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An Laterne befestigtDas ist die einsamste Bushaltestelle im Rhein-Erft-Kreis laut REVG

Lesezeit 3 Minuten
Die Bushaltestelle Mellerhöfe I steht an einer Straße, festgemacht an einer Straßenlaterne in Erftstadt. Um sie herum ist ländlicher Betrieb mit eingezäunten Weiden samt Kühen.

Die einsamste Haltestelle des Rhein-Erft-Kreises steht irgendwo im Nirgendwo, umgeben von landwirtschaftlichem Betrieb.

Der Fahrplan verrät: Nur dreimal täglich schaut hier ein Bus vorbei. Zweimal davon dient der Halt nur zum Ausstieg.

Bei so mancher Bushaltestelle empfiehlt es sich mehr als bei anderen, pünktlich an der Station zu stehen. Etwa, um den einzigen Bus am Tage nicht zu verpassen. Genauso wichtig kann es sein, rechtzeitig aus einem Bus auszusteigen, um nicht dort zu stranden, wo man erst am folgenden Tag wieder wegkommt. Wir haben uns auf die Suche nach der einsamsten Bushaltestelle im Rhein-Erft-Kreis gemacht.

Auf Anfrage erhalten wir gleich drei Haltestellen, die laut REVG-Sprecherin Sabine Fusshoeller-Kleinert nicht nur einsam gelegen sind, sondern auch nur wenige Ein- und Ausstiege zu verzeichnen haben.

REVG-Haltestelle in Erftstadt steht an einem Straßenpfahl vor einem Bauernhof

Ein älteres Werbeschild weist auf frische Eier und Kartoffeln hin, ein Verkehrsschild direkt neben der Haltestelle becheinigt nur landwirtschaftlichem Verkehr und Anliegern freie Durchfahrt. Einsam zwischen eingezäunten Feldern samt Kühen steht leicht zu übersehen der Busstopp „Mellerhöfe“ in Erftstadt-Gymnich.

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Kühe stehen auf einer Wiese, schauen über den vor ihnen angebrachten Zaun hinüber.

Beim Warten auf den Bus kann man zumindest den Kühen beim Grasen zuschauen.

Während die einsamste Bushaltestelle Leverkusens eine Überdachung und drei Sitzplätze bietet, muss man beim Bergisch Gladbacher Pendant mit einem Mülleimer und einem Schild vorliebnehmen. Mellerhöfe hat nicht einmal eine eigene Eisenstange spendiert bekommen. Haltestellenschild und Busfahrplan wurden an einem Straßenlaternenpfahl befestigt.

Die Bushaltestelle Mellerhöfe I steht an einer Straße, festgemacht an einer Straßenlaterne in Erftstadt. Um sie herum ist ländlicher Betrieb mit eingezäunten Weiden samt Kühen.

Die Bushaltestelle Mellerhöfe I ist an einer Straßenlaterne befestigt.

Das Schild der Haltestelle verrät uns, dass hier die Buslinie 974 verkehrt. Ein Blick auf den Fahrplan stimmt nicht wirklich zuversichtlich: Nur dreimal täglich schaut hier ein Bus vorbei. Zweimal davon dient der Halt nur nachmittags zum Ausstieg. Fahrgäste werden ausschließlich um 7.14 Uhr in Richtung Lechenich Schulzentrum eingesammelt. Und das auch nur montags bis freitags. Über eine weitere Einschränkung informiert ein großgeschriebenes „S“ auf dem Fahrplan – nur an Schultagen. „Die Linie ist auf Belangen des Schülerverkehrs ausgerichtet“, steht darunter.

Die Bushaltestelle Mellerhöfe I steht an einer Straße vor einem Bauernhof. Um sie herum ist ländlicher Betrieb mit eingezäunten Weiden samt Kühen.

Die Bushaltestelle Mellerhöfe II steht nur wenige Meter von Mellerhöfe I entfernt und ist ein ebensoheißer Kandidat auf den Titel der einsamsten Bushaltestelle im Rhein-Erft-Kreis.

750 Meter geradeaus von der Haltestelle Mellerhöfe auf der gleichnamigen Straße findet sich „Mellerhöfe 2“. Mellerhöfe 2 steht wie auch Mellerhöfe 1 auf einer Wiese vor einem Bauernhof, mit einer Minute Abstand halten hier dieselben Busse.

Die Bushaltestelle Mellerhöfe I steht an einer Straße. Ein Verkehrsschild zeigt Tempo 70 an. Um sie herum ist ländlicher Betrieb mit eingezäunten Weiden samt Kühen.

Die Bushaltestelle Mellerhöfe II aus der gegenüberliegenden Perspektive. Wo diese Straße wohl hinführt?

Zwei Haltestellen in Bedburg machen Erftstadt Konkurrenz

Eine Netzkarte, welche die einzelnen Buslinien, Haltestellen und Fahrtrouten anzeigt, macht deutlich: Die drei Haltestellen, die uns die Rhein-Erft-Verkehrsgesellschaft als „die einsamsten“ im Rhein-Erft-Kreis an die Hand gibt, liegen alle drei am äußersten Rand des Verkehrsgebietes der REVG. Eine weitere Gemeinsamkeit: Wie auch bei Mellerhöfe handelt es sich bei den zwei weiteren wenig frequentierten Haltestellen um Linien mit Schulverkehr.

Die Buslinie 987 fährt die beiden Bedburger Haltestellen „Kaiskorb“ und „Weiler Hohenholz 1“ an. Weiler Hohenholz 1 ist auf der einen Straßenseite an einer Straßenlaterne angebracht, auf der anderen Seite direkt gegenüber musste – vielleicht in Ermangelung einer Laterne – eine Eisenstange in den Boden gerammt werden. Die Haltestellen stehen unmittelbar vor landwirtschaftlichen Betrieben an einer Straße, ein imposantes Grab direkt daneben zeigt Jesus am Kreuz.

Kaiskorb ist nur zehn Autominuten oder zwei Busstationen mit der 987 von Weiler Hohenholz entfernt und steht direkt an einer Straße, die zwischen Feldern hindurchführt. Unweit entfernt stehen Windkrafträder, die wenigen vorbeifahrenden Autos dürfen hier 50 km/h fahren. Man erwischt sich bei dem Gedanken, warum hier eine Bushaltestelle platziert wurde.

Geht man ein wenig auf einem schmalen Weg an der Straße entlang (was durchaus Lebensgefahr bedeuten kann), bemerkt man aber Ansätze eines Industriegebietes. Straßen NRW hat hier einen Standort, RWE einen Bohr- und Wasserbetrieb.

In Kaiskorb haben Straßen NRW und RWE Standorte. Auf drei Straßenschildern sind Kaiskorb, Straßen NRW und RWE abgebildet. Im Hintergrund sind Autos auf der Straße neben Feldern zu sehen.

In Kaiskorb haben Straßen NRW und RWE Standorte. (Archivbild)

Einsteigen kann man sowohl in Kaiskorb als auch in Weiler Hohenholz nur einmal täglich an Schultagen, beides morgens um kurz nach 7 Uhr. Aussteigen geht zumindest alle paar Stunden am Nachmittag.