Eine 78 Jahre alte Frau wurde 2014 in ihrem Haus an ihr Bett gefesselt und ermordet.
Selbst eine internationale Suche nach dem Täter – auch über die TV-Sendung „Aktenzeichen XY“ – blieb ohne Erfolg.
Die Polizei hat einen 38 Jahre alten Mann festgenommen. Auf seine Spur kamen die Beamten nur zufällig. Die Festnahme drohte zu scheitern.
Pulheim-Brauweiler – Mehr als fünf Jahre ist es her, da sorgte ein besonders grausames Tötungsdelikt im beschaulichen Abtei-Örtchen Brauweiler für Schlagzeilen. Die 78 Jahre alte Witwe Irmgard B., pensionierte Grundschullehrerin, wurde tot in ihrem Haus aufgefunden. Die Haustüre stand mehrere Stunden auf, Nachbarn riefen nach der älteren Frau, sahen im Flur durchwühlte Schränke. Als die Nachbarn keine Antwort bekamen, ahnten sie Schlimmes und verständigten die Polizei. Das war am 15. Juni 2014. Die Beamten entdeckten die Frau schließlich im Schlafzimmer, Hände waren auf dem Rücken gefesselt, im Mund steckte ein Knebel.
Die Frau, die auf dem Bauch lag, starb durch Ersticken, stellten Gerichtsmediziner später fest.
Die Mordkommission Köln gründete eine Ermittlungsgruppe mit dem Namen „Haustür“, der in Spitzenzeiten 20 Beamten angehörten. Die Täter hatten zwar das komplette Haus durchwühlt, aber bis auf eine Uhr und ein Laptop fehlte nichts.
Zweifel an einem zunächst vermuteten Raubmord kamen den Beamten der Spurensicherung auf, als sie die Einbruchsspuren an der Terrassentür untersuchten. Diese schienen nachträglich gelegt worden zu sein, um vermutlich eine falsche Fährte vorzutäuschen. Monatelang wertete die Polizei Handydaten und andere Hinweise aus. Ein Phantomfoto wurde aufgrund einiger Hinweise erstellt, Fahndungsplakate im Anschluss verteilt.
Mehrere Hundert Speichelproben von Personen aus dem persönlichen und geografischen Umfeld der Frau wurden von den Beamten genommen und ausgewertet. Drei fremde DNA-Spuren waren am Tatort gesichert worden. Doch eine Übereinstimmung gab es nicht. Schließlich nahmen die Beamten der Mordkommission Kontakt zur Redaktion der Sendung Aktenzeichen XY auf. Anfang 2015 wurde der Brauweiler Fall international ausgestrahlt. Doch der entscheidende Hinweis blieb aus.
Die Tat sollte, so schien es, ungesühnt bleiben. Doch Anfang des Jahres kam Kommissar Zufall der Polizei zur Hilfe. Der Fall war bereits zu den Akten gelegt und hatte Staub angesetzt, als die Polizei bei einer allgemeinen Verkehrskontrolle im Januar am Niederrhein auf den heute 38-jährigen Griechen Athanasios L. traf. Er ist der Stiefenkel der Getöteten. Bei der Überprüfung stellte sich heraus, dass der Mann im Sommer 2014 aufgefordert worden war, eine Speichelprobe abzugeben. Dieser Aufforderung aber nicht nachgekommen war.
Internationaler Haftbefehl ausgestellt
Diesmal aber blieb ihm keine Chance. Athanasios L . fuhr bereitwillig mit zur Wache und gab seine DNA ab. Die Speichelprobe war ein Treffer. Die DNA des Griechen stimmte mit einer der drei sichergestellten DNA am Tatort überein. Der 38-Jährige, der mit einer Lebensgefährtin und einem Kind in einem Vorort von Amsterdam gemeldet war, sollte festgenommen werden. Doch als die Beamten an seiner Wohnung eintrafen, war der Grieche mit Frau und Kind über alle Berge.
Ein internationaler Haftbefehl wurde ausgestellt. Im vergangenen Sommer klickten dann die Handschellen. Athanasios L. wurde in Griechenland aufgespürt, festgenommen und nach Deutschland ausgeliefert. Seitdem schweigt er. Die Polizei ist sich sicher, dass er nicht alleine im Haus war. Doch auch zu möglichen Mittätern gibt der Festgenommene keine Antwort.Seit mehreren Monaten sitzt er in Köln in Untersuchungshaft und wartet auf seinen Prozess. Der beginnt am Donnerstag vor dem Landgericht in Köln. Die Anklage lautet Mord.