Die Corona-Pandemie trifft vor allem die kleinen Gaststätten hart.
In Frechen musste jetzt die Kult-Gaststätte „Bei Franzi“ schließen.
Doch zumindest eine Abschiedsfeier ist noch geplant.
Frechen – Die Leuchtreklamen am Haus und über dem Eingang sind demontiert, nur die FC-Fahne weht, wenn auch müde, vor sich hin. Kaum noch etwas deutet darauf hin, dass in dem Gebäude an der Allee zum Sportpark gegenüber der Frechener Realschule einmal eine vor allem bei den Vereinen beliebte Gaststätte ihren Platz hatte. Die Corona-Pandemie hat dafür gesorgt, dass Franziska „Franzi“ Reinold ihren Platz hinter der Theke ihrer Gaststätte „Zum Stadion“ nach 47 Jahren aufgegeben hat.
Es schwingt Wehmut mit, wenn die 70-Jährige im Gastraum, der jetzt ohne Theke, Tische und Stühle mehr einer Baustelle ähnelt, über ihre Zeit als Gastronomin spricht. Vor 51 Jahren hatte sie zusammen mit ihrer Mutter Marianne Theisen in der „Lindenklause“ angefangen. Vier Jahre später bot sich der Familie die Möglichkeit, die Gaststätte „Zum Stadion“, damals hieß die Straße noch Carl-Diem-Allee, zu übernehmen.
Jetzt, nach 47 Jahren, ist Schluss. Mit ihrem gleichaltrigen Lebensgefährten Gerd Schröder hatte Reinold zwar schon seit längerer Zeit überlegt, kürzer zu treten, doch als sie am Freitag, 13. März, die Kneipentür hinter dem letzten Gast verschloss, ahnte sie noch nicht, dass damit das Ende ihrer Gaststätte eingeläutet wurde. „Die Corona-Pandemie hat mich in den Ruhestand verabschiedet“, sagt die Wirtin schweren Herzens. Nachdem die neuen Regelungen für eine Wiedereröffnung auf dem Tisch lagen, vermaß das Paar die Gaststube mit dem Zollstock: „Wir hätten bei den geltenden Abstandsgeboten nur 14 Gäste im Schankraum bedienen können.“
„Wie sollte ich denn die Gäste aussortieren?“, fragt Reinold. Denn „Bei Franzi“, wie die Gaststätte im Volksmund hieß, war eine Kneipe der Vereine. Mehr als 20 Vereine und Klubs verkehrten hier im Laufe der Jahrzehnte. Dazu gehörten der HSV, Frechen 20 und die Turnerschaft ebenso wie die Karnevalisten mit den Wilden Frechenern, den Frechener Fründe oder Skat- und Skatclubs wie die „Asse“.
Abschiedsfeier ist geplant
„Mir hat die Arbeit immer viel Spaß gemacht, wir hatten immer tolle Gäste, hier sind viele Freundschaften entstanden“, sagt die Wirtin, die mit ihrem Lebensgefährten viele Aktionen auf die Beine gestellt hatte. Da gab es Mau-Mau- oder Kicker-Turniere und auch Gästereisen. Unter anderem ging es nach Rügen, Kapfenberg, München, Wien oder ins Elsass.
Mit dem Entschluss, die Gaststätte aufzugeben, musste Reinold auch ihr Personal entlassen. Besonders leid tut es ihr für die Kellnerinnen Christine, Bärbel und Sarah. Nicht vergessen werden sollte auch „Tante Hanna“, die als Küchenhilfe von Anfang an dabei war und als 89-Jährige bis zum Schluss mithalf.
Die Gaststätte wird in den kommenden Monaten zu einer Wohnung umgebaut. Ganz still möchte Franzi Reinold sich aber nicht von ihrer treuen Stammkundschaft verabschieden. Wenn die Entwicklung der Pandemie es zulässt, soll eine Abschiedsfeier nachgeholt werden.