16 Frauen und Männer wurden in Düsseldorf ausgezeichnet. Dr. Hans-Eduard Hille und Olaf Offers freuen sich über diese Ehrung.
Über Jahrzehnte engagiertWüst vergibt Verdienstorden an zwei Männer aus Rhein-Erft
Bei einer Feierstunde hat Dr. Hans-Eduard Hille am Mittwoch (21. Februar) von NRW- Ministerpräsident Hendrik Wüst den Verdienstorden des Landes erhalten. Er sehe darin eine Anerkennung für sein jahrzehntelanges Engagement in der Kommunalpolitik, sagte der 71-Jährige, der in Begleitung seiner Frau und seiner beiden erwachsenen Kinder von Erftstadt nach Düsseldorf gefahren war. Er ist allerdings davon überzeugt, dass eine solche Auszeichnung jedem Menschen zusteht, der sich ehrenamtlich für die Demokratie und für das Gemeinwohl einsetzt.
Wüst sagte, Hille habe über einen sehr langen Zeitraum die Geschichte seiner Heimatstadt mitgeschrieben. Er sei persönlich zur Stelle, wo Hilfe gebraucht werde. „Mit Ihrem Engagement haben Sie das Leben vieler Menschen besser gemacht“, lobte der Ministerpräsident.
Hille ist überzeugter Demokrat. Seiner Meinung gehört es zur Bürgerpflicht, sich für die Politik beziehungsweise für das Gemeinwohl einzusetzen. Das hätten ihm auch seine Eltern so vermittelt. Gleichwohl weiß er, dass ein solches Engagement immer auch ein Spagat zwischen Beruf, Familie und dem Ehrenamt bedeutet. „Es hat bestimmt seinen Grund, weshalb es immer schwerer wird, Menschen dauerhaft an ein Ehrenamt zu binden“, sagt Hille.
Alles zum Thema Hendrik Wüst
- Protest gegen „Kahlschlag“ Bringt Wüst den sozialen Frieden in NRW in Gefahr? Großdemo geplant
- „Es ist nicht jeden Tag alles Bombe“ Wüst übt zur Halbzeitbilanz von Schwarz-Grün Selbstkritik
- Nach Trumps Wahlsieg Wüst setzt in NRW weiter auf Schulterschluss mit transatlantischen Partnern
- Trump oder Harris Was die NRW-Wirtschaft durch die Wahl in den USA zu verlieren hat
- Terroranschlag, Verkehrswende und Strukturwandel Halbzeitbilanz von Schwarz-Grün – wie schlagen sich die Minister im Amt?
- Umbau von ARD und ZDF Schrumpfkur für Öffentlich-Rechtliche – Diese TV-Sender sind gefährdet
- „Kunst als verbindendes Element“ „Glow Up“-Konzert engagiert sich für Demokratie und Multikulturalität
Er selber war 16 Jahre alt, als er 1969 mit der parteipolitischen Arbeit in der FDP begann. Beim Wahlkampf 1969 hat er auch seine Frau Gisela kennengelernt. Erst zwei Jahre zuvor war er aus Köln nach Erftstadt gezogen. Und zunächst war er gar nicht begeistert, dass er als Jugendlicher dorthin verschlagen wurde. Doch Hille lebte sich schnell ein.
Hill hätte nie gedacht, dass er die FDP-Fraktion 44 Jahre lang führen würde
Im Mai 1975 wurde er in den Rat in seiner neuen Heimat gewählt. Im Oktober des gleichen Jahres wählten ihn die Freien Demokraten zum Fraktionschef. Doch nicht im Traum hätte er damals gedacht, dass er dieses Amt 44 Jahre ausüben sollte – bis 2019. „Da war die Zeit gekommen, wo ich mich zwischen dem Ehrenamt und dem Beruf entscheiden musste“, erklärt er. Hille entschied sich für den Beruf. „Ich bin eben auch leidenschaftlich gerne Anwalt“, sagt er. 2023 hat er seine Kanzlei verkauft. „Seitdem arbeite ich dort als Angestellter.“
Die kommunalpolitische Arbeit habe ihm aber immer sehr viel Freude gemacht. „In guten Zeiten waren wir neun Fraktionsmitglieder, in schlechten Zeiten auch schon mal nur drei.“ Als FDP-Mann habe er vor allen Dingen die Oppositionsarbeit kennen, aber auch schätzen gelernt. Man müsse aushalten, dass es nicht immer nach dem eigenen Kopf geht. „Das nennt sich Demokratie“, erklärt er. Und: „Kompromiss ist für mich kein Schimpfwort.“ Zufrieden mache, wenn sich die eigenen Vorstellungen ein Stückweit in dem Gesamtbeschluss wieder finden.
