Hambacher ForstKerpener widmen dem Kampf gegen die Kohle eine Ausstellung

Lesezeit 3 Minuten
Todde Kemmerich und Gerhard Kern zeigen das Gerät, das die Interviews mit den Zeitzeugen abspielt.

Todde Kemmerich und Gerhard Kern zeigen das Gerät, das die Interviews mit den Zeitzeugen abspielt.

Jahrelang haben Mitglieder der Initiative Buirer für Buir Material über den Hambacher Forst gesammelt. Ihre Sammlung präsentieren sie in Morschenich.

Wie lange der Kampf um den Hambacher Forst schon dauert, lässt sich nicht mehr genau zurückdatieren. Einige sehen in der ab 1977 aktiven Hambach-Gruppe die Anfänge des Kampfs. Andere datieren den Startschuss für den Widerstand gegen die Braunkohlebagger auf das Jahr 2012 - das Jahr, in dem die ersten Waldbesetzer in den Forst zogen. Die Initiative Buirer für Buir hat es sich nun zur Aufgabe gemacht, die Jahrzehnte des Widerstands zu dokumentieren. Ihr Erinnerungsprojekt „Begegnung und Bewegung an der Kante“ stellen sie auf einer Popup-Ausstellung zum ersten Mal vor.

„Das Besondere an unserer Ausstellung: Sie ist dynamisch. Sie soll immer weiter wachsen“, sagt Todde Kemmerich. Kemmerich konzipiert die Ausstellung mit Gerhard Kern und Antje Grothus. Dynamisch heißt aber auch, dass Besucher an der Ausstellung teilhaben können. Die drei Kuratoren laden sie dazu ein, zu diskutieren und Erinnerungen über den Hambacher Forst auszutauschen.

Mehr als 1300 Zeitungsartikel haben die Buirer für Buir gesammelt

Seit Jahren sucht die Initiative Buirer für Buir nach einem Ort, um ein Museum einzurichten. Mal war die alte Manheimer Kirche als Standort im Blick, mal das Malzwerk in Buir. „Es sieht aber so aus, als würde es noch lange dauern, bis wir Räume bekommen“, sagt Grothus. Also hat sich die Initiative dazu entschieden, ihre Sammlung zunächst in einer Popup-Ausstellung zu präsentieren.

Siebdruck-Tücher der Aktivisten aus dem Hambacher Forst präsentiert Todde Kemmerich.

Siebdruck-Tücher der Aktivisten aus dem Hambacher Forst präsentiert Todde Kemmerich.

Genug Ausstellungsstücke sind vorhanden. „Wir wollten eigentlich nur Material sammeln, um den Überblick nicht zu verlieren“, sagt Kern. „Aber es ist jetzt schon deutlich mehr als gedacht.“ Es stapeln sich rund 1300 Zeitungsartikel im Archiv der Buirer für Buir. Hinzu kommen Fotos, Videos, Tonaufnahmen, Plakate. Und dann noch die vielen Gegenstände aus dem Hambacher Forst. Kern nennt sie ehrfürchtig „Artefakte“.

Die nächste Popup-Ausstellung ist in Aachen

Zu diesen „Artefakten“ gehören von Waldbesetzern erstellte Siebdruck-Tücher, Überreste des Bergbauschachts Union 103 und ein Stuhl, auf dem die Namen derjenigen verewigt sind, die sich per Unterschrift für den Erhalt des Hambacher Forstes eingesetzt haben. Kemmerich deutet mit einem Bechsteinfledermaus-Plüschtier an, dass das kleine Tiere eine große Rolle in der Ausstellung spielen wird. „Das Tier ist einer der wichtigsten Akteure des Kampfs um den Hambi“, erläutert Kemmerich. „Wenn es die Fledermaus nicht gegeben hätte, wäre vielleicht eine andere Entscheidung gefallen. Vielleicht gäbe es den Hambi heute nicht mehr.“

Zum ersten Mal der Öffentlichkeit vorgespielt werden auch dutzende Interviews mit Zeitzeugen, die Kemmerich geführt hat. „Ich kann versprechen, dass es sehr emotional wird“, sagt Kemmerich. Er selbst und seine Interviewpartner hätten manchmal Tränen in den Augen gehabt. Kern hat ein säulenähnliches Abspielgerät gebastelt, an dem Besucher der Ausstellung sich die Worte der Zeitzeugen anhören können.

Die Malzfabrik in Buir.

Auf Dauer will die Initiative Buirer für Buir ihre Ausstellung in der Malzfabrik unterbringen (Animation).

Das Erinnerungsprojekt „Begegnung und Bewegung an der Kante“ zeigen die Buirer für Buir zum ersten Mal auf der Temporären Universität Hambach, die am Mittwoch, 12. Juni beginnt. Die Ausstellung ist dementsprechend vom 12. Juni bis zum 15. Juni, jeweils 10 bis 18 Uhr, im östlichen Flügel des Morschenicher Reiterhofs, Oberstraße 45, zu sehen. Eine zweite Gelegenheit gibt es vom 23. August bis zum 1. September. Dann gastieren die Buirer für Buir in der Glashalle, Annastraße 14 bis 16 in Aachen.

Nachtmodus
KStA abonnieren