Platz 21 reicht für den SPD-Politiker aus Bedburg nicht. Er könnte möglicherweise bis 2029 nachrücken, falls zwei Abgeordnete ausscheiden.
Bundestagswahl 2025Spielmanns aus Bedburg verpasst Bundestagseinzug über die Landesliste knapp

Mit einer kämpferischen Rede hatte sich Aaron Spielmanns erfolgreich als Bundestagsdirektkandidat der SPD beworben. Für den Einzug in den Bundestag reichte es wie schon 2021 nicht.
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Aaron Spielmanns hat den Sprung in den Bundestag knapp verpasst. Als 21. auf der NRW-Landesliste der SPD reichte es für den Bedburger nicht, da die Liste nur bis Platz 19 zog. Falls eine Politikerin beziehungsweise ein Politiker, der vor ihm steht, das Mandat nicht antritt oder während der Legislaturperiode in den kommenden vier Jahren ausscheidet, hat der 27-Jährige gute Chancen, auf Umwegen nach Berlin zu kommen.
Spielmanns kündigte an, er werde sich ungeachtet des verpassten Einzugs in den Bundestag weiter auf sein „politisches Schaffen“ konzentrieren. Er ist unter anderem stellvertretender Vorsitzender der SPD im Rhein-Erft-Kreis sowie Vorsitzender und Geschäftsführer der Jusos in Bedburg.
Dieses Mal war der Rückstand auf Kippels deutlicher als 2021
Spielmanns hatte den Sprung nach Berlin schon vor vier Jahren knapp verpasst. Damals hätte er allerdings beinahe das Direktmandat im Wahlkreis 91 (heute 90) geholt. Vom damaligen und auch dem Sieger von Sonntag, Dr. Georg Kippels (CDU), trennten ihn lediglich 5000 Stimmen. Der damalige Listenplatz 47 reichte bei Weitem nicht aus, um über die Reserveliste in den Bundestag einzuziehen. Dafür hatte die SPD – anders als dieses Mal - zu viele Wahlkreise direkt gewonnen.
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Beim erneuten Aufeinandertreffen zwischen Spielmanns und Kippels war die Angelegenheit allerdings deutlicher. Der CDU-Mann erhielt knapp 28.000 Stimmen mehr als der 27-Jährige. Immerhin: In Kippels vertritt ein Bürger aus einer der kleinsten Städte des Rhein-Erft-Kreises die Interessen der Bürgerinnen und Bürger in Berlin – auch Spielmanns kommt aus Bedburg.
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Detlef Seif (2.v.l.) schlägt die Gratulation von Rüdiger Lucassen (l.) ab. Andrea Kanonenberg und Markus Herbrand wirken irritiert.
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Parteivize Dierk Timm (Pulheim) lobte noch am Wahlabend Spielmanns Einsatz. Immerhin schnitt er mit knapp 26 Prozent der Stimmen zehn Prozentpunkte besser ab als seine Partei im Bund. Auch bei den Zweitstimmen verlor die SPD weniger als auf Bundesebene. Für Spielmanns ist das „ein starkes Zeichen, denn es zeigt, dass wir im Rhein-Erft-Kreis die richtigen Themen im Wahlkampf platziert haben“.
Mit Blick auf die Kommunalwahl im September sei es ebenfalls ein wichtiges Zeichen, dass die SPD auch im Zweitstimmenergebnis weiterhin die zweitstärkste Kraft im Rhein-Erft-Kreis sei. Der Zusammenhalt in der Kreispartei und der Rückhalt, den er im Wahlkampf gespürt habe, mache ihn stolz und stimme ihn zuversichtlich für die Kommunalwahl. „Wir sind entschlossen und werden weiter für unsere politischen Überzeugungen und Inhalte im Rhein-Erft-Kreis kämpfen“, kündigte Spielmanns an.
