Auch im Rhein-Erft-Kreis wäre am 11.11. eigentlich Sessionsauftakt gewesen. Doch wegen der Corona-Pandemie wurde alles abgesagt.
Damit Karneval in diesem Jahr dennoch nicht ganz ausfallen muss, haben wir Henning Krautmacher gebeten, mit uns gemeinsam die Karnevalskiste auszupacken.
Der Frontmann der Höhner ließ sich nicht lange bitten, griff beherzt in die alte Truhe und kam angesichts der elf jecken Utensilien, die er zutage förderte, ins Plaudern und Sinnieren.
Doch er hatte auch mahnende Worte. Was er zu sagen hatte und welche Lied er zum Sessionsauftakt gesungen hat, können Sie ebenfalls in einem Video sehen.
Brühl – Normalerweise wird der Sessionsauftakt im alten Sudturm der Giesler-Brauerei auf drei Etagen gefeiert, dicht gedrängt und feuchtfröhlich. Aber was ist schon normal in diesem Jahr? Ganze sechs Leute verteilen sich mit corona-konformen Abständen im Standquartier der Fidele Bröhler Falkenjäger. Die haben eigens für uns aufgeschlossen. Denn wir wollten den Elften im Elften nicht so einfach vorübergehen lassen. Und haben Henning Krautmacher gebeten, unsere Karnevalskiste auszupacken.
Der Frontmann der Höhner ließ sich nicht lange bitten, griff beherzt in die alte Truhe und kam angesichts der elf jecken Utensilien, die er zutage förderte, ins Plaudern und Sinnieren. Dass die Lage ernst ist, lässt sich auch bei diesem heiteren Treffen nicht übersehen. Charlotte Peterek, als Tanzmariechen der Fidele Bröhler Falkenjäger „Bambi“ genannt, wollte eigentlich ihren Tanzoffizier Daniel Kiel („Rahmkamellche“) mitbringen. Ging nicht: Er ist in Corona-Quarantäne. Immerhin steht ihr Geschäftsführer Johannes Wahn („Hännesje“) zur Seite, der auch Hausherr im Sudturm ist.
Henning Krautmacher: „Besser einmal nicht feiern als nie mehr feiern“
Krautmacher wird erstmal ernst. Er mahnt zur Vorsicht, auch wenn das am Elften im Elften schwer falle: „Besser einmal nicht feiern, als nie mehr feiern.“
Der erste Griff in die schöne alte Kiste bringt eine Narrenkappe zum Vorschein. Eine kölsche Mütze sei das nicht, konstatiert der Fachmann nach intensiver Begutachtung. Immerhin findet er heraus, dass sie Herrn Müller gehört hat, der seinen Namen im Futter hinterlassen hat. Und weil sie deutliche Alters- und Gebrauchsspuren hat, wird Krautmacher geradezu ehrfürchtig. „Das mit der Heiterkeit nehmen wir ernst“, zitiert er Trude Herr. Wie er überhaupt gern und viel zitiert und über einen schier unerschöpflichen Fundus an Anekdoten, Geschichten und historischen Fakten verfügt.
Die Tuschmaschine, die als nächstes auftaucht, weckt ein wenig Wehmut ob all der Tuschs, die ihm in den kommenden Wochen entgehen. Prompt fällt ihm die Lösung ein: der Tusch als Klingelton auf dem Handy. Den Mottoschal aus der Kiste darf er natürlich behalten, „Bambi“ und „Hänneschen“ bekommen ebenfalls einen. „Mit der Pappnas fühlt man sich am Elften im Elften gleich besser“, sagt Krautmacher nach dem nächsten Griff in die Kiste. Und stimmt natürlich sofort den Höhner-Hit „Viva Colonia“ an: „Mit ner Pappnas jebore...“
Natürlich kann er erklären, warum die Pappnas Pappnas heißt, obwohl sie doch aus Schaumstoff ist. Sie habe ursprünglich zum Clownskostüm gehört und sei aus Pappmaché gewesen, lange bevor es Schaumstoff gab. Damals sei sie mit Gummibändern hinter den Ohren befestigt worden: „Davon haben die das gelernt heute mit ihren Corona-Masken.“
Henning Krautmacher wird an seine Mutter erinnert
Der FC-Schal inspiriert ihn zu dem Vergleich, die Mannschaft sei wie ein Elferrat ohne Publikum. Das Tambourin, das vor Jahren mal der Orden der Kölnischen Rundschau war, nutzt er sofort. Bob Dylans „Tambourine Man“ zum Schunkeln – mal was anderes. Problemlos schafft er den Übergang zu „Wenn et Trömmelche jeht“, und einmal – aber wirklich nur einmal – singen wir mit. Die blaue Federboa erinnert den Bühnenprofi an seine Mutter, die ihr Kostüm mit einer langen Zigarettenspitze vervollständigte. Er habe als Kind nicht begriffen, wie man Charleston tanzt.
Das Kistenauspacken mit Henning Krautmacher wird zu einem höchst unterhaltsamen, aber auch lehrreichen Streifzug durch die Geschichte des Karnevals. Ob es das Brikett ist, das das Oberaußemer Damendreigestirn als Orden nutzte, oder eine Tüte Konfetti – Henning Krautmacher fällt zu allem etwas ein. Da fällt es schwer, am Ende wieder einzupacken und den Deckel zu schließen. Aber was sein muss, muss sein.
Zum Schluss bekommt jeder den aktuellen Orden der Falkenjäger – überreicht mit spitzen Fingern und langem Arm, ohne Umarmung, ohne Bützchen. „Das ist mein erster Orden in dieser Session“, stellt Krautmacher fest. Es kann gut sein, dass es auch der einzige bleibt. Der kommt nicht in die Karnevalskiste. Der bekommt einen Ehrenplatz.