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Solarmodule, Kulturkirche, CubitySo will Morschenich zum Ort der Zukunft werden

Lesezeit 3 Minuten

Unter den Solarmodulen sollen Nutzpflanzen wachsen. Gedacht wird an Erdbeeren, Arnika und Löwenzahn.

Kerpen/Merzenich – Während in Kerpen noch darüber verhandelt wird, wie weit Manheim-alt im Zuge des Tagebaus Hambach abgebaggert wird, entwickelt sich der Nachbarort Morschenich in der Gemeinde Merzenich weiter zu einem „Ort der Zukunft“. So sollen in dem Dorf, das bis vor zwei Jahren ebenfalls noch von der Abgrabung bedroht war, nun innovative Projekte im Rahmen des Strukturwandels angesiedelt werden.

Aus der alten Kirche in Morschenich soll ein Kulturzentrum werden.

Jüngstes Beispiel ist eine moderne Solaranlage, die das Forschungszentrum Jülich mit dem Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme (ISE) in Freiburg entwickelt. Auf 1,5 Hektar stehen nun am westlichen Ortsrand von Morschenich Solarmodule, die je nach Sonnenstand gekippt werden können auf Gerüsten in vier bis sechs Metern Höhe. Der Clou: Unter den rund 1000 Solarmodulen sollen Nutzpflanzen wachsen, sodass die Fläche gleich doppelt genutzt werden kann. Es geht um Energiegewinnung und Landwirtschaft auf ein und demselben Acker.

Kerpen: Richtfest bereits im Herbst gefeiert

„Das wird eine wichtige Demonstrationsanlage für die Region“, erläutert Matthias Meier-Grüll, Projektleiter Agrivoltaik am Forschungszentrum Jülich. Die Solaranlage solle einer der ersten Bausteine im Gesamtprojekt „Bioökonomie-Revier Rheinland“ werden, welches mit Geld aus den Mitteln für den Strukturwandel gefördert wird. Auf Basis biobasierter Innovationen sollen so neue, regionale Wertschöpfungsketten und Geschäftsmodelle für das Rheinische Revier etabliert werden.

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Im Ort soll bald der Cubity stehen – ein futuristisches, kubusartiges Wohngebäude für Studenten und Wissenschaftler.

Bereits im Herbst wurde das Richtfest der neue Anlage gefeiert. Bis zum Frühjahr werden sich die Aufbauarbeiten aber noch hinziehen. Dann wird darunter gepflanzt: Zur Auswahl stünden im ersten Jahr Erdbeeren, Arnika oder Löwenzahn, berichtet Meier-Grüll. „Wir wollen ausprobieren, welche Pflanzen unter den Anlagen gut wachsen.“

Forscher arbeiten mit Landwirten zusammen

Reichen die Lichtverhältnisse aus? Erhalten die Pflanzen genug Regenwasser? Sind die Solarmodule womöglich sogar ein Schutz bei zu großer Hitze? Das sind Fragen, für die die Agrarwissenschaftler in Jülich nun Antworten suchen. Dabei arbeiten sie mit regionalen Landwirten zusammen, die großes Interesse an einer Doppelnutzung ihrer Äcker zeigen. So sollen die Erdbeeren mit Hilfe eines lokalen Betriebs vermarktet werden. Auch für Arnika, das als Heilpflanze begehrt ist, lassen sich Abnehmer finden. Aus Löwenzahn könnte alternativer Kautschuk produziert werden.

Beschwerdebrief

In einem Offenen Brief hat sich die Initiative Buirer für Buir bei NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart über „höchst fahrlässig erscheinende Planungsverfahren“ zum Tagebau Hambach beschwert. Es entstehe der Eindruck, „dass mit aller Gewalt weit im Vorfeld der Landtagswahl NRW (Mai 2022) eine Tagebauplanung durchgewinkt werden soll, die primär das Ziel hat, die RWE-Kosten der Rekultivierung gering zu halten und stattdessen die Folgen für die Kolpingstadt Kerpen durch leichtfertige, ewig bleibende Zerstörung“ in Kauf zu nehmen.

Die Initiative kritisiert, dass der Eindruck erweckt wurde, es gebe keine Alternativen zum Abbaggern von sechs Quadratkilometern bei Manheim-alt. Dies sei falsch. Offenbar fürchteten manche Veränderungen nach der Wahl und wollten vollendete Tatsachen schaffen. (wm)

Läuft die Sache, sollen noch größere Anlage entstehen, die für die Energiewende auch nötig seien, wie Meier-Grüll betont. „Dachflächen reichen für die benötigte Solarenergie allein nicht aus. Man muss auf die Fläche gehen. Wir wollen dabei die landwirtschaftlichen Böden, die gerade im Rheinland eine gute Qualität haben, erhalten.“ Dabei sei die Solaranlage nur eines von mehreren Projekten, wie eine „Landwirtschaft der Zukunft“ einmal aussehen könnte.

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Doch nicht nur beim Thema Landwirtschaft tut sich etwas in Morschenich. Schon seit Längerem plant die Gemeinde, die alte Pfarrkirche zu einem Kulturzentrum umzuwandeln. Und architektonisch wird es in Morschenich bald auch etwas Neues zu sehen geben: So hat die Gemeinde eine Baugenehmigung für den Cubity beantragt. In dem kubusartigen Gebäude sollen einmal Studenten und Wissenschaftler wohnen. Im Frühjahr soll der Cubity, der bislang noch in Frankfurt steht, in Morschenich aufgebaut werden.