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„Für die Zukunft lernen“Grünen-Politikerinnen besichtigen Krater in Blessem

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Gröge_ Grothus Blessem 071022

Die Vorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion Katharina Dröge informiert sich gemeinsam mit der Grünen Landtagsabgeordneten Antje Grothus über den Wiederaufbau nach der Hochwasserkatastrophe am Blessemer Krater

Erftstadt – Die Hochwasserkatastrophe im vergangenen Jahr traf Erftstadt mit voller Wucht. Das galt auch für die kommunale Infrastruktur und viele Gebäude. „Wir müssen daraus für die Zukunft lernen. Deshalb sind die Erfahrungen beim Wiederaufbau enorm wichtig“, so die Vorsitzende der Grünen Bundestagsfraktion Katharina Dröge.

Um sich vor Ort darüber zu informieren, kam sie am Freitagnachmittag gemeinsam mit der Grünen NRW-Landtagsabgeordneten Antje Grothus aus Kerpen und Erftstädter Grünen zu der Baustelle, die besonders im Fokus stand, die Abbruchkante in Blessem an der ehemaligen Kiesgrube. Die Bilder der dort eingestürzten Häuser gingen um die Welt.

Blessem: Wiederaufbau wird noch bis zu acht Jahre dauern

Weitere Fotos von dieser Stelle, wie es dort kurz nach der Überflutung aussah, hatte Rainer von Kempen vom Bürgerforum Blessem-Frauenthal mitgebracht. Zum Gespräch kamen auch Gottlieb Richhardt vom Bürgerforum sowie der Leiter der Erftstädter Feuerwehr, Alexander Kern, der Leiter des Wiederaufbaustabs, Gerd Schiffer und der ehemaliger Ortsbürgermeister von Blessem, Helmut Zimmermann. Ihre Ausführungen auch mit emotionalen Geschichten, die von Angst, Verzweiflung, aber auch von Solidarität, Gemeinschaft und Zusammenhalt zeugten, riefen noch einmal die dramatischen Bilder des 14. und 15. Juli 2021 in Erinnerung.

Schiffer wies darauf hin, dass der Wiederaufbau noch fünf bis acht Jahre dauern werde. Zahlreiche Maßnahmen bräuchten planerische Vorläufe, Gutachten würden benötigt, Ausschreibungen müssten erfolgen. Der Wiederaufbauplan mit einem Volumen von rund 74,5 Millionen Euro steht, informierte er. Der Förderantrag wurde in dieser Höhe bei der Bezirksregierung Köln eingereicht und bewilligt.

Schadensbeseitigung zum Beispiel an Kitas hat Priorität

Die Sicherung der Abbruchkante in Blessem habe zunächst im Vordergrund gestanden, sagte er. Rund um den Erosionskrater wurden flache und verdichtete Böschungen angelegt, die auch stärkeren Regenfällen standhalten und eine Erosion in den Ort oder ins Burggelände verhindern sollen. In naher Zukunft soll damit begonnen, den Erosionskrater mit unbelastetem Material zu verfüllen.

Künftig wird dieser Bereich als sogenannte Sekundäraue, das heißt als zusätzlicher Retentionsraum für die Erft, hergestellt. Aber auch diese Arbeiten werden drei bis dreieinhalb Jahre in Anspruch nehmen. Priorität hätten aber auch Schadenbeseitigungen an Einrichtungen wie Kindertagesstätten und Schulen, so Schiffer. Darüber hinaus sollen wieder die geschädigten Feuerwehrgerätehäuser in Blessem, Bliesheim und in Friesheim aufgebaut werden.

Feuerwehr fordert bessere Kommunikation zwischen Bund und Ländern

An Dröge gerichtet, bemängelte Schiffer, dass es vom Bund keine Unterstützung für die Personalkosen der kommunalen Leitung für den Wiederaufbau gibt. In Erftstadt seien insgesamt vier Mitarbeiter in die Aufbauarbeiten nach dem Hochwasser eingebunden, erklärte er.

Feuerwehrleiter Kern und Dröge sprachen sich ferner für bessere Kooperationsstrukturen beim Bevölkerungsschutz aus. Von der Kommune über die Länder bis zum Bund müssten hier alle besser und verlässlicher zusammenarbeiten, zum Beispiel beim Erstellen von Lagebildern. Für das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) forderte Dröge eine bessere finanzielle Ausstattung.

Grünen-Politikerinnen besichtigen Baustofflager

Zudem müsse viel stärker auf den Klimawandel reagiert werden. Bäche und Flüsse brauchten in ihren Flussauen wieder mehr Platz zum Überfluten, mahnte sie an. Klimaanpassung, Vorsorge, vorausschauendes Planen und Bevölkerungsschutz müssten künftig Hand in Hand gehen.

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Nachdem dem Besuch in Blessem besichtigten die Grünen-Politikerinnen das Baustofflager für Flutopfer in Lechenich, in dem sich Betroffene kostenlos versorgen können. „Alles wurde von Baufirmen und Privatleuten gestiftet“, erläuterte der Koordinator Tibor Schady. „Der Sanierungsbedarf ist aber nach wie vor sehr groß und deshalb sind wir weiter auf solche Spenden angewiesen“, ergänzte er. Die Aktion wird komplett ehrenamtlich organisiert. Ursprünglich von der Stadt Erftstadt mitangestoßen, ist inzwischen Träger der Einrichtung am Bonner Ring der Arbeiter Samariter Bund (ASB) mit Unterstützung der Aktion „Deutschland hilft“.