Für den Landwirt Peter Krauß ist das alte Manheim Geschichte. Er befürwortet einen Abriss der letzten Gebäude.
„Wäre gut, wenn alles mal weg wäre“Kerpener Landwirt will mit alter Heimat am Tagebau Hambach abschließen
Was die sozialen Medien angehe, halte er sich für gewöhnlich zurück, sagt Peter Krauß. Nur kürzlich, da habe er sich in einer Diskussion im Facebook-Forum „Bürgernahe Politik in Kerpen“ nicht zurückhalten können. Er antwortete er auf einen Beitrag der Kerpener Grünen-Ortsverbandsvorsitzenden Annika Effertz, die auf die mutmaßlich höhere Hürde für RWE bei Enteignungen in Alt-Manheim aufmerksam machte, wenn es dort lediglich um die Gewinnung von Kies gehe. Dabei geht es um den Erhalt der restlichen drei Höfe.
„Schlecht“ werde ihm bei der Diskussion schrieb der Nebenerwerbslandwirt Krauß, der selbst 2016 mit seinem Familienbetrieb in den neuen Ort Manheim umgesiedelt ist. Er spreche vermutlich für viele Alt-Manheimer, die sich wieder einmal von politischen Interessen instrumentalisiert sähen, sagt Krauß.
Die Dorfgemeinschaft in Manheim-neu floriert
„Wir sind davon ausgegangen, dass wir in einem absehbaren Zeitraum mit der Umsiedlung auch im Kopf und im Herz abschließen können. Jetzt fangen wieder Dritte an, die Anwohner und die entweihte Kirche zu retten“, kommentiert Krauß die Rettungsbemühungen. „Immer wieder über das alte Dorf zu diskutieren, ist ermüdend. Es wäre gut, wenn alles mal weg wäre.“
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Elf Hektar fruchtbarsten Ackerbodens habe er verlassen, nach elf Verhandlungsjahren mit RWE Power, schildert der 52-Jährige. Er habe sich für den Standort Neu-Manheim entschieden, auch wenn es dort für seinen Betrieb keine Expansionsmöglichkeiten mehr gebe. Er habe sich damit für die Dorfgemeinschaft entschieden, die nach einigen Anlaufschwierigkeiten nun wieder floriere, sagt der Feuerwehrmann und künftige Sitzungspräsident.
Krauß hat seinen neuen Hof energieeffizient gebaut
Er sei schon im Bewusstsein groß geworden, dass er mit dem Betrieb werde umziehen müsse, den er nach dem frühen Tod seines Vaters bereits als 13-Jähriger bewirtschaftet habe. Das Argument, es gehe um die bezahlbare Sicherung der Energieversorgung Deutschlands habe damals schwer gewogen. Was das heiße, habe er früh erfahren, als er für die Hambach-Bahn habe Land abgeben müssen. Die Trasse führt heute durch seine früheren Felder.
Im neuen Ort habe er Chancen verwirklichen können. Nach energetischen Gesichtspunkten habe er gebaut, die der alte Hof mit seiner Eternitbedachung über der Scheune nur bei aufwendiger Restaurierung hätte bieten können. Klüttenofen und Einfensterverglasung hinter sich zu lassen, das bedeutet der Abschied vom alten Ort eben auch für die meisten, sagt Krauß.
Den Erhalt der Manheimer Kirche sieht Krauß kritisch
Am Widerstand gegen den Braunkohlenkonzern habe er weder Interesse gehabt, noch Zeit dafür gefunden, er arbeite sechs Tage die Woche. Vielmehr habe er aktiv an den Planungen für den neuen Ort mitgewirkt. Mittlerweile arbeite er zusätzlich beim Forstunternehmen Schauff in der Rekultivierung der Tagebaue. Er setze dort „positive Sachen“ um, helfe Lebensräume für Fledermäuse zu gestalten oder baue Becken für die Gelbbauchunke.
Die von den Grünen unterstützte Klage des Landwirts Heinrich Portz sieht Peter Krauß genauso kritisch wie die beabsichtigte Nutzung der alten Kirche als Museum und Begegnungszentrum. „Wenn der Landwirt bleiben kann, frage ich mich, warum ich gehen musste.“ Und auch einen Erhalt der Kirche sehe er kritisch: „Wäre es nicht sinnvoller, aus den alten Steinen beispielsweise am Friedhof mit seinem alten und immer noch fachgerecht gepflegten Baumbestand etwas Neues mit einem energetisch sinnvollen Gehäuse zu bauen?“
Auch zum Hambacher Forst, dem Symbol des Widerstands, stellt Krauß Fragen. Er vermisst jede forstwirtschaftliche Nutzung nach den Tagen des Protests. Als Naherholungsgebiet sei der Wald verloren, er sehe aus wie eine Müllkippe. Und die im Forst immer noch lebenden Menschen machten ihm Angst: „Ich gehe da nicht mehr spazieren.“