Kerpener Naturschützer befürchten, dass eine Kiesgrube am Tagebau Hambach erweitert werden soll. Für die Bürgewälder wäre das ein schwerer Schlag.
Tagebau HambachPläne für Kiesgrube in Kerpen entsetzen Naturschützer
Die Bürgewälder rund um den Tagebau Hambach miteinander zu vernetzen, ist ein Herzensthema der Naturschutzverbände. Ein Waldkorridor soll nach ihren Wünschen auch die Steinheide mit dem Hambacher Forst verknüpfen. Die Pläne eines Kieswerkbetreibers könnten solchen Vorstellungen nun einen Riegel vorschieben. Sollten sie verwirklicht werden, würde die Kiesgrube Forster Feld westlich der Steinheide deutlich wachsen – obwohl im Regionalplan das Gegenteil vereinbart wurde. Eine unpräzise Formulierung des Regionalrats scheint ein Schlupfloch zu lassen.
„Alle reden von Waldvernetzung. Aber das hier ist die Wirklichkeit“, sagt Jutta Schnütgen-Weber vom Naturschutzverband BUND. Es gibt zwei große Kiesgruben im Forster Feld, dazwischen liegt eine noch nicht ausgekieste Fläche. „Diese Fläche stellt die letzte Möglichkeit dar, dort mehr als eine Baumreihe zu pflanzen. Sonst ist die Steinheide für Jahre, vielleicht Jahrzehnte, isoliert“, erläutert Schnütgen-Weber.
Die Leitentscheidung schreibt Waldvernetzung vor
In der Leitenscheidung Braunkohle ist die Vernetzung der Bürgewälder verankert. Und im Regionalplan heißt es: In vom Braunkohleabbau betroffenen Kommunen dürfen keine neuen Gruben für den Abbau von Kies und Sand entstehen. Doch an gleicher Stelle ist auch die Rede davon, dass „angemessene Erweiterungen“ möglich sind. Was „angemessene Erweiterungen“ sind, wird nicht präzisiert.
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Von den Plänen des Kieswerkbetreibers wissen BUND und Nabu seit 19. September. Damals erhielten sie eine artenschutzrechtliche Datenabfrage für die Erweiterung der Kiesgrube. Schon 2021 habe sie für den BUND auf eine entsprechende Anfrage reagiert, sagt Schnütgen-Weber. In ihrer Antwort verwies die Naturschützerin etwa auf die Bedeutung der Waldvernetzung für isolierte Tiergruppen. Sind die Wälder vernetzt, können sie zwischen diesen wandern und den Genpool innerhalb ihrer Art vergrößern.
Stadt Kerpen soll bei übergeordneten Behörden für Klarheit sorgen
Nach einem Hinweis von Schnütgen-Weber beschäftigt sich auch die Kerpener CDU mit dem Thema. „Die Waldvernetzung war immer das Ziel der Stadt Kerpen“, sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Klaus Ripp. „Zunächst bin ich deshalb negativ gegenüber den Plänen eingestellt. Ich sehe derzeit auch keinen Spielraum für Kompromisse.“
Ripp bittet um eine Stellungnahme der Stadt in der nächsten Sitzung des Ausschusses für Stadtplanung und Verkehr. Unter anderem solle sie beantworten, ob weiterer Kiesabbau auf Grundlage der Leitentscheidung und des Flächennutzungsplans verhindert werden könne. Genehmigungsbehörden wie Rhein-Erft-Kreis und Bezirksregierung seien die Gegebenheiten vor Ort oft nicht klar, sagt Ripp. „Die Stadt muss bei den Genehmigungsbehörden schnellmöglichst für Klarheit sorgen.“
BUND vermisst ausgleichen Naturschutz
Auch die Gruppierung „Buirer für Buir“ stellt sich klar gegen die mögliche Erweiterung der Kiesgruben am Tagebau Hambach. „Wir sind hinreichend enttäuscht von allen Worthülsen in Leitentscheidung, Koalitionsverträgen in Land und Kreis sowie kommunalen Resolutionen“, sagt Initiativensprecher Andreas Büttgen. „Am Ende geht es doch nur um Kies und Kohle.“
Aus Sicht der Naturschützer gibt es ein weiteres Problem mit der Kiesgrube: Der Betreiber habe sich vor Jahren verpflichtet, die vorhandene Grube durch Naturschutzmaßnahmen auszugleichen. Der BUND hat erhebliche Zweifel daran, dass er diese Ausgleichsmaßnahmen tatsächlich umsetzt. Versprochene Teiche zwischen Kieswerk und Steinheide seien dort beispielsweise nicht zu finden.