Die Verwaltung sieht steigende Kosten für die Instandhaltung der Parkplätze, der Einzelhandel befürchtet schwindende Umsätze.
Handel protestiertStadt will Parkgebühren in Brühl deutlich anheben
Wer in Brühl sein Auto parken will, dürfte künftig etwas tiefer in die Tasche greifen müssen. Die Verwaltung schlägt eine Erhöhung der Gebühren für das Abstellen von Fahrzeugen auf den öffentlichen Parkplätzen und den bewirtschafteten Stellplätzen entlang der Straßen vor.
Zwar steht die Diskussion des Themas im Verkehrsausschuss der Stadt noch aus, doch dem Verband der Brühler Einzelhändler Wepag schwant schon vor der Sitzung am Dienstag, 28. Februar, 18 Uhr, in der Mensa der Clemens-August-Schule Böses. „Ich halte das für ein falsches Signal. Jede Maßnahme, die den Handel behindert, macht ihn nur schwächer, erklärt der Wepag-Chef Frank Pohl.
Brühler Einzelhändler befürchten Umsatzrückgänge
Der Brühler Einzelhandel brauche aber angesichts der Konkurrenz in der Nachbarschaft und im Internet eine unterstützende Politik. „Was geschieht, wenn man Parkplätze sperrt, hat man bei der Aktion Brühl macht Platz gesehen“, blickt Pohl auf das Verkehrsexperiment im Spätsommer 2023 zurück, als der Belvedere mit seinen mehr als 200 Stellplätzen für einige Wochen nicht als Parkplatz diente. Die Umsätze hätten gelitten.
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Höhere Gebühren seien ebenfalls eine Hemmschwelle für die „fahrende Bevölkerung“, ist er überzeugt. Dass es auch anders gehe, zeige das Beispiel Frechen. Dort werde ein Parkhaus mit 319 kostenfreien Stellplätzen gebaut, das auch sichere Abstellmöglichkeiten für Fahrräder biete. Laut Pohl eine „durchdachte Infrastrukturmaßnahme, die den Zugang zur Innenstadt erleichtert und den Handel stärkt“.
Der Beschlussentwurf der Brühler Verwaltung sieht vor, vermutlich von April an die Parkgebühren von 50 Cent auf einen Euro für die erste Stunde und von einem auf zwei Euro für weitere Stunden auf den städtischen Parkplätzen zu erhöhen. Auf bewirtschafteten Stellplätzen am Straßenrand sollen es weiterhin zwei Euro für die erste Stunde sein, aber mit drei Euro für die Folgestunde einen Euro teurer werden.
Viele Jahre seien die Gebühren unangetastet geblieben, argumentiert die Stadt. Unterhalt und Betrieb der Parkplätze, Parkhäuser und Parkscheinautomaten seien aber teurer geworden. „Auch die privaten Parkplatzanbieter haben in den letzten Jahren zum Teil mehrfach die Preise nach oben angepasst“, heißt es in der Vorlage.
Daniel Bunčić, Stellvertretender Fraktionschef der Brühler Grünen, hält die Argumentation der Verwaltung für schlüssig. „Im Vergleich mit anderen Kommunen sind die Gebühren dann immer noch sehr gering und man ist immer noch weit davon entfernt, die Kosten für die Instandhaltung zu decken“, sagt er. Seine Fraktion halte die Anpassung für eine sehr sinnvolle verkehrspolitische Maßnahme, die lenkende Wirkung habe und es attraktiver mache, mit dem ÖPNV, zu Fuß oder mit dem Rad in die City zu kommen.
„Diese Art von Umerziehung wollen wir nicht“, sagt dazu Pohl, der neben seinem Engagement für die Wepag auch stellvertretender Fraktionschef der CDU ist. Er bemängelt, dass die Ausleihe von REVG-Fahrrädern massiv subventioniert werde. Gleichwohl wisse man, dass „man das Thema anpacken müsse“. „Mit einer moderaten Erhöhung der Parkgebühren könnten wir leben“, sagt er. Dem schließt sich Jochem Pitz, FDP-Fraktionschef, an: „Im Hinblick auf Haushaltslage wäre es in Ordnung, einen Euro statt 50 Cent für die erste Stunde zu nehmen. Weitere Stunden zu verteuern, halten wir für falsch.“