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Blessemer brauchen GeduldZeitplan für Auffüllung der Kiesgrube bekannt gegeben

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Die kollabierte Kiesgrube während der Flut Mitte Juli 2021.

Erftstadt – Es war teils sehr emotional: „Mir fehlt es an Dynamik.“ Es müsse doch für Blessem eine Perspektive geben, damit man auch wieder zu Fuß um den Ort herumgehen könne. Außerdem fehle eine Veranstaltungsmöglichkeit – Karneval sei nicht mehr möglich, Blessem sei ein richtiger Pendelort geworden, kritisierte am Mittwochabend ein Gast, der zur Informationsveranstaltung in die Aula nach Liblar gekommen war.

Infos zur Kiesgrube in Blessem: Mehr als hundert Erftstädter Bürger kamen

Dort berichtete Bürgermeisterin Carolin Weitzel zusammen mit dem Leiter des Wiederaufbaustabs, Gerd Schiffer, dem Technischen Beigeordneten Dirk Schulz und Ingenieur Martin Bresser vom Ingenieurbüro Fischer über das kommunale Hochwasserschutzkonzept und die Wiederherstellung des Erosionsbereichs in Blessem, bekannt als der große Krater.

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Mehr als hundert Bürger kamen zum Infoabend der Stadt in die Liblarer Schulaula. 

Gekommen waren mehr als hundert Bürger. „Wir alle wissen um die Problematik in Blessem“, reagierte Weitzel auf die Kritik des Gastes direkt. Und auch Schiffer betonte: „Uns geht es auch nicht schnell genug.“

Vergrößerung der Flüchtlingsunterkunft in Erftstadt-Blessem

Auf Unverständnis stieß bei so manchen etwa der Wiederaufbau und die Vergrößerung der Flüchtlingsunterkunft an der Radmacher Straße, die beim Hochwasser völlig zerstört worden ist.

„Warum dort, direkt am Mühlengraben?“, fragte eine Besucherin. „Dort haben wir Planungsrecht und konnten schnell tätig werden“, erklärte Schiffer. Bisher seien die Flut-Kommunen von der Landes-Zuteilung zwar von Geflüchteten ausgenommen gewesen. Doch diese Regelung laufe nun aus. „Und wir wollen nicht wieder auf Turnhallen als Unterkünfte zurückgreifen“, so Schiffer.

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Die Abbruchkante in Blessem nach der Flut.

Fachvorträge vor der Diskussion über Blessemer Krater

Vor der Diskussion gab es Fachvorträge. Beigeordneter Schulz erläuterte das kommunale Hochwasserschutzkonzept und erklärte, dass ein wesentlicher Bestandteil die Bürgerworkshops sein würden, die Anfang 2023 begännen. „Besonders ihre Ideen sind uns wichtig“, betont Schulz.

Kurz ging er auch auf das interkommunale Hochwasserschutzkonzept ein, bei dem sich 15 Kommunen und zwei Landkreise zusammengetan haben. Keine Entscheidung dürfe sich nachteilig auf eine andere Kommune oder Örtlichkeit auswirken.

„Wir suchen Bereiche, wo Wasser schadlos für Dritte zurückgehalten werden kann“, erklärte er. Schulz erinnerte aber auch an ein eigenverantwortliches Handeln der Eigentümer, etwa mit dem Bau von Rückschlagklappen und dem Abschluss einer Versicherung.

Radweg an der Erft wurde erhöht

„Die Erosionsfläche erstreckt sich über 70.000 Quadratmeter“, berichtete anschließend Martin Bresser. Alles was getan werde, schütze vor einem 100-jährigen Hochwasser. Abgeschlossen sei etwa die Erhöhung des Radwegs entlang der Erft vom Elisabethenweg bis zur Frauenthaler Straße.

Über eine Strecke von 413 Meter sei dort der Weg mit Kalksplitt um bis zu 60 Zentimeter angehoben worden. Die Brücke über die Erft an der Frauenthaler Straße solle wie alle von der Flut ausgespülten und beschädigten Brücken höher und wasserdurchlässiger neu gebaut werden.

Brücke nur für Autos befahrbar

Bis dahin sei die Blessemer Brücke allerdings nur für Autos befahrbar. Regelmäßig fänden Überprüfungen auf die Standsicherheit statt. Entlang der „Kleinen Rast“ sei mit den „Beton-Legosteinen“ nun auch ein 100-jähriger Hochwasserschutz geschaffen worden, der an den vorhandenen Hochwasserschutz der ehemaligen Kiesgrube anschließe.

Flutprotokolle bei den Betroffenen zu Hause: So geht es ihnen ein Jahr nach der Flut.

Relativ schnell habe man den Kanal in der Radmacherstraße wieder herstellen können – allerdings fehle bis heute der Anschluss ans Kanalnetz. Ergänzend seien deswegen zwei Auffangbecken, eines für Regen- und eines für Mischwasser, errichtet worden.

Mobile Pumpen werden geliefert

Die mobilen Pumpen, um das Mischwasserbecken im Bedarfsfall leer zu pumpen, sollen noch in dieser Woche geliefert werden. „Das soll so lange funktionieren, bis der Anschluss an den Kanal wieder hergestellt ist“, erklärte Bresser.

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Im Rahmen der Gefahrenabwehr seien bereits große Teile der Kraterböschung, insbesondere die zum Dorf hin, gesichert worden.

Etwa 36 Monate werde es jedoch dauern, bis der am Ortsrand gelegene Krater mit etwa 389.000 Kubikmeter unbelastetem Boden aufgefüllt sei.

Bau eines großen Umschlagplatzes in Blessem

Lastwagen sollen die Erde bringen, die Anfahrt ist über die Bundesstraße 265 an Köttingen vorbei und über die Radmacher Straße geplant. Aktuell ist man dabei, vorgelagert des Erosionsbereichs einen etwa 2800 Quadratmeter großen Umschlagplatz zu bauen.

Mit Bäumen, Ruhezonen und der Möglichkeit ein Festzelt für Feste und Feiern im Ort aufzustellen soll in ein paar Jahren dann der Platz des Gedenkens an der ehemaligen Abbruchkante, dort wo die Häuser in den Krater gerutscht sind, gestaltet werden.

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Auf dieser Fläche am Blessemer Ortsrand soll der Dorfplatz entstehen.

Bis die Kiesgrube jedoch völlig aufgefüllt ist, werden wohl noch etwa zehn Jahre ins Land gehen. Das Füllvolumen beträgt etwa zwei Millionen Kubikmeter. Die Rekultivierung der kompletten Fläche dürfte laut Ingenieurbüro Fischer etwa 15 Jahre dauern.