Während er auf das Erlebnis Berlin weitere vier Jahre warten muss, endete das Kapitel für einen Abgeordneten, der den südlichen Teil des Rhein-Erft-Kreises dort seit 2017 vertrat, am Sonntagabend. Markus Herbrand aus Gemünd konnte der Negativspirale seiner FDP nicht entgehen. 4,8 Prozent holten die Liberalen im Kreis Euskirchen sowie in Brühl, Erftstadt und Wesseling (Wahlkreis 91), Herbrand selbst blieb mit 4,1 Prozent noch darunter.
Meine persönliche Situation finde ich nicht so dramatisch. Sie ist, wie sie ist. Das ist Demokratie
„Die Ampel hat uns und anderen geschadet. Die Schuld dafür müssen alle Beteiligten bei sich suchen“, sagte Herbrand am Abend im Kreishaus Euskirchen: „Wir konnten den Rückstand im Endspurt nicht mehr aufholen.“ In den kommenden Wochen werde er den Umzug aus Berlin in die Eifel organisieren. „Und ich werde erst einmal nichts machen“, sagte Herbrand: „Meine persönliche Situation finde ich nicht so dramatisch. Sie ist, wie sie ist. Das ist Demokratie.“
Zu denken gebe ihm gleichwohl das Abschneiden der AfD, aber auch das der Linken: „Das halte ich, ehrlich gesagt, für beängstigend. Wenn 30 Prozent extrem wählen, dann ist das nichts anderes als beängstigend“, sagte der Gemünder.
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Blumen gab es für Andrea Kanonenberg (SPD). Sie unterlag Seif deutlich.
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Das wirft dann auch die Frage des Umgangs mit den politischen Rändern auf. So lehnte der Wahlsieger im Wahlkreis 91, der CDU-Politiker Detlef Seif, den Handschlag seines Kontrahenten Rüdiger Lucassen ab. Der 73-Jährige ihm zum Sieg gratulieren. „Das ist seine Sache. Das macht ihn unheimlich klein“, sagte Lucassen über die Szene. Er habe damit kein Problem. „Wenn die Verlierer dieser Wahl, FDP und SPD, sich untereinander gratulieren wollen, dann ist das ihre Sache.“
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Aaron Spielmanns (SPD) gratulierte dem Wahlsieger Dr. Georg Kippels (CDU).
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Während die AfD im Wahlkreis 91 wie im Bund zweitstärkste Kraft hinter der CDU und vor der SPD wurde, kam sie im Wahlkreis 90, der die sieben Städte im nördlichen und mittleren Teil des Rhein-Erft-Kreises umfasst, als Dritte ins Ziel. Allerdings verbuchte sie auch dort erhebliche Zuwächse und konnte ihren Stimmenanteil gegenüber 2021 nahezu verdoppeln. Knapp 35.000 Menschen gaben der AfD ihre Stimme.
Ein Ansporn,weiterhin engagiert für die Belange der Bürgerinnen und Bürger im Rhein-Erft-Kreis einzutreten und eine starke, bürgernahe Politik zu gestalten
Diese Rückendeckung und diesen Schwung will die Partei nach Angaben ihres Sprechers Jeremy Jason mit in den Kommunal- und Kreistagswahlkampf nehmen. Die gestiegene Zustimmung zeige, dass immer mehr Bürgerinnen und Bürger im Rhein-Erft-Kreis auf die Politik der AfD vertrauten und sich eine starke Vertretung ihrer Interessen wünschten, sagte Jason auf Anfrage. Er kündigte an, dass seine Partei Bürgermeisterkandidaten für alle neun Städte, in denen ein neues Stadtoberhaupt gewählt wird, und einen Landratskandidaten nominieren werde.
Jason weiter: „Unsere Kurve zeigt im Gegensatz zu allen anderen Parteien nach oben, während sich alle anderen Parteien im freien Fall befinden.“ Das Ergebnis von Sonntag sei ein Ansporn, „weiterhin engagiert für die Belange der Bürgerinnen und Bürger im Rhein-Erft-Kreis einzutreten und eine starke, bürgernahe Politik zu gestalten“.