An der Karriere des angehenden Fußball-Weltstars Florian Wirtz hat sein Vater Hans-Joachim großen Anteil.
Heimat in BrauweilerWie Hans-Joachim Wirtz seinen Sohn zur Meisterschaft mit Leverkusen begleitete
Mit Sorgfalt hat Wirtz seinen Sohn von Grün-Weiß Brauweiler über den 1. FC Köln beim neuen Deutschen Meister Bayer 04 Leverkusen untergebracht. Für den Vereinsvorsitzenden und Jugendleiter von Grün-Weiß ist das Leben derzeit eine Art Rundreise durch europäische Metropolen.
Am Donnerstag voriger Woche besuchte der 70-Jährige London, um seinen Sohn Florian in London bei West Ham United in der Europa League zu unterstützen, am Sonntag stand das erste Bundesligaspiel des feststehenden Meisters Bayer 04 bei Borussia Dortmund auf dem Reiseplan, einen Tag darauf beobachtete er in seiner Eigenschaft als Berater seine Tochter Juliane, die für Werder Bremen in der Frauen-Bundesliga erstklassig spielt, im Auswärtsspiel bei Bayern München.
Hans-Joachim Wirtz ist nur schwer zu erreichen und plant seine Tage akribisch. Mit dieser Sorgfalt stimmte der Familienrat 2011 dem Wechsel von Brauweiler zum 1. FC Köln zu. Wirtz erinnert sich: „Der Familienrat hat beschlossen, dass wir das ein Jahr beim FC probieren. Aber der Rat hat sich schwergetan, diesen Weg zu gehen.“ Dabei könnte der Senior als Ruheständler sein Leben doch einfach nur genießen, doch bei zehn Kindern nimmt er seine Aufgabe als Familienvater und mindestens gleichberechtigtes Mitglied des großen Familienrates sehr ernst.
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Und auch sein Weg hat Windungen. Der gelernte Schlosser aus der Vulkaneifel holte auf dem zweiten Bildungsweg das Abitur nach, studierte Sport an der Kölner Sporthochschule und wurde Sonderpädagoge. Jeden Schritt geht er behutsam, ob er ihn fährt oder zu Fuß zurücklegt. So erwischte ihn der damalige Jugendleiter des 1. FC Köln, Klaus Pabst, fast verzweifelt auf dem Weg zur Arbeit am Müngersdorfer Stadion und überredete Wirtz zum Wechsel seines Sohnes an das Geißbockheim. „Die Wechselfrist war an diesem 2. Juli eigentlich schon abgelaufen, aber als Jugendleiter bei Grün-Weiß konnte ich die Abmeldung ja ordnungsgemäß datieren“, erzählt Wirtz mit einem Lachen.
In Brauweiler begann der kleine Florian bei den Bambinis
Der Wechsel von Florian erfolgte „früh“, wie es der Vater nennt, „Wir haben uns auch Bayer Leverkusen angeschaut und fanden dort eine gute Situation vor und dann war es eine pragmatische Entscheidung, ans Geißbockheim zu gehen, weil der Standort günstig war.“ In Brauweiler begann der kleine Florian bei den Bambinis, und schnell wurde dem Vater klar, dass hier ein echtes Juwel heranwächst.
Wirtz wählt seine Worte immer mit Bedacht: „Das mag jetzt überheblich klingen, ich bin da eher konservativ. Florian hatte schon damals genauso wie heute Fähigkeiten, die anders waren als die der anderen. Und er hat einfach Spaß am Fußball gehabt und immer den Blick für den besser postierten Mitspieler.“
Der Grundstock der Mannschaft seien Kinder aus den umliegenden Orten gewesen, erinnert sich der Vater, weil die Qualität der Elf sich unter den Eltern herumsprach. Der Wechsel von Florian nach Leverkusen erfolgte 2020, als er sich im Alter von 17 Jahren der Nachwuchsabteilung des rheinischen Nachbarn anschloss. Die Kölner waren offensichtlich zu zögerlich, und nicht weniger Kenner behaupten, sie hätten die Weiterbeschäftigung einfach verschlafen. Apropos Familie.
Florians ältere Schwester Sophia hat ebenfalls bei Bayer 04 im Bereich Marketing gearbeitet und betreut nun das Ressort Social Media für eine Spielerberateragentur. „In Leverkusen ist man nach dem Gewinn der Meisterschaft aus den Feierlichkeiten und den damit verbundenen Medienanfragen nicht mehr rausgekommen, und Florian kann seine Grüße nur per Videobotschaft übermitteln“, sagte sie auf der Sportlerwahl dieser Zeitung im Schloss Bedburg.
Am heutigen Samstag sitzt Vater Hans-Joachim natürlich wieder auf seinem Tribünenplatz in Leverkusen, wenn Florian gegen den VfB Stuttgart um 18.30 Uhr – aller Voraussicht nach – in der Startelf steht.