Corona in Rhein-ErftReiter, Golfer und Tennisspieler sind zurück auf den Plätzen
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Rhein-Erft-Kreis – Der Zeitpunkt scheint immerhin perfekt zu passen: Gerade jetzt, wo Frühling in der Luft liegt und die meisten Menschen gern nach draußen möchten, werden die Corona-Regeln für den Sport im Freien geändert. Endlich geht wieder mehr als einsames Joggen: zu zweit auf den Tennis- oder Fußballplatz, allein mit dem Reitlehrer zum Unterricht nach draußen.
Für Reiter und Reitbetriebe war die Situation in den vergangenen Monaten noch ein bisschen komplizierter als bei anderen Sportarten. Ein Pferd kann man nicht wie den Tennisschläger oder die Fußballschuhe in den Schrank räumen. Es will versorgt werden, will fressen und Bewegung haben, Corona hin oder her. Deshalb hatten viele Pferdefreunde das Privileg, dass sie auch im Lockdown ihrem Hobby nachgehen konnten – aus Gründen des Tierschutzes. Allerdings gab es Einschränkungen, es durfte je nach Größe des Reitbetriebs und der Halle nur eine begrenzte Anzahl Menschen gleichzeitig Pferde putzen oder bewegen.
Reitlehrerin: „Die Regelung war realitätsfern“
Unterricht war nicht erlaubt. „Aber wir mussten ja unsere Schulpferde bewegen, das schaffen wir ja allein gar nicht. Die Regelung war realitätsfern“, sagt Carina Rosenblatt von Köttinger Reitstall Rosenblatt. Also waren jeweils vier Reiter unter Aufsicht in der Halle. Seit Montag gibt es wieder Einzelunterricht im Stall Rosenblatt. Die Konsequenz der Einschränkungen: „Wir haben zwei Schulpferde verkauft und nehmen stattdessen mehr Einsteller“, sagt Carina Rosenblatt. Für Nicht-Fachleute: Es werden mehr Pferde versorgt, die Privatleuten gehören und dann nicht für den Unterricht zur Verfügung stehen.
Die Pferde zu bewegen war in „Bellas Reitstall“ in Bedburg nicht das Problem: Dort haben die Tiere auch im Winter reichlich Auslauf. Dafür hat die Betreiberfamilie Gossen mit wirtschaftlichen Problemen zu kämpfen. „Wir bekommen keine Hilfe vom Staat“, beklagt Seniorchefin Karina Gossen. Die treuen Kunden hätten ihre 40 Euro Monatsbeitrag weiterbezahlt, das reiche aber nicht, um die 26 Schulpferde und -ponys durchzufüttern. Am Montag habe der Betrieb dem Ordnungsamt erst noch ein Konzept vorlegen müssen, wie es weitergehe. Es laufe schleppend an, sagt Karina Gossen. Und bis wieder Scharen von Kindern Spaß mit den Ponys haben könnten, gehe wohl noch einige Zeit ins Land.
Erftstadt: Golfer kehren auf die Anlage zurück
Auf dem Gelände des „Golfclub BurgKonradsheim“ in Erftstadt wird seit Dienstag wieder gespielt, nachdem zuvor noch Wasser vom Gelände abgepumpt worden war. „Die Golfer zeigen sich überglücklich, wieder kommen zu dürfen“, berichtet Clubpressesprecher Peter Brügger. Gestartet wird im Abstand von jeweils acht Minuten in Zweierpaaren – und zwar von zwei Abschlagbahnen aus. Gespielt werden nur neun Löcher, statt der sonst üblichen 18.
Die Termine für die nächsten sieben Tage sind bereits komplett ausgebucht. Die letzten Starter betreten das Gelände um 17.15 Uhr. Derzeit können nur Klubmitglieder die Anlage nutzen.
Der Golfclub Gut Lärchenhof in Pulheim-Stommelerbusch ist seit Montag wieder geöffnet. „Unsere Mitglieder sind happy ohne Ende, dass sie mal wieder vier oder fünf Stunden ihren Sport ausüben können, dadurch in der Natur sind und sich bewegen können. Wir haben sensationell gutes Wetter. Die Leute sind gelöst und extrem entspannt“, sagt Geschäftsführer Josef Spyth.
