RWE rüstet sich am Standort auf dem Knapsacker Hügel für die Zeit nach der Braunkohle.
In der Nachbarschaft zum Goldenbergkraftwerk plant das Unternehmen den Bau von zwei Anlagen zur Trocknung und Verbrennung von Klärschlamm.
Das Investitionsvolumen soll bei einem „mittleren zweistelligen Millionenbetrag“ liegen, so RWE-Sprecher Guido Steffen.
Hürth-Knapsack – Seit 25 Jahren verbrennt RWE neben Braunkohle auch Klärschlamm in den Kesseln des Goldenbergkraftwerks und der Fabrik Ville-Berrenrath auf dem Kanpsacker Hügel sowie am Standort Frechen. Aktuell werden bis zu 900.000 Tonnen Schlamm aus kommunalen Kläranlagen mitverbrannt, zwei Drittel davon in Knapsack.
An der genehmigten Menge soll sich nichts ändern, betont Karl-Heinz Stauten, Geschäftsführer Veredelung. „Wir verlagern die thermische Verwertung in den Braunkohlekesseln zum Teil auf eine Monoverbrennung.“ RWE wolle „sukzessiv von der Braunkohle auf CO2 -neutrale Brennstoffe umstellen“, so Stauten, und dadurch einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Weiteres Ziel sei, Arbeitsplätze in Knapsack zu sichern. Derzeit beschäftigt RWE dort 350 Mitarbeiter.
Braunkohle ist Auslaufmodell
Die Uhr läuft ab für die Braunkohlekraftwerke – und damit auch für die Mitverbrennung von Klärschlamm. Das Goldenbergkraftwerk soll nach dem Zeitplan für den Braunkohleausstieg spätestens im Jahr 2038 vom Netz gehen. Die Betreiber von kommunalen Kläranlagen stelle das künftig vor ein Entsorgungsproblem, sagt Stauten.
Hinzu komme, dass ab dem Jahr 2029 im Klärschlamm enthaltener Phosphor zurückgewonnen werden müsse. Aus der Filterasche des verbrannten Klärschlamms, die auf der benachbarten Deponie Ville abgelagert werde, lasse sich der Stoff später wiedergewinnen und als Dünger einsetzen.
90.000 Tonnen Kapazität im Jahr
Bei einer Informationsveranstaltung im Infocenter des Goldenbergkraftwerks stellte RWE die Pläne jetzt den gut 60 Besuchern vor, die in kleinen Gruppen auch über das Werksgelände geführt wurden. Demnach wird der Klärschlamm aus den beiden Zwischenlagerhallen, die RWE 2017 und 2019 in Betrieb genommen hat, über geschlossene Förderstrecken zunächst in die Trocknungsanlage transportiert.
Auf zwei 30 Meter langen Bändern wird der Schlamm, der bei der Anlieferung noch einen Wassergehalt von 75 Prozent hat, mit Heißluft getrocknet – dadurch erhöht sich der Brennwert. Die Bandtrockner werden eine Kapazität von insgesamt 90.000 Tonnen im Jahr haben und sollen 2022 in Betrieb gehen. Der getrocknete Schlamm wird dann in den Braunkohlekesseln mitverbrannt.
Parallel plant RWE den Bau einer Verbrennungsanlage ausschließlich für Klärschlamm. Im Wirbelschichtkessel wird vor allem Wärme erzeugt, die wiederum zur Trocknung des Schlamms eingesetzt wird. Darüber hinaus soll die Anlage eine kleinere Menge Strom und Prozessdampf für benachbarte Industrieanlagen liefern. Im Vordergrund steht aber nicht die Energiegewinnung, sondern die Verwertung des Klärschlamms, die sich RWE laut Stauten von den Anlieferern bezahlen lässt.
Geplant ist die Umsetzung einer ersten Ausbaustufe bis 2025. 180.000 Tonnen Klärschlamm können in der Verbrennungsanlage dann verwertet werden. Für eine zweite Ausbaustufe kann sich RWE auch eine Kooperation mit Partnern vorstellen.
In beiden neuen Anlagen kommen nach Angaben von RWE moderne Technik und eine mehrstufige Abluftreinigung zum Einsatz. Dadurch werde es keine Geruchsemissionen geben. Derzeit bereitet RWE die Genehmigungsanträge vor. Am Genehmigungsverfahren bei der Bergbehörde in Arnsberg wird auch die Öffentlichkeit beteiligt.