Der Chemiker Dr. Werner Holzstein sieht das Grundwasser durch die vielen unzureichend abgedichteten Asche- und Giftmülldeponien gefährdet.
VersauerungFachleute befürchten in Pulheim Probleme mit Grundwasser wegen Braunkohleabbau
Welche Folgen haben der Braunkohleabbau und die von RWE geplante Rheinwasser-Transportleitung für die Region? Dies waren die zentralen Fragen des Bürgerdialogs, zu dem die Stommelner Bürgerinitiative „Leben ohne Braunkohle“ (LoB) und das Wasserbündnis Rheinisches Revier eingeladen hatten.
Der Chemiker Dr. Werner Holzstein erläuterte vor 35 Teilnehmenden, dass insbesondere die großflächige Grundwasserabsenkung, die sich bis nach Holland auswirke, Bergschäden an Häusern und Infrastruktur verursachen werde. Wenn das Wasser wieder ansteige, weil die Pumpen ausgeschaltet oder die Tagebaue geflutet würden, kämen viele wasserwirtschaftliche Probleme auf die Region zu.
Er nannte durchnässte Keller, die Versauerung des Trinkwassers durch chemische Reaktionen mit oxidierten Tagebaugesteinen und die Gefährdung des Grundwassers, die von vielen unzureichend abgedichteten Asche- und Giftmülldeponien ausgehe. „Viele Wasserwerke in der Region werden schließen müssen“, so Werner Holzstein.
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Der Fachmann erläuterte beispielhaft, dass die Versauerung in der Nähe des Gewerbegebietes in Kerpen-Türnich, an der Kreuzung der Bundesstraße 264 und der Maximilianstraße, schon weit fortgeschritten sei. Der PH-Wert liege bei 2,59, was dem von Essig entspreche. Dadurch würden Schwermetalle aus dem Boden gelöst, die giftig für Mensch und Umwelt seien. Diese Art der Versauerungsprozesse sei an vielen anderen Orten im Rheinischen Revier zu beobachten.
Timo Luthmann vom Wasserbündnis Rheinisches Revier ging auf die von RWE geplante Rheinwasser-Transportleitung und ihren Verlauf ein. Um die Tagebaue zu fluten, beabsichtigt der Konzern, eine Pipeline von Dormagen bis nach Garzweiler und Hambach zu bauen. „Der Bau der Mega-Pipeline wird bei den Anwohnern der Region zu jahrelangen Belastungen insbesondere durch Baustellenverkehr führen“, wird er in einer Mitteilung zitiert.
Deutliche Verlierer des Baus seien die Bauern. Sie müssten erhebliche Flächenverluste in Kauf nehmen, weil RWE Flächen beanspruche. Außerordentlich kritisch sieht Timo Luthmann diese Aspekte: RWE schaffe Fakten, obwohl noch nicht alles genehmigt sei, die Wassereinleitung beispielsweise. Unklar sei auch, ob der Konzern über ausreichende Rücklagen verfüge, um die Ewigkeitskosten zu zahlen.
Außerdem gebe RWE an, dass die Kunstseen binnen 40 Jahren befüllt seien. Fachleute gingen allerdings von deutlich längeren Zeiträumen aus. Sein Vorwurf: RWE gehe nicht sorgsam mit Ackerland und Wasser um. Der Konzern orientiere sein Handeln an der billigsten Form der Rekultivierung, die allerdings der Verantwortung für kommende Generationen entgegenstehe.
In der abschließenden Diskussion fragte ein Teilnehmer des Bürgerdialogs, ob es nicht zu spät sei, um noch etwas positiv beeinflussen zu können. Dazu der Aktivist Timo Luthmann, der sich seit 2010 im Rheinischen Revier engagiert: „Der Tagebau Hambach war auch bis 2045 genehmigt.“
„Nur durch vielfältige Proteste und Widerstand konnte der Kohleausstieg 2030 erkämpft und die Reste des Hambacher Waldes sowie die sieben Dörfer vor der Abbaggerung gerettet werden. David kann auch Goliath besiegen, wenn Menschen sich entschließen, für ihre Ideale einzustehen.“