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Sohn atmete nicht mehrHenning Krautmacher über den Sturz seines ersten Kindes

Lesezeit 5 Minuten

Jurymitglied Henning Krautmacher erzählt, wie er, nachdem sein Sohn von einem Klettergerüst gefallen war, mehrere Kilometer zu seinem Auto lief, um den Jungen ins Krankenhaus zu bringen.

Pulheim-Stommeln – Ein wenig grübeln musste er schon. Angesprochen auf seine Bestleistung, „habe ich sofort darüber nachgedacht wann ich mal einen Wettbewerb gewonnen, eine Hitliste angeführt habe oder wann mir ein sportlicher Erfolg gelungen ist“, sagt Höhner-Sänger Henning Krautmacher, der der Jury für den Sommerwettbewerb „Meine Bestleistung“ des „Kölner Stadt-Anzeiger“ in Kooperation mit RWE Power angehört. Auch an die Geburt seiner beiden Söhne habe er gedacht. „Das sind die allerersten Gedanken, die – glaube ich – jedem durch den Kopf schießen“, vermutet der Wahl-Stommelner.

Sie alle habe er aber sofort verworfen. „Eingefallen ist mir erstaunlicherweise eine sehr persönliche Geschichte, die schon 38 Jahre zurückliegt.“ Eine Geschichte, die sich tief in Henning Krautmachers Erinnerung eingegraben hat und die in den fast vier Jahrzehnten „immer wieder hochgekommen ist, bei Familienfesten, gerne an Weihnachten“. Aber auch wenn er von Freunden, Bekannten oder aus den Medien erfahre, dass einem Kind etwas passiert sei.

Es ist die Geschichte über einen Sturz, den Henning Krautmachers Erstgeborener mit zwei Jahren erlebt und – das sei vorweggenommen – unbeschadet überstanden hat.

„Meine Frau und ich haben mit Oliver einen wunderschönen Spaziergang von unserem Wohnort Rheindorf nach Hitdorf gemacht, an einem ganz normalen Wochentag, am Rhein entlang, zur Fähre, das war ein absoluter Knaller.“ Wie immer hätten sie die Schwäne gefüttert, mit Kind sei das toll, „wir saßen eine Weile am Rheinufer, am Eiswagen, der immer dort stand, haben wir Eis gekauft, Oliver bekam eine Kugel, es war eine Idylle, die junge Familie, die das Leben genießt.“

Später seien sie noch auf den Spielplatz an der Rheinfähre gegangen. „Und wie es so ist, die Eltern sitzen da, das Kind klettert, Oliver war ja noch sehr klein, konnte aber schon mit neun Monaten laufen, und Klettern war sein großer Spaß. Und dann kommt der winzig kleine Moment, in dem du für eine Sekunde, ach, eine Millisekunde abgelenkt bist, vielleicht nicht richtig hingeguckt hast, und da passiert es. Das Würmchen, das du in Sicherheit wähnst, fällt aus ungefähr zwei Metern Höhe aus dem Turm raus, fällt auf den Rücken, bleibt liegen und atmet von dem Moment an nicht mehr…“ Schockzustand. Sofort seien sie dahin gestürzt, hätten das Kind genommen und gerufen „atme, atme, atme“. Doch Oliver atmete nicht, und „auf dem Spielplatz war niemand, Handys gab es nicht“. Für einen Moment habe er an eine Telefonzelle gedacht, sich dann aber gleich gefragt, wo die denn wohl ist. Sofort habe er gedacht, „die ist bestimmt kaputt, denn die meisten waren kaputt, weil irgendwer den Hörer abgerissen hatte“.

