Brühl – Es gibt Fußballfans, denen genügt es, Spiele vor dem heimischen Fernsehgerät zu verfolgen. Dann gibt es die, die mehr oder weniger regelmäßig ins Stadion gehen, vielleicht noch den Amateurverein im Wohnort unterstützen. Und es gibt Menschen, die der Faszination dieser Sportart ganz und gar erlegen sind. Menschen wie Julius Obladen.
Angefangen hat es ganz klassisch. Der Vater nahm den damals siebenjährigen Julius mit zum Heimspiel des 1. FC Köln. Ein 6:1-Sieg über den Karlsruher SC im August 1988 war eigentlich ein toller Einstieg. Doch der Debütant war wegen des Gegentores unzufrieden. Er nörgelte derart penetrant, dass der Vater schließlich genervt feststellte: „Da bist du zum ersten Mal dabei und bist gleich der Experte?“ Mittlerweile steuert Obladen auf die Marke von 700 live erlebten Heim- und Auswärtsspielen des 1. FC Köln zu. Doch die Leidenschaft des Brühlers geht noch weiter.
Brühler fing Mitte der 1990er mit einem Trikot an
Seit Mitte der 1990er Jahre sammelt er Trikots. Anfangs waren es nur solche des FC. Das erste war ein Erbstück eines Onkels. Heute nennt er mehr als 200 Exemplare sein Eigen. Darunter nicht wenige „Matchworn“-Trikots. So nennt man die bei einem Spiel getragenen Leibchen. Sie unterscheiden sich zum Teil deutlich von den in den Fanshops erhältlichen Varianten.
In Obladens Sammlung finden sich beispielsweise Trikots von Bodo Illgner, dem Weltmeister von 1990. Ein mit grell-bunten Grafikelementen gestaltetes Torwarttrikot gehört zu seinen Lieblingsstücken. Erst kürzlich konnte Obladen den edlen Stoff von einem anderen Sammler erstehen. Er selbst verkauft keine Trikots mehr aus seiner Sammlung. „Der Markt ist voller Fälschungen und noch dazu völlig überhitzt. Da werden Preise bezahlt, das ist nicht mehr schön.“ Lediglich im Tausch gegen ein noch fehlendes Stück verlassen Trikots seine Sammlung. Den Schwerpunkt legt Obladen seit einiger Zeit auf Trikots des Ausrüsters Puma, die die Spieler des 1. FC Köln zwischen 1985 und 2002 trugen.
Brühler besucht Fußballspiele im In- und Ausland
Vor allem auf solchen mit den Sponsoren-Aufdrucken von Automobil-Hersteller Ford, der Citibank und dem US-Getränkeriesen Pepsi liegt sein Fokus. „Das waren meine Anfänge, deshalb finde ich die am schönsten“, sagt Obladen. Zu den zum Teil extrem seltenen FC-Trikots gesellen sich unter anderem Leibchen eines weiteren Vereins, der Obladen ans Herz gewachsen ist. Der schottische Traditionsverein Hibernian Edinburgh. Der Brühler schaut oft über den FC-Tellerrand hinaus und besucht Fußball-Spiele im In- und Ausland. Dabei ist es ihm einerlei egal, ob es Profi- oder Amateur-Begegnungen sind. Bei seinem ersten Besuch im „Easter Road Stadium“ war es um den Fan geschehen. „Ich war auf einmal so nervös, wie ich es eigentlich nur bei FC-Spielen bin“, erzählt Obladen von diesem Schlüsselmoment.
Mit seinen schottischen Freunden erlebte Obladen im Mai 2016 Historisches. Zum ersten Mal seit 1902 gewannen die Smaragdgrün-Weißen den schottischen Verbandspokal, den „FA Cup“. Es war sein viertes Pokalfinale in Schottland und das dritte mit den „Hibs“, wie der Verein unter anderem genannt wird. „Ohne Frage eines der tollsten Spiele, denen ich je beigewohnt habe“, versichert Obladen, der noch heute in seinen Erinnerungen daran schwelgt. „Ein Pokalsieg nach 114 Jahren, das war einfach unbeschreiblich.“
Freundschaftliche Beziehungen nach England und in die Schweiz
Darüber hinaus pflegt Obladen enge freundschaftliche Beziehungen zu Fans aus Doncaster, Norwich und Tranmere in England sowie aus Luzern und Kriens in der Schweiz. Carlisle United-Fan James Gibson gehört inzwischen zur Familie, ist er doch Pate von Obladens Sohn Jonas. Und natürlich besitzt Obladen von jedem dieser Vereine mindestes ein Trikot. Insgesamt umfasst die Sammlung um die 500 Stück.
Im Dachgeschoss seines Hauses hat der Sammler sich ein Zimmer dafür eingerichtet. Zudem lagern dort Schals und andere Fan-Devotionalien. Die Wände seiner Kellerbar zieren Schals, Trikots und unzählige Eintrittskarten. Ein weiteres besonderes Stück ist eine Original-Sitzbank aus dem Müngersdorfer Stadion, das zur Weltmeisterschaft 2006 dem Rhein-Energie-Stadion weichen musste. Souvenirs von weit mehr als 1000 erlebten Fußballspielen.