Golfer in Rhein-Erft ärgern sich über unterschiedliche Vorgaben
Auch die Mitglieder des Golf und Country Clubs Velderhof in Pulheim-Stommelerbusch sind „überglücklich“, so Geschäftsführer Wolfgang Lalakakis. Der Spielbetrieb sei zwar weiterhin eingeschränkt. „Aber es war absolut notwendig und wichtig wieder zu öffnen. Denn es war nicht nachvollziehbar, dass zwölf Bundesländer ihren Spielbetrieb, wenn auch eingeschränkt, aufrecht erhalten durften und es einzig in vier Bundesländern, darunter NRW, nicht erlaubt war.“
Die unterschiedlichen Vorgaben seien nicht nachvollziehbar gewesen, sagt auch Matthias Geraats, Marketingleiter der Pulheim Golf-City GmbH in Freimersdorf. „Aber das lassen wir jetzt hinter uns. Alle seien froh, dass sie jetzt wieder alleine oder zu zweit Golf spielen dürften. Es gebe Einschränkungen. „Aber sie werden ausnahmslos akzeptiert. Alle müssen sich online anmelden, das klappt einwandfrei“, so Matthias Geraats.
Brühler Tennistrainer: „Das fühlt sich ganz großartig an“
Ministerpräsident Armin Laschet hatte die Neuigkeit über die Lockerung der Corona-Schutzverordnung noch nicht ganz ausgesprochen, da hatte Heiko Steinacker, Platzwart und Chef der Tennisschule des Brühler Turnvereins (BTV), den Griff der etwa 350 Kilogramm schweren Eisenwalze auch schon in der Hand. Den ganzen Winter hindurch hatte er einen Platz einigermaßen in Schuss gehalten. Jetzt hat sich der Eifer ausgezahlt.
„Acht- bis zehnmal habe ich in den vergangenen Tagen jeden Quadratmeter hier noch einmal gewalzt und somit gefestigt“, erklärt er, nachdem er zusammen mit dem BTV-Abteilungsleiter Tennis, Andreas Zeisler, die Freilandsaison 2021 eröffnete. „Damit sind wir so früh wie sonst kein zweiter Verein hier in der Umgebung“, freut sich Steinacker. Gelungen findet er auch, dass ihnen das angenehme Wetter geradezu in die Hände spielt.
„Das fühlt sich ganz großartig an“, schwärmt Zeisler. „Das ist ein total tolles Gefühl“, ergänzte Steinacker. „Wir sind ja alle irgendwie tennissüchtig und fühlten uns den ganzen Winter hindurch regelrecht zum Nichtstun verurteilt“, begründet Zeisler seine Begeisterung. Und auch Steinacker scheint es Ewigkeiten her, dass er am 30. Oktober 2020 gegen 13 Uhr den letzten Tennisball geschlagen hat: „Kurz danach wurde das Spiel in der Halle verboten.“
Mit den vorgegebenen Hygiene-Bestimmungen komme man gut klar. „Sie sind ja auch Teil unseres von der Stadt Brühl bereits abgesegneten Hygienekonzepts“, erklärt Zeisler. Online müssten sich die Tennisspieler und -spielerinnen anmelden und ihre Zeiten buchen. Auch muss bei jedem Spiel ein Mindeststand von fünf Metern einhalten werden. Zudem dürfen generell nur zwei Spieler auf den Platz. „Und auch Zuschauer sind nicht gestattet“, betont Zeisler.
Fußball im Rhein-Erft-Kreis: Vereine reagieren zurückhaltend
So gut strukturiert sind die Fußballer zwischen Elsdorf und Erftstadt noch nicht, was Heinz Feind gut verstehen kann. „Gerade die kleineren Vereine warten noch ab, was die Kommunen vorgeben“, sagt der Vorsitzende des Fußballkreises Rhein-Erft. Schließlich sind nämlich die Klubs letztlich für die richtige Umsetzung verantwortlich.
Beim FC Hürth, der in der Mittelrheinliga auf dem dritten Platz liegt und somit derzeit die beste Mannschaft aus dem Fußballkreis stellt, hat Trainer Oliver Heitmann eine Wiederaufnahme gemeinsamer Übungseinheiten noch nicht konkretisiert. „Bei Zweiergruppen, die nicht gewechselt werden dürfen, sehe ich alle Spieler nicht mal jede Woche.“, sagt der Coach, ohne Lust auf Witze zu haben.
Ligakonkurrent SpVg Frechen 20 allerdings hat bereits sein Konzept aus der Schublade geholt, weil die Stadt alle Außensportanlagen geöffnet hat. Am Mittwoch probte das Team von Trainer Sven Demandt erstmals auf der Anlage Herbertskaul. „Auf 7000 Quadratmetern werden wir sechs Zweiergruppen verteilen“, erklärt Sahin Yildirim. Dazu werde es eine Coachingzone geben, die Bälle werden durchnummeriert. Und Masken und Hygieneartikel sind für den Vorsitzenden selbstverständlich. „Wenn sich das bewährt, werden wir es bis hinunter zu den kleinsten Fußballern anwenden“, so Yildirim, wie man Fitness und Ballgefühl wieder fördern will.