Rhein-Erft-Kreis – Sie kommen in der Nacht. Leise und unerkannt machen sie sich ans Werk, das meist jedoch schon wenig später in einem gewaltigen Krachen gipfelt. Rasch raffen die Täter das Geld zusammen und verschwinden wieder in der Nacht. Sie hinterlassen verwüstete Bankfilialen-Vorräume und in weitem Umkreis verstreute Trümmer.
Neun Geldautomaten 2021 in Rhein-Erft gesprengt
Die Sprengungen von Geldautomaten häufen sich auch im Rhein-Erft-Kreis. Allein im vergangenen Jahr sind im Kreis laut Innenministerium NRW neun Geldautomaten in die Luft gejagt worden. Die Polizei registriert dabei aber nicht nur eine Zunahme dieser Spezialform des Banküberfalls. Zugenommen habe auch die Brutalität der Täter, die ohne Rücksicht auf Verluste und Menschenleben ihr Ding durchzögen, bei der Sprengung selbst und auch bei ihrer oft waghalsigen Flucht.
„Wir haben Ende April die Geldautomaten in Frechen-Buschbell und Bedburg-Kirchherten vorsorglich stillgelegt“, teilte auf Anfrage Michael Schwarz von der Kreissparkasse Köln mit. In beiden Orten gebe es dank mobiler Filialen allerdings eine Alternative für die Bargeldversorgung. Schwarz: „Zur Sicherung unserer Geldautomaten gegen Sprengvorfälle stehen wir im ständigen Austausch mit den Polizeibehörden.“
Gefährdete Automaten wurden vorsorglich stillgelegt
Regelmäßig würden die Sicherheitsvorkehrungen verbessert und angepasst. Darüber hinaus fänden engmaschig Gefährdungsanalysen statt, um diejenigen Standorte zu identifizieren, an denen ein erhöhtes Risiko dafür bestehe, dass unbeteiligte Dritte zu Schaden kommen könnten. „Diese Geldautomaten haben wir nun vorsorglich erst einmal stillgelegt“, führte Schwarz aus.
Voraus ging ein bereits im Februar angesetzter Bankengipfel im Landesinnenministerium. Um gegen die Geldautomaten-Sprengungen gezielter vorgehen zu können, haben Banken, Volksbanken, Sparkassen und die Polizei ein Maßnahmenpaket beschlossen. Darin festgehalten ist unter anderem, für jeden Geldautomaten in NRW und im Rhein-Erft-Kreis eine Gefahrenbewertung zu erstellen. Außerdem soll Videoüberwachung in den Innenräumen, aber auch an den An- und Abfahrten helfen, den Tätern auf die Spur zu kommen, und auch der Abbau von Geldautomaten an Risikostandorten war Thema dieser Gespräche.
Große Wirkung haben diese Überlegungen und Schritte noch nicht entfaltet. „Seit Jahresbeginn 2022 hat es bei uns vier Sprengungen mit Festsprengstoff gegeben, die erheblichen Schaden an Gebäuden, Technik und Inneneinrichtung verursacht haben“, teilte auf Anfrage Tanja Schynke von der Volksbank Erft eG mit. „Zuletzt traf es den Geldautomaten in unserer Hauptstelle in Elsdorf.“
Sonderkommission für die Bekämpfung und Ermittlung von Sprengungen eingerichtet
Sie und das ganze Volksbank-Team schätzten sich glücklich, dass bei den Explosionen bisher keine Personen verletzt worden seien. „Aktuell haben wir als vorübergehende Sicherheitsmaßnahme auch für die Anwohner mehrere Geldautomaten, auch im Rhein-Erft-Kreis, außer Betrieb genommen und unsere Kundinnen und Kunden hierüber per Aushang informiert“, erklärte Schynke. Ob und wann sie wieder in Betrieb genommen werden könnten, hänge davon ab, wie effektiv erweiterte Sicherheitskonzepte umgesetzt werden könnten.
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Neben den Geldinstituten, die Ziel dieser Angriffe sind, ist aber auch die Polizei enorm gefordert. Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) hat deswegen im April – zunächst auf ein halbes Jahr befristet – eine Sonderkommission für die Bekämpfung und Ermittlung von Geldausgabeautomaten-Sprengungen – kurz Soko Begas genannt – in seinem Ministerium ins Leben gerufen.
Bislang sind laut Innenministerium 2022 bereits 73 Automaten-Sprengungen im Land aktenkundig, während es 2021 im gesamten Jahr 152 waren.