Elsdorf – Eine weite Radreise hat Robert Ruhnke gemacht. Allein fuhr er von Elsdorf nach Portugal und mit Abstecher nach Nordafrika über Frankreich und Italien wieder nach Elsdorf zurück. 78 Tage, nachdem er im Mai vor der Haustür aufgebrochen war, ist er jetzt wieder in Elsdorf angekommen.
Schon vor vier Jahren machte sich der 64-Jährige auf große Fahrt. Von Flensburg bis zur Zugspitze durchquerte er Deutschland aus Anlass seines 60. Geburtstags. Jetzt legte er noch deutlich drauf: Zur Feier seines Eintritts in den RWE-Ruhestand umrundete er die iberische Halbinsel.
Von Elsdorf nach Afrika
Von Elsdorf ging es zunächst an die belgische Nordsee. „Schon nach 100 Kilometern hatte ich den ersten Plattfuß, es regnete in Strömen und gewitterte heftig. Aber das hat mich nicht abgehalten“, sagt der geübte Radler. Immer entlang der französischen Atlantikküste ging es nach Spanien. „Da habe ich oft den Jakobsweg gekreuzt und dann auch verfolgt, weil die Bewohner da auf Wanderer, die sich verpflegen müssen, eingestellt sind“, erzählt Ruhnke.
Denn verpflegt hat sich Ruhnke meistens selbst. Zu seiner Ausrüstung auf dem mit Gepäck 40 Kilogramm schweren Fahrrad gehörte neben einem Zelt ein kleiner Gaskocher. „Ich habe mir Suppe gekocht oder auch mal Ravioli, einfache Sachen eben.“ Auf Campingplätzen hat er sein Zelt aufgeschlagen und die oft feuchten Kleidungsstücke gewaschen und getrocknet. „Um sieben morgens bin ich in der Regel aufgebrochen“, ohne Frühstück – das gab es in der nächsten Bäckerei. Und gegen den Hungerast über Tag gab es Teilchen und frische Produkte vom Markt.
122 Kilometer am Tag
„Wenn mir etwas gefiel, wie eine Aussicht, eine Stadt oder ein Markt, habe ich Pause gemacht. Es sollte ja schließlich Urlaub sein“, betont er. Im Schnitt 122 Kilometer hat er täglich zurückgelegt, auf der letzten, der Rhein-Etappe, gar 188. Einen Abstecher machte er nach Afrika. In Tarifa unweit von Gibraltar nahm er die Fähre nach Tanger. „Auf dem Weg durch Marokko bin ich durch unwirtliche und teils vermüllte Landstriche gefahren“, sagt er. „Da ich bin vorsichtshalber gar nicht erst stehen geblieben. Aber ich wollte nach Casablanca.“ Zwar wisse er, dass der gleichnamige Film mit Humphrey Bogart und Ingrid Bergmann weitgehend in den USA gedreht wurde, „aber einen Nachbau von »Rick’s Café« gibt es da schon.“
Mit der Fähre nach dem 700 Kilometer langen Afrika-Ausflug wieder zurück in Europa, ging es am spanischen Mittelmeer entlang und über Valencia, Barcelona, Saint Tropez, Cannes, Nizza und Monaco nach Genua. Und von dort nach Norden in die Schweiz. „Der St.-Bernardino-Pass war trotz 22 Gängen eine echte Herausforderung“, gibt Ruhnke zu. Entsprechend wenig andere Fernradler hat er, wie auf der gesamten Rundreise, getroffen. „Aber fast überall nette Menschen.“
Den Bernardino bezwungen
Nachdem Santiago de Compostela („Wenn man in der Gegend ist, muss man da einfach hin“) Scheitelpunkt der Rundreise war, war der Bernardino im schweizerischen Graubünden mit 2066 Metern Höhe der höchste Punkt. 70.000 Höhenmeter hat Ruhnke auf seiner Fahrt überwunden. „Besonders am Atlantik ging es ständig auf und ab.“ Der steilste Anstieg hatte 20 Prozent. „Da musste ich nicht nur wegen des schweren Gepäcks auch mal schieben.“
Für Navi und Handy hatte das Rad einen Nabendynamo und ein kleines Solarpaneel an Bord. „Es gab viele gute Radwege, besonders in Frankreich. Aber es waren auch Schotterstrecken und Engpässe dabei.“ So galt es in Le Havre, eine Brücke zu bezwingen, die nur einen schmalen Radstreifen direkt neben dem Autoverkehr bot. „Am Ende habe ich einem Radler, der mir entgegenkam, erleichtert gesagt: Das habe ich überlebt.“
Nach der Rückkehr blickt Ruhnke auf nur fünf Reifenpannen („Alle in der ersten Hälfte der Tour“) zurück. Er sei von Krankheit verschont geblieben und stolz darauf, „keine Probleme mit dem Sitzfleisch“ gehabt zu haben.