Irgendwann habe die Atmung wieder eingesetzt

Wie lange der Junge nicht geatmet hat, vermag Krautmacher nicht zu sagen. „Wenn du hilflos vor deinem Kind stehst, dann werden zehn Sekunden zu zehn Minuten.“ Irgendwann habe die Atmung wieder eingesetzt, Oliver habe geröchelt, nach Luft geschnappt. Erleichterung, gepaart mit Ungewissheit. Denn plötzlich war er da, der Gedanke „was ist, wenn sich Oliver etwas gebrochen oder innere Verletzungen hat. Da wusste ich, wir müssen zum Arzt, in die Ambulanz. Meine Frau und ich haben uns angeschaut, ich habe nur gesagt, »Ich hole das Auto.«“

Krautmacher nahm die Beine in die Hand und „ohne auch nur eine Sekunde nachzudenken, Scheuklappen auf, bin ich losgerannt, „um den bestimmt schon zwölf oder 13 Jahre alten rot-orangen Renault 5 mit Revolverschaltung zu holen“, der im drei, vielleicht auch dreieinhalb Kilometer entfernten Rheindorf stand. Damals sei er ein starker Raucher und unsportlich gewesen.

Zu Hause angekommen, sei er ins Auto gesprungen „und wieder zurück. Das Ganze wird so um die 20 Minuten gedauert haben“, heute würde er das wohl schneller schaffen, weil er regelmäßig jogge und trainiert sei. „Als ich zurückkam, saß meine Frau auf der Bank mit dem Kleinen auf dem Arm, er war immer noch tränenverschmiert, aber er atmete, wir haben uns angeguckt, sind uns in die Arme gefallen und waren einfach nur glücklich, dass es unserem Kind wieder gut ging und es atmete.“

„Das war wie ein zweiter Geburtstag.“

Im Wiesdorfer Krankenhaus erfuhren die Krautmachers dann, dass ihr Junge keine inneren Verletzungen hatte. „Das war wie ein zweiter Geburtstag.“ Erst im Nachhinein sei ihm so richtig bewusstgeworden, was er da eigentlich gemacht habe. „Da war vieles dabei, von dem man denkt »geht“s noch?«. Aber wir waren sehr junge Eltern, ich war 23, wir waren unerfahren, sonst hätten wir vielleicht anders reagiert.“ Zum Glück sei alles gut gegangen.

So machen Sie mit

Sie haben eine Bestleistung, auf die Sie ganz besonders stolz sind und die Sie geprägt hat, und wohnen im Rhein-Erft-Kreis? Dann schreiben Sie uns ein paar Zeilen zu diesem Erlebnis.

Bitte schicken Sie Ihre Bewerbung für unseren Sommerwettbewerb mit der Angabe der vollständigen Adresse plus Ihrer Telefonnummer an den „Kölner Stadt-Anzeiger“, Uhlstraße 19-23, 50321 Brühl, oder per E-Mail an die Adresse sommerwettbewerb.ksta@ksta-kr.de. Einsendeschluss ist Montag, 2. Juli.

Die Redaktion wird nach dem Einsendeschluss die 20 interessantesten Einsendungen aussuchen. Die Einsender werden im Lauf der Sommermonate Besuch von einem Reporter bekommen und mit ihrer Bestleistung in der Zeitung vorgestellt.

Eine Jury bestehend aus Heike Meier-Henkel aus Pulheim (Olympiasiegerin, Weltmeisterin und Europameisterin im Hochsprung), Henning Krautmacher (Frontmann der Kölner Band „Die Höhner“), Thomas Habke (Chefredakteur von Radio Erft in Wesseling) Michael Wagner (Leiter des Kraftwerks in Bergheim-Niederaußem) und Redaktionsleiter Bernd Rupprecht wird die Sieger des Sommerwettbewerbs auswählen. Die Preisverleihung ist für den Herbst geplant.

Der Sieger erhält ein Preisgeld in Höhe von 1000 Euro, der Zweitplatzierte 500 Euro, der Drittplatzierte 250 Euro, und für den Viertplatzierten sind 150 Euro Preisgeld ausgelobt. Für die Plätze fünf bis zehn gibt es jeweils 100 Euro, für die Plätze elf bis 20 werden je 50 Euro vergeben.

Unter allen Einsendern werden zudem Sachpreise ausgelobt. Es gibt dreimal je zwei Karten zu Auftritten von den Bläck Fööss und für Köbes Underground. Die Konzerte finden unter freiem Himmel im Tanzbrunnen in Köln statt. (dv)