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Steinzeugrohr mit eingeritzten NamenSo wurde ein Stück Frechener Industriegeschichte wieder entdeckt

Lesezeit 3 Minuten
Auf dem Bild ist die Übergabe des Steinzeugrohrs zu sehen.

Das Steinzeugrohr im Keramion begrüßten Guido Kohlenbach, Isabell Porschen, Christine Otto, Klaus Gutkowski, Bernd Mayerhofer, Susanne Stupp, Kevin Krukau und Peter-Josef Wolf (v.l.n.r.).

Im Garten des Keramions wird das Rohr nun ausgestellt, Zeitzeugen werden gesucht.

Unter der Linde am Pavillon im Garten des Keramions hat das letzte Steinzeugrohr aus der Produktion der Fabrik Cremer & Breuer einen Ehrenplatz gefunden. Der „Heimkehrer“ im einstigen Privatmuseum des Steinzeugunternehmers Gottfried Cremer, ein so genanntes Vortriebrohr, bringt bei rund vier Metern Umfang, einer Höhe von 2,17 Metern, einem Durchmesser von 1,25 Meter und acht Zentimeter Wandung rund drei Tonnen auf die Waage.

Letztes Zeugnis der Frechener Steinzeugindustrie

Lange war das Rohr in Vergessenheit geraten. Als „letztes Zeugnis der Frechener Steinzeugindustrie“ übergaben am Donnerstag Peter-Josef Wolf, der Geschäftsführer der Wolf Immobiliengruppe, und der Geschäftsführer der Wolf Capital Group, Kevin Krukau, das Steinzeugrohr an die leitende Doppelspitze des Museums, Christine Otto und Klaus Gutkowski.

„Das Steinzeugrohr stellt ein bedeutendes Exponat der regionalen Keramikgeschichte dar. Es markiert den Abschluss der Entwicklung vom weltberühmten Bartmannkrug bis zur Steinzeugindustrie und steht für das kulturelle Erbe von Frechen“, sagte Christine Otto. Als „Schatz der Stadtgeschichte“, der nur aufgrund eines guten „Miteinanders“ gehoben werden konnte, würdigte Bürgermeisterin Susanne Stupp das Stück. Die Mitarbeiter der letzten Schicht am Tunnelofen hätten ihre Liebe zu dem von ihnen hergestellten Produkt bewiesen, so die Bürgermeisterin.

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Auf dem Bild sind die Spuren der Arbeiter zu sehen.

Handabdrücke und ihre Namen hinterließen die Arbeiter in der Glasur des letzten Fertigungsstückes, das das Ende der Steinzeugindustrie in Frechen bezeugt.

Als „die Brenner“ am „Ofen IV“ haben die Arbeiter am 3. Juli 1998 ihre Namen in die braune Glasur des Steinzeugrohres geritzt, das als letztes Stück im Werk Cremer & Breuer gebrannt worden ist. Die Namen in der braunen Glasur sind gut zu lesen, beispielsweise Mönni Kuhfuss, Costa Ribeiro, Eugen Stachula, Walter Beer, Toni Motew, Robert Schneider und andere.

Der Verbleib des Rohres war in Frechen lange unklar

Der Verbleib des Rohres war jedoch lange unklar. Kurz nach der Werksschließung sei es zwischen dem Labor und dem Tunnelofen IV gesehen worden. Es sei danach aber nicht einmal bekannt gewesen, ob es den Abriss des Cremer & Breuer-Werkes überstanden hatte, schilderte Bernd Mayerhofer, Keramiksammler und ehrenamtlicher Mitarbeiter im Archiv der Stadt Frechen, der gemeinsam mit der Stadtarchivarin Isabell Porschen zur Übergabe gekommen war.

Am 4. Mai 2022 fanden Bernd Mayerhofer und Nicole Schmitz von der LVR-Abteilung Kulturlandschaftspflege das Stück bei einer Begehung des im Jahr 2018 geschlossenen Werkes Steinzeug Keramo GmbH wieder, unter einem Kastanienbaum am Zaun zu einem benachbarten Discounter. Mayerhofer und Schmitz waren für die Dokumentation der Steinzeugfabrik, die vor dem Abriss stand, für das Projekt „Keramikgeschichte Frechen“ unterwegs gewesen

Auf einem Tieflader zum Keramion transportiert

Die Firma Wolf bot das gute Stück dem Keramion an und schaffte das Schwergewicht auf einem Tieflader, der auf dem Werksgelände tätigen Firma Herzog Abbruch KG, am 13. September dieses Jahres zum Keramion. Ein Transport, den Mitarbeiter des LVR für die Dokumentation „Keramikgeschichte Frechen“ gefilmt hätten, erzählte Guido Kohlenbach, der Leiter des LVR-Fachbereiches Regionale Kulturarbeit.

Für die Dokumentation sei es von großem Wert, mehr über die Männer zu erfahren, die damals die letzte Schicht am Tunnelofen gefahren hatten, so Kohlenbach. Ungeklärt sei bis auf den heutigen Tag auch, wer das Rohr zur Rettung zwischen Juli 2003 und August 2007 in das benachbarte Werk brachte. Kohlenbach bittet Menschen, die sich an die damaligen Ereignisse erinnern, Kontakt mit Nicole Schmitz per E-Mail oder unter 0221/8093428 aufzunehmen.