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Verein nach Flut in ExistenznötenSeit acht Monaten hat sich in Ahrem nichts getan

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Thomas Kreisch sorgt sich um die Zukunft des SSV. 

Erftstadt-Ahrem – Der Begriff Naturrasen hat auf dem Ahremer Fußballplatz eine ganz neue Bedeutung bekommen. Die Büschel sprießen munter, Löwenzahn breitet sich aus und lässt seine gelben Blüten leuchten. Natur reichlich, Rasen Fehlanzeige. Laufen oder gar hinter einem Ball herrennen mag hier niemand, viel zu groß wäre die Verletzungsgefahr wegen der Löcher und Hubbel.

„Allmählich muss die Sache hier mal Tempo aufnehmen“, findet Thomas Kreisch. Der Vorsitzende des SSV Rot-Weiß Ahrem beklagt, dass sich seit acht Monaten nichts Sichtbares auf der Anlage des Vereins getan habe. Die Hochwasserkatastrophe im Juli vergangenen Jahres hat die Ahremer Fußballer doppelt getroffen: Nicht nur der Platz stand unter Wasser und ist ruiniert, auch das Vereinsheim dürfte nicht zu retten sein. Dort ist das Regenwasser durch das gerade erst erneuerte Dach gelaufen, ins Holzständerwerk und vor allem in die Dämmung gezogen.

Den Platz dagegen hat die Flutwelle erwischt. Von der Hundewiese nebenan sei sie herabgeströmt. Das Fußballfeld liegt in einer Mulde, einer verfüllten Kiesgrube. Tagelang habe das Wasser dort gestanden, schätzt Kreisch. Als es abfloss, blieb eine Buckelpiste zurück.

SSV Rot-Weiß Ahrem hofft nach Flut auf Kunstrasenplatz

Der Ahremer Sportplatz gehört der Stadt, die Gebäude dem SSV Rot-Weiss. Der Verein habe beim Land Wiederaufbauhilfe beantragt, berichtet der Vorsitzende. Allein könnten die Sportler das nicht stemmen, auch wenn sie bereit seien, viel Arbeit zu leisten.

Das Gebäude ist nicht mehr zu retten. Beim Starkregen war das Wasser durch das Dach in Ständerwerk und Dämmung gedrungen. 

Das größere Problem sei aber ohnehin der Platz. Kreisch: „Die Spieler wollen wissen, wie es weitergeht.“ Für die Ahremer ist klar, dass jetzt ein Kunstrasenplatz angelegt werden sollte. Denn auch vor der Flut seien die Bedingungen alles andere als gut gewesen. Der Rasenplatz könne in den Wintermonaten nicht genutzt werden, außerdem sei er nicht beleuchtet. Der Plan, aus Lechenich eine gebrauchte Flutlichtanlage zu erben, hat sich durch das Hochwasser zerschlagen.

Darum benötigt der Erftstädter Verein unbedingt einen Kunstrasenplatz

Die sieben Mannschaften des SSV tingeln derzeit über die nutzbaren Plätze im Stadtgebiet. Vor allen Dingen den Sportkameraden von Erfa Gymnich sei man sehr dankbar, sagt Kreisch: „Nur mit deren Hilfe war es in den vergangenen Monaten überhaupt möglich, unseren Mitgliedern ein sportliches Angebot zu machen.“

Sieht schön aus, ist aber zum Fußballspielen ungeeignet: Der Ahremer Rasenplatz ist zur Buckelpiste geworden.

Und Mitglieder hat Rot-Weiss reichlich: Knapp 390, rein statistisch ist mehr als jeder dritte Ahremer dabei. Die erste Mannschaft sei die zweiterfolgreichste der Stadt, sie spiele in der Bezirksliga, berichtet der Vorsitzende. Er geht davon aus, dass im Sommer neun Mannschaften am Start sind. Die können dann erst einmal auf dem Herriger Sportplatz trainieren, aber auch das ist nur eine Übergangslösung. Schon jetzt könnten viele Kinder nicht mehr am Training teilnehmen, weil die berufstätigen Eltern sie nicht immer chauffieren könnten.

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Das macht Kreisch Sorgen, vor allem, weil der SSV die Spieler seiner 1. Mannschaft aus dem eigenen Nachwuchs rekrutiert. Er sieht aber ganz klar: „Die Kinder gehen in die Vereine, die Kunstrasenplätze haben.“

Ein Licht am Horizont habe sich gerade für die Ahremer Sportler aufgetan, erzählt der Vorsitzende. Denn es gebe eine neue Einschätzung, wie viel ein Kunstrasenplatz kosten würde. War man bisher von rund 800.000 Euro ausgegangen, sei jetzt ungefähr von der Hälfte der Summe die Rede.