Hürth-Gleuel – Ruhig plätschert der Gleueler Bach durch die Wiesen hinter der Corrensmühle an der Ernst-Reuter-Straße. Das sah nach dem schweren Unwetter Mitte Juli ganz anders aus: Eine Flutwelle, die am Gotteshülfeteich oberhalb von Gleuel ihren Ausgang genommen hatte, setzte das Areal unter Wasser, und auch einige Gebäude der historischen Wassermühle wurden überflutet. Eigentümer Karl Maria Fölling ist überzeugt, dass dafür nicht allein die Naturgewalten verantwortlich waren – sondern auch die Stadtwerke.
Stein des Anstoßes ist die neue Betonbrücke über den Bachlauf, mit deren Bau im vergangenen Juni, einige Wochen vor der Flut, begonnen wurde. Der Übergang ersetzt eine alte, marode Holzbrücke.
Hürth: Neue Brücke war Voraussetzung für Baugenehmigung
Die neue Brücke war Voraussetzung dafür, dass Fölling, der die Fachwerk- und Ziegelgebäude aus dem 18. und 19. Jahrhundert 1988 gekauft, zwölf Jahre lang aufwendig saniert und in Wohnungen umgebaut hatte, eine Baugenehmigung für sein neues Wohnhaus über dem alten Gewölbekeller unweit des Bachlaufs bekam. Seit 2018 wohnt der 72-Jährige dort mit seiner Frau.
Die Wiesen, durch die sich der Bach schlängelt, sind Privateigentum, um das Gewässer selbst und die Uferbereiche kümmern sich aber die nach Landeswassergesetz zuständigen Stadtwerke. Durch die Bebauung würden die Unterhaltungsarbeiten erschwert, so begründet Stadtwerke-Sprecher Willi Pütz die Auflage. Die neue Brücke solle sicherstellen, dass die Pflegekolonne beide Bachufer mit schwerem Gerät erreichen könne.
Hürther beklagt Fehler bei Planung und Bau der neuen Brücke
Doch Fölling meint, dass bei Planung und Bau der Brücke Fehler gemacht worden seien. Der Bachlauf sei zu weit ausgekoffert und das Fundament zu tief eingegraben worden, glaubt der Mühlenbesitzer. „Damit man trotzdem rüberkommt, wurde dann mit Kantsteinen und Mutterboden nachgeholfen“, beklagt Fölling.
Ihm bereite aber vor allem Sorge, dass der Durchlass für den Bach sehr eng sei. „Der Pegel steht schon jetzt gerade einmal 30 Zentimeter von der Unterkante der Brücke entfernt“, so Fölling. Er befürchtet, dass sich das Wasser beim nächsten Starkregen dort aufstauen und dann wieder über den Hof in die denkmalgeschützten Gemäuer laufen könnte, in denen sich sieben Wohnungen befinden. Schon bei der jüngsten Überschwemmung seien Schäden von über 100 000 Euro entstanden. Schwer betroffen war das alte Müllerhaus, dort musste der Boden herausgenommen werden, die Sanierungsarbeiten dauern an.
Überhaupt hält der Eigentümer die neue Brücke für viel zu aufwendig und teuer. Die Hälfte der Baukosten von 25.000 Euro muss er laut Vertrag mit den Stadtwerken übernehmen. Nach Föllings Einschätzung hätten es auch neue Holzbohlen auf den alten Brückenfundamenten getan. „Über dem Mühlengraben vor dem Eingang habe ich auch eine Holzbrücke. Die trägt 40 Tonnen“, sagt Fölling. Er habe Angebote von Zimmerleuten eingeholt, die bei weniger als 10.000 Euro gelegen hätten.
Der Eigentümer mutmaßt, dass sein Vorschlag schon die jüngste Überschwemmung hätte verhindern können. „Wäre die Holzbrücke noch da gewesen, wären wir mit einem blauen Auge davongekommen“, sagt er. „Die Betonbrücke muss weg, die ist das Problem. Aber ich weiß, dass ich da wohl auf Granit beißen werde.“
Die Stadtwerke weisen den Vorwurf einer Fehlplanung zurück. Von der Brücke gehe auch keine Gefahr für die Mühle aus, sagt Sprecher Willi Pütz: „Der Durchlass ist ausreichend dimensioniert. Eine Überschwemmung, verursacht durch den Durchlass, hat es nicht gegeben und wird es nicht geben.“ Pütz bestätigt, dass der Eigentümer Angebote für eine Holzbrücke vorgelegt habe. „Leider waren die Vorschläge aber nicht umsetzbar. Es fehlten geprüfte Statiken, Dimensionierungen der Fundamente und eine Anpassung ans umliegende Gelände.“