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Innenminister in BrühlHerbert Reul dankt den Helfern der Flutkatastrophe

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Sichtlich bewegt dankte Innenminister Reul den Helfern, die ihr Leben riskiert hatten.

Brühl/Rhein-Erft-Kreis – „Es macht Mut zu wissen, dass wir solche tollen Menschen hier in Nordrhein-Westfalen haben“, sagte am Montagmittag ein sichtlich gerührter NRW-Innenminister Herbert Reul. Er war nach Brühl zum Ausbildungszentrum der Polizei gekommen, um fünf Polizistinnen und Polizisten und einem Mitglied der Deutschen Lebens-Rettungsgesellschaft (DLRG) aus dem Rhein-Erft-Kreis die Verdienstmedaille zu verleihen.

Sie hatten bei der Hochwasserkatastrophe im Juli 2021 unter Einsatz ihres eigenen Lebens Menschen aus der Flut gerettet. „Die Medaille bekommen Sie persönlich, aber auch stellvertretend für alle 62.000 Kolleginnen und Kollegen, die wir namentlich kennen, und für die vielen Menschen, die spontan geholfen haben, die wir aber leider nicht kennen“, so Reul: „Sie geben den Helferinnen und Helfern ein Gesicht.“

Diese Medaillen bekamen die Helferinnen und Helfer der Flutkatastrophe als Anerkennung für ihren selbstlosen Einsatz.

Eigentlich hätte er für sie alle ein großes Fest organisierten wollen. „Es ist mir extrem wichtig, persönlich Dankeschön zu sagen“, so Reul. Man dürfte nicht vergessen, dass bei der Flut in NRW 49 Menschen zu Tode gekommen seien, vier von ihnen seien Feuerwehrleute gewesen, die selber geholfen hätten.

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Nur mit dem Boot erreichbar

Geehrt wurde Patrick Reichelt (47), Polizeitaucher und Besitzer eines Bootsführerscheins. Er ist bei der Bereitschaftspolizei in Brühl stationiert. Am Morgen des 15. Julis wurden er und seine Kollegen nach Heimerzheim gerufen. Die Feuerwehr nannte ihnen die Straßenzüge, in denen Menschen dringend auf Rettung warteten. Längst waren die Straßen überflutet, die Häuser nur noch mit dem Boot zu erreichen. Etwa 70 Anwohner hat Reichelt aus den Häusern gerettet. Jan Cramer (32) vom Deutschen-Lebens-Rettungsdienst Brühl war in Heimerzheim und Erftstadt im Einsatz – 72 Stunden ohne Pause.

Allein in den ersten 24 Stunden hat er mit seinem Zug rund 100 Menschen gerettet – darunter auch zwei Gehbehinderte, die er in selbstgebauten Tragen aus einem einsturzgefährdeten Haus holte.

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Als Beamter des Verkehrsdienstes wurden Roman Hardt (53) und sein Kollege Sven Straube (38) am Vormittag des 15. Juli auf die Luxemburger Straße gerufen. „Wir sollten die Abfahrt sperren, die Fahrzeuge zurück Richtung Brühl schicken“, berichtete Straube. Das taten sie auch noch, als das Wasser immer schneller stieg. Dabei retteten sie eine Rollstuhlfahrerin aus einem Taxi und viele Autofahrerinnen und Autofahrer, die nicht verstanden, was gerade geschah. Dann musste Hardt den Polizeiwagen aufgeben.

Zu Fuß kämpfte er sich weiter, klopfte dabei an die Scheiben der Fahrzeuge und nahm die Leute mit. Seine Kollegin Laura Schlott, die frei hatte, half in ihrem Privatwagen. Letztendlich musste aber auch sie ihr Fahrzeug aufgeben. Ein älteres Ehepaar hatten sie noch gerettet, bevor sie sich an einem Kipplader festhielten, der jedoch ebenfalls aufschwamm. „Wir werden sterben – wir müssen jetzt schwimmen“, hat Schlott gesagt. Und alle vier, das ältere Ehepaar, Straube und Schlott wagten es, den Lkw loszulassen. Ein Helfer rettete sie aus dem Wasser.