Erftstadt-Friesheim – Ein erstes Gutachten zum Zustand des von der Flutkatastrophe stark in Mitleidenschaft gezogenen Alten Gasthauses in Friesheim liegt nun vor. „Das Gebäude befindet sich in seiner Tragstruktur in einem schlechten Zustand und bedarf einer Gesamtsanierung“, heißt es in den Ausführungen der Bauexperten in einem Schreiben an die Stadt.
„Sollten die Fachwerkwände im Zuge der Sanierung durch Mauerwerkswände ersetzt werden, ist das nur durch den Rückbau der gesamten Wände möglich“, heißt es in dem Schreiben des Ingenieurbüros Christian Klünker. Erforderlich sei auch eine Sanierung der Holzbalkendecke, um die Standsicherheit des Gebäudes zu gewährleisten. Empfohlen werde darüber hinaus eine Untersuchung des Dachgeschosses. Der Gutachter kommt zum Ergebnis: „Nach dem vorliegenden Schadensbild sollte gegebenenfalls ein Teilabriss des Vordergebäudes in Betracht gezogen werden.“
Die Stadtverwaltung sei beauftragt
Für die SPD ist in Sachen Gasthaus allerdings noch nichts entschieden. Die Stadtverwaltung sei beauftragt, Fragen zu einer alternativen Sanierung, einem Neubau an gleicher oder anderer Stelle zu beantworten. „Erst dann können wir entscheiden, ob das Alte Gasthaus zu retten ist oder nicht. Wesentlich dabei sind auch die Vereine. Ohne sie geht es nicht“, betont die Friesheimer SPD-Stadtverordnete Susanne Loosen. Tatsächlich sei das Gebäude in die Jahre gekommen. Daher habe die SPD im September 2019 die Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses beantragt. Der Rat habe das einstimmig beschlossen. Das Land NRW habe die Sanierung mit Fördergeld unterstützt. Zum Zeitpunkt der Flut sei der „Löwenanteil“ bereits verbaut.
Loosen: „Nach allem, was wir derzeit wissen, hat der Saal keine größeren Folgeschäden durch das Hochwasser. Ganz anders sieht es leider in der Gaststätte aus. Der vordere Teil des Alten Gasthauses ist so schwer vom Hochwasser betroffen, dass eine mögliche Sanierung sehr umfangreich wird. Also regte die Karnevalsgesellschaft den Erhalt des Dorfgemeinschaftshauses an“, erläutert Loosen.
Derzeit könne noch nicht abschließend gesagt werden, wie es mit dem Alten Gasthaus weitergehe, betont Ortsbürgermeister Stephan Bremer. Warum die Gutachten und Stellungnahmen den Stadtverordneten bisher vorenthalten worden seien, müsse als Frage an das Technische Dezernat und den Eigenbetrieb Immobilien gestellt werden, betont Bremer.
Im Hauptausschuss habe es einen einstimmigen Beschluss gegeben, ein umfassendes Gutachten mit vielen Detailfragen zu beauftragen. In der nun vorgelegten Vorab-Planungsstudie zum „Alten Gasthaus“ heiße es: „Schwellenträger des Fachwerks sind stark bis ganz weggefault. Die Gefache sind aus einem Materialmix mit zum Teil porösen Steinen vermauert. Durch den desaströsen Zustand der Konstruktion kam es zu Setzungen der Obergeschosse, die notdürftig durch Rohrstützen abgestützt wurden…. Die Elektroinstallation befindet sich ebenfalls in einem desaströsen Zustand.“
Bremer: „Selbstverständlich wäre ein Wiederaufbau des Alten Gasthauses die zu präferierende Lösung. Allerdings muss dies technisch und wirtschaftlich möglich sein. Sollte ein Abriss im vorderen Teil erfolgen, entfällt der Bestandsschutz für das Gebäude.“ Es gelte nun, das ausführliche Gutachten mit Kostenaufstellungen zu bekommen und dann auf fundierten Fakten basierend zu entscheiden.