Hürth – Die Stadtbusflotte soll sauberer werden: Vom Jahr 2019 an könnten fünf weitere mit Wasserstoff betriebene Brennstoffzellen-Hybridbusse im Hürther Stadtverkehr eingesetzt werden und die herkömmlichen Dieselfahrzeuge ersetzen. Auch die Wasserstofftankstelle am Chemiepark in Knapsack soll ausgebaut werden. Entsprechende EU-Fördermittel für beide Projekte stehen nach Angaben von Stadtwerkevorstand Dr. Dirk Holger Ahrens-Salzsieder in Aussicht.
Bislang setzt die Regionalverkehr Köln GmbH (RVK), die den Nahverkehr im Auftrag der Stadtwerke abwickelt, 15 Dieselbusse in Hürth ein. Die Fahrzeuge gelten bereits wegen ihrer leisen Motoren und der Abgasfiltertechnik als umweltfreundlich und tragen das Umweltsiegel „blauer Engel“. „Die Busse waren vor neun Jahren Stand der Technik“, so Ahrens-Salzsieder. Nach einer Laufzeit von zehn Jahren müssen sie 2019 ersetzt werden. Ein großer Teil der neuen Fahrzeuge soll praktisch emissionsfrei sein – aus dem Auspuff kommt Wasserdampf.
Erfahrung seit 2011
Schon seit September 2011 setzt die RVK testweise Wasserstoffbusse in Brühl und Hürth ein. Die ersten beiden Fahrzeuge – 18 Meter lange Gelenkbusse des Typs Phileas – waren noch Prototypen. Die Busse wurden Ende 2016 nach Problemen mit konventionellen Bauteilen und der Insolvenz des Herstellers stillgelegt.
Schon im Jahr 2015 wurden zwei neue Brennstoffzellen-Hybridbusse des Herstellers Van Hool in Dienst gestellt. Die Erfahrungen mit den neuen Bussen, immerhin schon Vorserienfahrzeuge, seien gut, so Ahrens-Salzsieder: „Von der Reichweite und der Zuverlässigkeit her sind sie mit den eingesetzten Dieselbussen zu vergleichen.“ Mit einer Tankfüllung schaffen die Busse 300 Kilometer Fahrtstrecke, das reicht für einen Tag auf den Linien des Hürther Stadtverkehrs. Weil die neuen Busse voraussichtlich nur noch zwei statt drei Achsen haben werden und damit wendiger sind, können sie auf allen Linien im Stadtgebiet eingesetzt werden. Bislang verkehrt der Wasserstoffbus nur auf der Linie 720 zwischen dem Busbahnhof in Hürth-Mitte und dem Stadtbahnhof Hermülheim.
Geld aus dem Dieselfonds
Die Bundesregierung hat 90 Städte benannt, die Fördermittel aus dem Dieselfonds beantragen können. Dazu gehöre Hürth, so die Grünen unter Berufung auf eine Anfrage ihrer Bundestagsfraktion.
Mit rund einer Milliarde Euro sollen Projekte in Städten gefördert werden, in denen die Stickoxid-Grenzwerte aufgrund von Diesel-Abgasen überschritten werden. Die deutschen Pkw-Hersteller VW, BMW und Daimler steuern 170 Millionen Euro bei.
Für einen Masterplan zur Verbesserung der Luftqualität erhält die Stadt Hürth 153 000 Euro. Der Plan ist Voraussetzung für das Anzapfen weiterer Fördertöpfe. Schwerpunkte sind emissionsfreie Antriebe, die Vernetzung von Verkehrsmitteln und der Ausbau des Radverkehrs. Die Stadtwerke hoffen auf Geld für weitere Wasserstoffbusse. (aen)
Insgesamt 30 Wasserstoffbusse will die RVK in den kommenden Jahren anschaffen, fünf davon sollen in Hürth fahren, fünf weitere womöglich in Brühl. Für den Ausbau der Wasserstoff-Flotte stehen 13 Millionen Euro an Fördermitteln aus EU-Programmen bereit.
Höhere Betriebskosten
Trotzdem ist der Einsatz von Wasserstoffbussen auch für die Stadtwerke im Vergleich zu herkömmlichen Dieselbussen teurer. Höhere Anschaffungs- und Wartungskosten sowie höhere Betriebskosten für die erweiterte Wasserstofftankstelle summieren sich nach Angaben von Stadtwerkechef Ahrens-Salzsieder bei fünf zusätzlichen Wasserstoffbussen auf 180.000 Euro im Jahr. Im Gegenzug werde die Luft sauberer.
Die Wasserstofftankstelle soll noch in diesem Jahr ausgebaut werden. „Bislang reicht die Kapazität nur für vier bis fünf Busse“, erklärt Ahrens-Salzsieder. Künftig soll dort täglich ein Dutzend Busse tanken können. Die Kosten für die Erweiterung werden mit 1,3 Millionen Euro veranschlagt, knapp die Hälfte schießt die EU zu. Die Beschlüsse zum Einsatz zusätzlicher Wasserstoffbusse soll der Verwaltungsrat der Stadtwerke am 25. Januar fassen.