Kerpen/Nörvenich – Jagdbombergeschwader 31 "Boelcke" - das war vorgestern. Seit dem gestrigen Dienstag heißt der Verband in Nörvenich offiziell "Taktisches Luftwaffengeschwader 31 "Boelcke". Aber allein dafür hätte Kommodore Oberst Andreas Hoppe die Angehörigen des Geschwaders vermutlich nicht zum Appell antreten lassen.
Hinter der Umbenennung steckt mehr. Denn zu "Boelcke" gehört seit gestern auch die neu aufgestellte Taktische Luftwaffengruppe "Richthofen" aus dem friesischen Wittmund. Damit wird in absehbarer Zeit an zwei Standorten mit dem Schwerpunkt Nörvenich der größte Jet-Verband der Luftwaffe entstehen. Zur Zeit sind dort 24 Eurofighter stationiert. Die Zahl soll auf 51 steigen.
Integration der Fliegergruppe Wittmund
Hoppe machte vor zahlreichen Gästen, darunter die Kerpener Bürgermeisterin Marlies Sieburg und der Nörvenicher Bürgermeister Hans-Jürgen Schüller, deutlich, wie wichtig ihm jetzt die Integration der Fliegergruppe Wittmund in die "Boelcke"-Strukturen ist. Und zwar ohne dabei die Eigenständigkeit des ehemaligen Traditionsgeschwaders von der Nordsee anzutasten. Denn offiziell wurde das Geschwader 71 "Richthofen" am 30. September außer Dienst gestellt.
Er wisse, so Hoppe, dass die Entscheidung, das Geschwader auf eine Fliegergruppe zu verkleinern und unter das Kommando in Nörvenich zu stellen, "für manch alt eingeschworenen Richthofener eine bittere Pille sein mag". Er habe auch ein gewisses Verständnis dafür, dass "der eine oder andere menschlich seine Schwierigkeiten mit diesem Unterstellungsverhältnis hat". Hoppe unterstrich aber, dass nicht nur die Führung in Nörvenich und Wittmund, sondern alle Angehörigen des Geschwaders Hand in Hand arbeiten werden. Die Fliegergruppe habe dabei den berechtigten Anspruch, "ihr Selbstverständnis und ihre Tradition zu pflegen".
Der Rote Baron, Manfred Freiherr von Richthofen, ist wohl der bekanntere der beiden Erste-Weltkrieg-Flieger. Dabei war Oswald Boelcke der "Erfinder" der Luft-Taktik. Und der Baron sein ausgesuchter Schüler. Nachdem Boelcke 1916 mit einem Kameraden kollidierte und starb, übernahm Richthofen die Weiterentwicklung und wurde einer der erfolgreichsten Jagdflieger seiner Zeit. (nk)
Mit der Umbenennung habe eine neue Ära begonnen, so Hoppe weiter. Er dankte Soldaten und zivilen Mitarbeitern in Nörvenich und Wittmund, die oft unliebsame, aber dennoch zwingend erforderliche Arbeiten geleistet hätten. "Das haben sie gut gemacht."
Neue Bezeichnung
Mit der neuen Bezeichnung Taktisches Geschwader werde einer Entwicklung Rechnung getragen, die die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten der neuen Jets deutlich mache. Die Bezeichnungen "Jagdbomber", "Jagdgeschwader" oder "Aufklärungsgeschwader" seien nicht mehr zeitgemäß.
Eine der neuen Aufgaben des Geschwaders besteht in der Überwachung des Luftraums durch die NATO-Alarmrotte. Jene ständig einsatzbereiten zwei Jets, die sofort Aufsteigen, wenn im zivilen Luftverkehr Gefahren drohen. Meist werden die Maschinen in Wittmund starten. Manchmal aber auch von Nörvenich aus.
Hoppe weiß, dass ein neuer Name allein noch keine zwei Geschwader zusammenführt. Deshalb nutzt er neben der Sprache auch eine deutliche Symbolik. Das Boelcke-Wappen, das Schwert mit den Flügeln, steht ab sofort nicht mehr allein, sondern ist unterlegt mit dem Wappen der Richthofener, dem roten "R". Bei einem Eurofighter hat er gleich das gesamte Leitwerk für seine Botschaft lackieren lassen. Eine "kölsche" Seite mit Wappen und Köln-Silhouette , die andere Seite mit Ostsee und beiden Wappen "für die gemeinsame Zukunft", wie er sagt.