellschaft vorgesehen hätten.
An eine schwierige Jugendzeit in einem „erzkonservativen Brühl“ als schwuler junger Mann, erinnerte sich ein Besucher der Pride, der 58-jährige Ludger Giesen. Eigens aus München sei er mit seinem Ehemann Lutz Kunert angereist, als er vom ersten Christopher Street Day gehört habe.
„Ich bin der schwule Junge mit den langen blonden Haaren aus dem Elisabeth-Gymnasium“, stellte sich Brühls Drag-Queen Ripley Myers auf der Bühne vor. Im katholischen Gymnasium sei die Schulzeit „kein Zuckerschlecken“ für sie gewesen, erinnerte sich das allseits bekannte 39-jährige Brühler Mädchen. „Tretet aus dem Schrank, tretet in die Öffentlichkeit“, forderte Myers auf.
Für Partystimmung auf dem Rathausvorplatz sorgte die Brühler Dragqueen genauso wie „The Only Naomy“, das Brühler Duo „Müller un Major“, „foXee“ und viele andere Künstler*innen.
Im Bistro Hollywood, dem Zuhause des Brühler Queer-Treff, feierte die Queer-Szene bis in die Nacht. „Die Menschen, die uns beim Umzug aus den Fenstern und vom Straßenrand zugewunken haben, haben für einen der glücklichsten Momente seit langer Zeit gesorgt“, zeigte sich Sprecher Julian Wortmann froh, als alles vorbei war.