So sei das auch gleich zu Beginn seiner Ratskarriere 1975 gewesen, als er mit dazu beitragen konnte, dass Erftstadt seine eigene Volkshochschule behält. Auch den Bau des Einkaufszentrums und die Entwicklung des Wirtschaftsparks zwischen Lechenich und Liblar hätten er beziehungsweise die FDP mitgetragen. Am Herzen lag ihm auch die Unterstützung des Vereins der Lebenshilfe Erftstadt, etwa beim Bau des Lebenshilfe-Hauses und später beim Bau des Wohnheims Rotbach.
Seine Traumvorstellung von der Kommunalpolitik wäre ein Generationswechsel alle zehn Jahre. Nur so könne er sich vorstellen, dass vielleicht auch jüngere Menschen ein solches Amt übernehmen. „Ich weiß, dass steht im krassen Gegensatz zu meinen 44 Jahren“, sagt er. Doch das sei ja nun auch wirklich kein Zukunftsmodell mehr.
Ebenfalls ausgezeichnet wurde Olaf Offers aus Brühl, der viele Jahre im Hotel- und Gaststättenverband DEHOGA Nordrhein-Westfalen aktiv war. „Ich freue mich darüber. Es ist eine schöne und späte Ehrung“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. „Sie ist aber viel wichtiger für die Hotel- und Gaststättenbranche als für mich persönlich“, ergänzt er. Zum ersten Mal werde in dieser Weise diese Branche in diesem Land gewürdigt, freut sich der 77-Jährige.
Von 2008 bis 2016 war er Präsident des Hotel- und Gaststättenverbandes DEHOGA Nordrhein-Westfalen und zugleich Präsidiumsmitglied des DEHOGA Bundesverbandes sowie viele Jahre davor in verschiedensten Ämtern im Hotel- und Gaststättenverband tätig. Zudem trieb er als Vorstandsvorsitzender von Tourismus NRW von 2010 bis 2019 die Entwicklung des Tourismus zwischen Rhein und Weser voran. „Das waren schon anspruchsvolle Zeiten“, blickt Offers zurück.
Arbeitstage gefüllt mit 16 Stunden waren für den erfahrenen und erfolgreichen Hotelier damals keine Seltenheit. Zu den größten Herausforderungen seiner insgesamt 30-jährigen Verbandsarbeit gehörte für ihn, die Bedürfnisse und Interessen aller Mitglieder im Auge zu behalten.
„Nordrhein-Westfalen ist ein vielfältiges und wunderschönes Land, das immer eine Reise wert ist. Dank Olaf Offers ist das vielen Menschen in ganz Deutschland und darüber hinaus noch deutlicher geworden“, sagte Hendrik Wüst in seiner Laudatio. „Er hat die Tourismusbranche in Nordrhein-Westfalen durch sein jahrzehntelanges Wirken geprägt. Mit hoher Fachkompetenz und großem persönlichen Engagement und aus verschiedenen Blickwinkeln.“
Offers leitete acht Jahre lang das Dorint Kongress Hotel in Köln
Bevor der gebürtige Ostwestfale 1999 in Brühl heimisch wurde, war er rund um den Globus unterwegs, verbrachte einige Jahre in den USA, in der Karibik und in Frankreich. Nach den verschiedenen Stationen im In- und Ausland, unter anderem bei Steigenberger, Hilton und Penta, arbeitete Offers seit 1993 an der Spitze unterschiedlicher Häuser des Accor-Konzerns.
In Köln leitete er acht Jahre lang das Dorint Kongress Hotel (vier Sterne plus) und wechselte danach als Chef an das traditionsreiche Fünf-Sterne-Haus „Dorint Quellenhof“ nach Aachen. Auch nach seiner letzten beruflichen Station als Direktor des Quellenhofes blieb er dem Gastgewerbe als Ehrenpräsident des DEHOGA NRW eng verbunden.
Der Verdienstorden des Landes ist eine der höchsten Auszeichnungen und wurde 1986 aus Anlass des 40. Geburtstages des Landes Nordrhein-Westfalen vom damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau gestiftet. Als Anerkennung ihrer außerordentlichen Verdienste für die Allgemeinheit wird er an besonders engagierte Persönlichkeiten verliehen.