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FlutkatastropheBeim Wasserfest in Erftstadt werden schmerzhafte Erinnerungen wach

Lesezeit 2 Minuten
Auf einer Leinwand ist ein Filmausschnitt zu sehen, Wasser, so weit das Auge reicht.

Im renovierten Blessemer Feuerwehrgerätehaus wurde ein Film gezeigt, in dem die Einwohner von ihren Erlebnissen während der Flutkatastrophe berichteten.

Das Treffen fand im Feuerwehrhaus statt. Das Hochwasser hatte es zerstört, im September 2023 feierte die Löschgruppe ihren Wiedereinzug.

Unter dem Motto „Wir sind wasserfest“ kamen zum dritten Jahrestag der Flutkatastrophe am Samstag zahlreiche Erftstädter vor dem Feuerwehrgerätehaus zusammen, um sich auszutauschen und innezuhalten. „Da werden schon schmerzhafte Erinnerungen wach, wenn man bedenkt, dass hier Menschen sitzen, die so vieles verloren haben“, sagte Dieter Eich.

Aber mit Blick auf das Ahrtal sei es tröstlich, zu sehen, wie viel sich hier verbessert habe, wie viel saniert oder neu aufgebaut worden sei. Eichs Keller und Garten waren in der Nacht zum 15. Juli 2021 von den Wassermassen überflutet worden. Mithilfe des Landes, der Stadt und des ASB habe er sein Zuhause aber wieder herrichten können.

Kiesgrube in Erftstadt wird Überflutungsgebiet

„Wir wollen jetzt in die Zukunft schauen, ohne die Vergangenheit zu vergessen. Doch der Blick nach vorn ist wichtig“, sagte Renata Girschele. Das Feuerwehrhaus an der Radmacherstraße 1 als Ort für das Wasserfest zu wählen, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sagte Sebastian Bläser vom Organisationsteam aus dem Arbeitskreis Blessem-Frauenthal, der sich nach der Flut gründete.

Das Hochwasser hatte das Gebäude zerstört, im vergangenen September feierte die Löschgruppe ihren Wiedereinzug. Nur wenige Meter von dort entfernt hatte sich in der ehemaligen Kiesgrube durch die Flut ein riesiger Krater gebildet. Diese Bilder gingen um die Welt. Nun wird die Fläche als Überflutungsgebiet hergerichtet und der Erft-Radweg soll etwas erhöht daran vorbeiführen.

Erftstädter Filmemacher zeigten Dokumentation über der Flut

Dann soll hier auch ein Begegnungsort, eine Erinnerungsstätte entstehen, informierte Bläser. Die Schicksalstage ihrer Heimat hatten die jungen Blessemer Malte Krause und Philipp Sterk in einer Dokumentation „Unser Heimatfilm – Eine Nahaufnahme“ festgehalten. Das Werk wurde am Samstag auf großer Leinwand gezeigt.

Der Zusammenschnitt aus Nachrichtenbildern, eigenen Aufnahmen der Zerstörungen mit einer Drohnenkamera, Interviews und vielen Handyaufnahmen führte noch einmal den Schrecken vor Augen, aber auch die Hilfe und die Aufarbeitung. Auch wenn Häuser inzwischen wieder aufgebaut worden seien und der Schutt natürlich verschwunden sei, sei den Menschen die Angst vor Starkregen geblieben.

Zahlreiche Folgenschäden wie undichte Kanäle und Keller oder Setzrisse in Wänden zeigten sich erst jetzt, berichtete Rainer von Kempen, der sich in der Hochwasser-Initiative Erftstadt engagiert. Als offene stadtweite Bürgerinitiative will sie sicherstellen, dass die Erfahrungen der Bürger in die Planung des Hochwasserschutzes einfließen.

Unterstützt wurde das Wasserfest sowohl von den Klaus-Geske-Stiftungen als auch von der Diakonie-Katastrophenhilfe Rheinland-Westfalen-Lippe. Vertreter des Hochwasserkompetenz Centrums beantworteten Fragen. Für eine entspannte Atmosphäre sorgten die Coverband Sons of M und die kölsche Formation Dräcksäck.