Rhein-Erft-Kreis – Erinnern Sie sich noch an den 3. März 2020? Damals, an einem Dienstagabend, meldete das Gesundheitsamt den ersten positiven Corona-Fall im Rhein-Erft-Kreis. Ein Bedburger, ein Mitglied der Kölner Feuerwehr, war damals der erste Corona-Infizierte im Kreis. In den folgenden Wochen breitete sich das Coronavirus rasch aus. Wie schnell es auch den Rhein-Erft-Kreis im Griff hatte, lässt sich anhand zahlreicher Daten gut nachvollziehen. Wir werfen einen Blick zurück auf die vergangenen zwölf Monate.
Nachdem der Kreis den ersten Corona-Infizierten in die Statistik aufnimmt, gibt es innerhalb weniger Tage weitere Fälle. Schon knapp zwei Wochen nach der ersten Infizierten-Meldung sind am 20. März kreisweit bereits mehr als 100 Personen infiziert. Der Kreis beginnt, das Virus zu bekämpfen. Schulen werden geschlossen, öffentliche Einrichtungen ebenfalls. Dann kommt der erste Lockdown. Doch trotz aller Maßnahmen meldet das Gesundheitsamt Ende März bereits 341 Infizierte.
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Rhein-Erft-Kreis: Erste und zweite Welle deutlich zu erkennen
Während der ersten Corona-Welle steigen die Infizierten-Zahlen im Rhein-Erft-Kreis schnell. Allein am 6. und 9. April kommen 63 beziehungsweise 64 neue bestätigte Corona-Infizierte dazu. Danach flacht die Kurve wieder ab. Zwischen Mai und Anfang Oktober gibt es sogar einige Tage, an denen das Gesundheitsamt keine Neuinfizierten meldet.
Doch dann beginnt die zweite Welle und die Zahlen steigen noch deutlicher als zu Beginn des Jahres. Am schlimmsten Tag seit Beginn der Pandemie meldet das Gesundheitsamt am 16. November 213 Neuinfizierte innerhalb eines Tages.
Auch die Todeszahlen steigen zu der Zeit an. Gibt es zwischen dem 23. Mai und dem 12. August kreisweit keinen einzigen Todesfall, meldet das Robert Koch-Institut zwischen Ende Oktober und Ende Februar kaum einen Tag ohne Corona-Tote. Trauriger Rekord: Am 16. Januar gibt es acht Todesfälle innerhalb eines Tages. Insgesamt sind zu diesem Zeitpunkt im Rhein-Erft-Kreis bereits deutlich mehr als 200 Menschen im Zusammenhang mit Covid-19 gestorben.
Wie schnell sich das Coronavirus im Rhein-Erft-Kreis zu Beginn innerhalb kürzester Zeit ausbreitet, ist anhand der Verlaufskurven gut zu erkennen. Nachdem die Kurve der bestätigten Fälle nach dem Frühjahr immer flacher verläuft, steigt sie gegen Ende September deutlich an.
Das zeigen auch die Zahlen. Gibt es Ende September noch 1753 bestätigte Fälle, sind es Ende November schon 6403 Fälle. In diesem kurzen Zeitraum wird deutlich: Deutschland befindet sich mitten in der zweiten Welle.
So verteilt sich Corona auf die Altersgruppen
Doch wie verteilt sich das Coronavirus auf die Altersgruppen? In den ersten Tagen sind gerade ältere Menschen weniger betroffen. Doch die ersten Wochen trügen. Knapp vier Wochen nach dem ersten Corona-Fall im Kreis sind die Alterskohorten der 80- bis 89-Jährigen und der über 90-Jährigen besonders stark vom Virus betroffen, wie die 7-Tage-Inzidenz für die Altersgruppen im Zeitablauf zeigt.
Im Herbst 2020 gibt es im Vergleich zur ersten Infektionswelle eine andere Entwicklung. So sind ab Ende September bis Ende November vor allem jüngere Menschen zwischen 20 und 29 und 30 und 39 überproportional stark betroffen. Erst im Laufe des November und in den folgenden Monaten sind es wieder vor allem die ältesten Bewohner des Kreises, die sich mit dem Virus infizieren.
Im folgenden Chart können Sie sich die Altersgruppen im Einzelnen anschauen.
Reaktionen der Politik auf erste und zweite Welle und die Folgen in Rhein-Erft
Auch im Rhein-Erft-Kreis zeigt sich, wie unterschiedlich die Politik auf die Wellen reagiert. Während im ersten Lockdown vor allem die überlasteten Krankenhäuser in Italien zu schnellen Reaktionen im Ausland beitragen, fällt die Reaktion auf die zweite Welle zunächst deutlich verhaltener aus.
Der Druck auf die Politik wächst dann vor allem, da Mediziner vor einer Überlastung der Krankenhäuser und Intensivstationen warnen. Und der zweite Lockdown wird eingeläutet – und dauert bis heute an.
So sehr hat Corona das Gesundheitssystem belastet
Die Daten zu Intensivstationen, die seit September erhoben werden, zeigen, dass es im Rhein-Erft-Kreis viele schwere Verläufe mit Covid-19 gibt. Lagen vor Beginn der zweiten Welle höchstens drei Covid-Patienten auf den Intensivstationen des Kreises, waren es zum Höhepunkt der zweiten Welle im November an einem Tag 20 Patienten.
Wie sehr die Krankenhäuser mit dem Coronavirus zu kämpfen haben, zeigt sich beim Blick auf die Zahl der freien Intensivbetten. Am 3. Januar, als der Höhepunkt der zweiten Welle schon längst erreicht ist, gibt es kreisweit nur noch sechs freie Intensivbetten.
Todesfälle im Rhein-Erft-Kreis
Mehr als 300 Menschen sind in den vergangenen zwölf Monaten im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion im Rhein-Erft-Kreis gestorben. Vor allem trifft es alte Menschen, das zeigt ein Blick auf die Todesstatistik.
Deutlich wird, dass vor allem in der Altersgruppe von 70 bis 79 Jahren Männer überproportional betroffen sind. Das gilt auch für die Altersgruppen von 50 bis 59 und 60 bis 69 Jahren. Erst bei den ältesten Bewohnern des Kreises, also ab einem Alter von 80 plus, hält sich die Waage.
Kreisweit stirbt innerhalb der ersten zwölf Monate der Pandemie keine Person im Alter von 0 bis 49 Jahren im Zusammenhang mit einem Corona-Infektion.
Corona in Rhein-Erft: Ein Ausblick
Auch ein Jahr nach dem Beginn der Corona-Pandemie ist die Lage im Rhein-Erft-Kreis angespannt. Mit einer Impfquote von 4,72 liegt der Kreis deutlich unter dem NRW-Schnitt von 5,35 (Stand: 4. März) und auch in Rhein-Erft breiten sich die Mutationen des ursprünglichen Coronavirus immer weiter aus.
Nachdem die Sieben-Tage-Inzidenz Mitte Februar noch kreisweit bei knapp 50 lag, ist sie nun wieder auf über 80 (Stand: 4. März) angestiegen. Die Folge: Das Coronavirus wird die Menschen im Rhein-Erft-Kreis wohl auch in den kommenden Wochen und Monaten weiter beschäftigen.