Erftstadt – Noch hat Erftstadt kein Problem damit, Menschen unterzubringen, die vor dem Krieg in der Ukraine flüchten. Das liegt auch am Engagement der Bürger: Für mehr als 70 Menschen gebe es private Angebote, berichtete Beigeordneter Jörg Breetzmann im Sozialausschuss. Doch die Stadt rüstet sich für stärkeren Andrang. Bevor der Ausschuss im Rathaus tagte, schauten sich die Mitglieder das ehemalige Schulungszentrum der Allianz in Erp an. Zumindest ein Teil der Gebäude soll zügig auf Vordermann gebracht werden, damit dort Flüchtlinge einziehen können.
2015 hatten dort mehr als 150 Geflüchtete Unterkunft gefunden. So viele sollen es jetzt nicht mehr werden, erst einmal ist von gut 50 Menschen die Rede. Das liegt auch dran, dass nur noch ein Teil der Anlage genutzt werden kann. Denn obwohl das Hochwasser im Sommer des vergangenen Jahres den Stadtteil Erp eigentlich verschont hatte, hat ausgerechnet dieses Gebäudeensemble Schaden genommen. Das Wasser kam einerseits von oben – durchs Flachdach –, andererseits von unten. Dort sind Pumpensümpfe, und als der Strom ausfiel, arbeiteten die Pumpen nicht mehr.
Penetranter Schimmelgeruch im Gebäude in Erftstadt-Erp
Mittlerweile ist der Gebäudeteil, der nicht betroffen ist, mit einer neuen Wand von den nassen Gemäuern abgetrennt. Dass dort keiner wohnen kann, davon überzeugte allein schon der penetrante Schimmelgeruch die Ausschussmitglieder. In einigen Zimmern im bewohnbaren Gebäude stehen bereits Betten. Im Zuge der Coronapandemie habe die Stadt Vorbereitungen getroffen, dort eine Art Isolierstation einzurichten, berichtete Birgit Zimmermann, Leiterin des Eigenbetriebs Immobilien. Dann hätte man infizierte Bewohner aus den größeren Unterkünften herausholen können. Doch so weit sei es gar nicht mehr gekommen.
Nicht nur Menschen, die vor Putins Krieg gegen die Ukraine flüchten, sollen in Blessem ein Obdach finden. Die Stadt muss auch noch 17 frühere Bewohner der Unterkunft an der Radmacherstraße aus Köln zurückholen. Dort waren sie nach der Flutkatastrophe untergekommen.
Eine Großküche soll im Keller des Schulungszentrums in Erp eingerichtet werden
Im Keller des Erper Schulungszentrums soll ein Küche eingerichtet werden. Und zwar keine Großküche, die alle Bewohner gemeinsam versorgt, sondern kleine Einheiten, an denen die Familien selbst ihre Mahlzeiten zubereiten können. Kochplatten in den Zimmern seien zu gefährlich, so Zimmermann.
Ohnehin hängt der Bezug des Gebäudes im Moment noch am Brandschutz. Für die erste Etage muss ein zweiter Fluchtweg geschaffen werden. Dazu wird eine Art Gerüst als Außentreppe entweder gemietet oder gekauft.