Der Rhein-Erft-Kreis hatte in Frechen einen Erlebnis- und Familientag zum Strukturwandel organisiert. Es wurde experimentiert und diskutiert.
StrukturwandelWie geht es in Rhein-Erft weiter nach der Braunkohle?
Wenn die Stimmung nicht ganz in den Keller gehen soll, kann es manchmal helfen, sich die Dinge schönzureden: Als „Konfetti des Himmels“ bezeichnete Susanne Stupp blumig den fiesen Dauerregen, der am Sonntag niederprasselte. Allerdings hörte der Frechener Bürgermeisterin leider kaum jemand zu, als sie mit Landrat Frank Rock den vom Rhein-Erft-Kreis mit viel Mühe und Herzblut geplanten Erlebnis- und Familientag rund um den Strukturwandel eröffnete.
Als es am Mittag losging, waren nur wenige hart gesottene Besucherinnen und Besucher auf dem Johann-Schmitz-Platz zugegen. Das kann allerdings nur am über weite Strecken wirklich garstigen Wetter, aber keinesfalls am ebenso unterhaltsamen wie informativen Programm gelegen haben. „We run the futuRE“ („Wir gestalten die Zukunft“) lautete das mit Großbuchstaben für Rhein und Erft garnierte Motto der Veranstaltung.
Großer Transformationsprozess
Allen sei klar, dass die Braunkohle-Ära bald zu Ende gehen werde, so Frank Rock: „Doch für viele Menschen ist der schon laufende Strukturwandel nach wie vor schwer greifbar. Wir befinden uns mitten in einem großen Transformationsprozess, und viele fragen sich: Wie können wir uns zukunftssicher machen, wenn in unserer Region mit der Kohle auch viele Arbeitsplätze wegfallen? Darüber miteinander ins Gespräch zu kommen ist das Ziel dieses Erlebnis- und Aktionstages.“
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In einer vom aus dem Kinderfernsehen bekannten Moderator André Gatzke geleiteten Talkrunde hatten neben Stupp und Rock auch Experten vom Zweckverband Naturpark Rheinland und vom Verein Region Köln/Bonn das Wort.
Der Landrat beschrieb ein ausgewogenes regionales Flächenmanagement als eine der ganz großen Herausforderungen: „Wir haben die Landwirtschaft, die viel Platz beansprucht. Aber wir brauchen auch neuen Wohnraum, und wir brauchen neue Gewerbeflächen. Und wir müssen – ganz wichtig mit Blick auf Klimaschutz und Klimaresilienz – der Natur mehr Raum geben. Das sind vier ganz verschiedene Bereiche, die im Grunde alle um dieselbe Sache ringen, nämlich um Fläche. Da sind wir dran, doch es ist und bleibt eine schwierige Aufgabe für die Regionalplanung, die beste Mischung zu finden.“
Mit kompetenten Gesprächspartnern ins Detail gehen konnten die Gäste an den Infoständen. Mehr als 20 Institutionen von der Zukunftsagentur Rheinisches Revier über den Erftverband und die Fraunhofer Gesellschaft bis hin zum Energie-Kompetenz-Zentrum hatten ihre Teams auf den „Markt der Möglichkeiten“ geschickt.
Eine große Lego-Welt war der Blickfang im Pavillon des Forschungszentrums Jülich. Das Modell sollte nicht nur die Kinderherzen höher schlagen lassen, sondern in erster Linie verdeutlichen, auf welchen Gebieten der „Helmholtz-Cluster Wasserstoff“ derzeit forscht. Das Feld für den Energieträger reicht von der Medizintechnik bis hin zur Binnenschifffahrt.
Vieles stecke noch im Stadium der Grundlagenforschung, doch die praktische Anwendung werde schnelle Fortschritte machen, glaubt Mitarbeiter Guido Jansen: „Um das Jahr 2050 herum wird ganz vieles in unserem alltäglichen Leben von regenerativem Strom angetrieben werden, und zwar etwa jeweils zur Hälfte aus Strom aus den Netzen und aus Stromspeichern in Form von Batterien und Wasserstoff.“
Junge Besucher wurden von experimentiershows.de auf spannende Weise an Physik und Chemie herangeführt. Ein lehrreicher Hingucker waren hier Eric Siemes’ dampfende Versuche mit Trockeneis. Exkursionen zur Kohleveredelungsanlage Wachtberg und Konzerte rundeten das Angebot ab.