Erftstadt-Liblar – Die hohen Müllberge vor den beiden Seniorenheimen des Münch-Stifts sind inzwischen weggeräumt. Große Container sind jetzt aufgestellt worden, in denen die vom Hochwasser zerstörten Gerätschaften entsorgt werden. Bohrhammer und Baumaschinen rattern in den kahlen, schallenden Räumen und lassen das Gemäuer mitunter erzittern. Es riecht nach kaltem Putz, Zement und Staub. Immer noch sind in den langen Gängen der Gebäude die eingetrockneten lehmigen Reste der großen Flut zu sehen.
Trotzdem: Die ersten 35 Seniorinnen und Senioren sind wieder zurückgekehrt in ihre Zimmer und ihre betreuten Wohnungen in den ersten, zweiten und dritten Etagen. „Sie wollten einfach wieder nach Hause“, erklärt der ehrenamtliche Geschäftsführer Dr. Franz-Georg Rips. Die Zimmer hätten auch wieder Strom und Wasser. Das Essen werde vom Catering-Service täglich frisch geliefert. „Verhungern muss hier wirklich keiner“, sagt Rips.
Die Strapazen der vergangenen Wochen sind ihm deutlich anzusehen. „Nie im Leben hätte ich gedacht, dass ich im Alter von 72 Jahren noch einmal täglich bis zu sieben Stunden arbeiten würde“, sagt er.
Münch-Stift: Gesamtschaden liegt bei mehr als 40 Millionen Euro
Rips ist unter anderem für die beiden Seniorenhäuser des Münch-Stifts am Krankenhaus und im Stadtgarten zuständig. Dazu gehören auch 30 betreute Wohneinheiten und 15 Personalwohnungen. „Alleine in unseren beiden Altenheimen sind etwa 170 Seniorinnen und Senioren zu Hause“, erklärt er.
„Und wir alle sind sehr glücklich und dankbar, dass in unseren Häusern niemand bei der Flut zu Schaden kam“, sagt Rips. Der materielle Schaden sei jedoch enorm. Aktuell gehe man von einer Gesamtschadenshöhe inklusive des Krankenhauses von über 40 Millionen Euro aus. Alleine in den beiden Altenheimen sei nach bisherigen Ermittlungen ein Schaden von jeweils über acht Millionen Euro entstanden. Doch immer noch sei man in der Bestandsaufnahme. „Gutachter, Sachverständige und Versicherungsvertreter sind fast täglich hier, es gibt ja so schrecklich viel zu klären“, sagt Rips.
So erlebte Franz-Georg Rips das Hochwasser in Erftstadt
Und dann berichtet er von den schlimmen Stunden, als während der großen Flut am 15. Juli das Krankenhaus und die beiden Altenheime, auch die oberen Etagen, evakuiert wurden. „Nie hätte ich eine solche Überschwemmung für möglich gehalten“, sagt Rips.
Doch das Engagement des Münch-Stift-Teams und der haupt- und ehrenamtlichen Rettungskräfte sei sensationell gewesen. „Die haben wirklich alles gegeben, bei der Evakuierung, aber auch hinterher beim großen Aufräumen“, lobt Rips. Und: „Ihnen gebührt höchster Dank und Anerkennung.“ Die meisten Bewohnerinnen und Bewohner seien zunächst zur Sammelstelle an die Sporthalle gebracht worden. „Einige wurden dort von ihren Familien abgeholt oder auf Wohnheime im ganzen Rhein-Erft-Kreis verteilt“, erklärt er.
Münch-Stift: „Die gesamte Haustechnik mitsamt den Aufzügen sind hin“
Auf Hochtouren laufen jetzt die Sanierungs- und Instandsetzungsarbeiten. „Die gesamte Haustechnik mitsamt den Aufzügen sind hin“, merkt Rips an. Im Keller sei auch das Archiv des Hauses untergegangen. Aktuell werde geprüft, was davon noch zu retten ist. Völlig zerstört seien zudem die Funktionsräume, die Vorratsräume und die Wäscherei im Keller.
Im Erdgeschoss müsse auch der Fußboden raus, bis unter den Estrich, ebenso der Putz der Wände bis in eine Höhe von 1,50 Meter. Überflutet worden seien zudem die Küche der Altenheime und die Büros der Geschäftsleitung. Zerstörerisch habe das Wasser zudem im Stadtgarten gewütet, wo in den kommenden Tagen ein provisorischen Außenaufzug für die Bewohner der oberen Etagen errichtet werden soll. „Es geht voran“, sagt Rips.
Mit der Schaffung eines Noteinganges habe inzwischen das Nierenzentrum wieder seinen Betrieb aufnehmen können. Die externe Radiologie habe Container mit den entsprechenden Gerätschaften aufgestellt und arbeite ebenfalls wieder. „Und am Montag wurde auch das Hospiz wieder geöffnet“, so Rips. Und er ergänzt: „Ein kleines Wunder ist, dass unsere über 170 Jahre alte Kapelle vor größeren Schäden verschont blieb.“