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Schnellere HilfeAm Otto-Maigler-See in Hürth gibt es jetzt Rettungspunkte für den Notfall

Lesezeit 4 Minuten
Auf dem Bild ist eine Bank mit einem neuen Rettungspunkt zu sehen.

An der Rückseite von Bänken finden sich am Otto-Maigler-See nun Rettungspunkte, mit der leichter Hilfe geholt werden kann.

Feuerwehr und Polizei können Hilfesuchende dank eines neuen Konzeptes nun schneller finden. Die Kreisleitstelle nutzt zudem erfolgreich ein weiteres System.

Plötzliche Atemnot mit Herzschmerzen, ein gebrochener Fuß nach einem Sturz, der Verlust der Orientierung oder das Bemerken eines Schwelbrandes – wer mitten im Wald auf einmal in Not gerät, ist oft in einer misslichen Lage, wenn er den alarmierten Rettungskräften seinen genauen Standort mitteilen möchte.

Am Otto-Maigler-See in Hürth gibt es neuerdings Abhilfe: Die weißen, rotumrandeten Schilder fallen auf. 14 von ihnen wurden vor wenigen Tagen an die Rückseiten von Ruhebänken geschraubt. Darauf zu sehen ist der Schriftzug „Rettungspunkt“, die Notrufnummer der Rettungskräfte und der Feuerwehr 112 und das Kürzel „HÜR“ für Hürth, „RP“ für Rettungspunkt sowie eine durchlaufende Nummerierung.

Jeder der 14 Rettungspunkte kennzeichnet eine bestimmten Stelle im Wald. Wird über den Notruf seine Nummer genannt, wissen die Rettungskräfte direkt, wo sich die hilfesuchende Person befindet.

Rettung in schwer zugänglichem Gebiet und mit schlechtem Handyempfang wird erleichtert

Hürth ist eine der ersten Kommunen im Rhein-Erft-Kreis, die Rettungspunkte im Wald beschildert hat. Kreisbrandmeister Thomas Weiler versichert jedoch: „Aktuell sind alle Kommunen im Rhein-Erft-Kreis aktiv mit der Einrichtung solcher Punkte beschäftigt, einen verbindlichen Zeitplan und ein einheitliches Format für die Schilder gibt es aber nicht“. Er sieht die Punkte als ein sinnvolles Mittel, um die Rettung in schwer zugänglichen Gebieten mit einem schlechten Handyempfang, insbesondere in Wäldern, zu erleichtern.

Auch auf Autobahnen stehen am Straßenrand blaue Schilder mit Zahlen, die im Falle eines Notrufs genannt und so den genauen Standort wiedergeben.

Kreisleitstelle nutzt zudem ein System, das schon beim Anruf den genauen Standort anzeigt

Im ehemaligen Tagebau in Bergheim sind schon seit einigen Jahren in den renaturierten Wäldern die Wanderwege nach alten Straßennamen benannt und gekennzeichnet. „Im Falle eines Notrufs wissen wir immer direkt, wo wir hinmüssen“, erklärt Brandamtsrat Jan Godesberg, Abteilungsleiter der Leitstelle der Feuerwehr des Rhein-Erft-Kreises. Die Schilder sind allerdings nur eine von verschiedenen, längst gängigen Möglichkeiten, schnell und zuverlässig Hilfe zu holen.

Am häufigsten nutzen die Disponenten der Kreisleitstelle inzwischen ein System, dass ihnen schon beim Anruf den genauen Standort des Anrufers zeigt. „Dieser Standort wird sogar für 60 Minuten anonym bei uns gespeichert“, erklärt Godesberg. In Echtzeit könne so der Disponent den Standort auf dem Bildschirm und der Landkarte sehen. „Dieses System hat schon viele Leben gerettet“, berichtet Godesberg.

Oft entscheiden Sekunden über Leben und Tod
Brandamtsrat Jan Godesberg, Abteilungsleiter der Leitstelle der Feuerwehr des Rhein-Erft-Kreises

Seine Kollegin, Nicole Brandl, erinnert sich noch gut an die Geschehnisse vor ein paar Jahren, als im Friesheimer Busch einige Kinder und Erwachsene von Bienen angegriffen wurden und nicht wussten, wo sie waren. Dank des Ortungssystem habe man sie schnell finden und ihnen helfen können.

„Oft entscheiden Sekunden über Leben und Tod“, sagt Godesberg. Doch selbst das beste digitale System nutze nichts, wenn das Handy kein Netz habe. Das Handy logge sich dann zwar oft automatisch in ein anderes Netz ein. „In solchen Fällen, aber auch bei älteren Handys, bekommen wir hier dann keinen Standort angezeigt“, erklärt Godesberg. Die Leitstelle habe für solche Fälle ein ganz normales Handy, auf das der Hilfesuchende den Standort schicken könne.

Auf dem Bild sind zwei Männer zu sehen, die eine Karte studieren.

Kreisbrandmeister Thomas Weiler (r.) zusammen mit Forstdirektor Stephan Schütte. Rettungs- beziehungsweise Lotsenpunkte sollen auch in den Villewald rund um den Birkhof aufgestellt werden.

Oft genutzt ist auch die Notruf-App Nora: „Sie ist barrierefrei und lässt sich kostenlos auf das Handy herunterladen“, erklärt Godesberg. Ohne Sprache lasse sich mit der App ein Notruf an die Polizei und die Feuerwehr senden. „Nach Absetzen des Notrufs erscheint hier bei uns in der Leitstelle der Feuerwehr auf dem Bildschirm der genaue Standort und die Unfalldaten“, erklärt Godesberg.

„Sogar ein Auto kann Hilfe herbeirufen“, berichtet Godesberg. Neuwagen müssten schon seit einigen Jahren einen fest eingebauten E-Call haben, der bei einem Crash direkt auslöst. Einige Systeme melden den Notruf dann erst beim Hersteller, der der Leitstelle automatisch die Koordinatoren durchgibt. „Es gibt auch Systeme, die direkt bei der Feuerwehrleitstelle eingehen“, berichtet Godesberg.

Kurz nach dem Notruf prallten andere Fahrzeuge auf das Auto

Unvergessen bleibt seinem Kollegen Jürgen Kautz ein Unfall auf der Autobahn 555 vor einigen Jahren, bei dem über E-Call die Feuerwehr informiert wurde. Über die Freisprechanlage konnte Kautz auch mit dem Verunglückten sprechen und ihm sagen, er solle versuchen so schnell wie möglich aus dem Fahrzeug zu kommen. Vielleicht hat ihm das sogar das Leben gerettet, denn Sekunden später hörte der Disponent auf der Leitstelle über die Freisprechanlage des Fahrzeugs, wie weitere Fahrzeuge gegen das verunglückte Fahrzeug prallten.

Der gesetzliche Auftrag der Polizei lässt allerdings eine pauschale Ortung von Mobiltelefonen bei Anrufen nicht zu. „Hier spielen datenschutzrechtliche Einschränkungen für die Polizei als Ermittlungsbehörde eine Rolle“, erklärt ein Polizeisprecher. Auch eine bloße Aktivierung beziehungsweise die Freischaltung des eigenen Standortes im Mobiltelefon ermögliche der Polizei keine Feststellung des Standortes. Nur in Einzelfällen sei eine Ortung zur Gefahrenabwehr oder bei vermissten oder hilflosen Personen erlaubt.