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KonjunkturumfrageIndustrie im Rhein-Erft-Kreis leidet unter geringer Inlandsnachfrage

Lesezeit 3 Minuten
Das Bild zeigt das Werk von Evonik in Wesseling.

Laut der Konjunkturumfrage der IHK geht es den Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis weiterhin schlecht.

Laut der Konjunkturumfrage der IHK bewerten fast ein Drittel der Unternehmen im Kreis ihre wirtschaftliche Lage als schlecht.

Die wirtschaftliche Lage im Rhein-Erft-Kreis ist weiterhin angespannt. Das geht aus der Konjunkturumfrage der IHK für den Jahresbeginn hervor.

Demnach bewerten nur 15 Prozent der Unternehmen im Kreis ihre Lage als gut. 53,5 Prozent sehen sie als gleichbleibend oder befriedigend an, 31,5 Prozent bewerten sie als schlecht. Im gesamten Kammerbezirk, der auch Köln, Leverkusen, den Oberbergischen Kreis und den Rheinisch-Bergischen Kreis umfasst, ist die Lage angespannt. Eine positive Trendwende sei nicht zu erkennen, meint Gero Fürstenberg, Leiter der Geschäftsstelle Rhein-Erft der IHK.

Fehlende Investitionen im Rhein-Erft-Kreis gefährden den Strukturwandel

Auch die Investitionspläne der Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis spiegeln die angespannte Lage wider. 24,4 Prozent der Unternehmen wollen ihre Investitionen erhöhen, 34,1 Prozent wollen sie gleich halten, 41,5 Prozent wollen sie verringern. „Das Thema Investitionsabsichten trifft uns hier mit dem, was wir mit dem Strukturwandel vorhaben, mehr als nur doppelt“, sagt Gero Fürstenberg. „Die Investitionsbereitschaft hat immer etwas mit Vertrauen in die Zukunft zu tun. Sie ist ein Marker dafür, ob man glaubt, dass es hier besser wird und die Probleme tatsächlich gelöst werden können.“

Doch was sind die Probleme? Die meisten Unternehmen geben die geringe Inlandsnachfrage als größtes Risiko an (60 Prozent). Die hohen Arbeitskosten (58 Prozent) und der Fachkräftemangel (56 Prozent) folgen auf Platz zwei und drei. Wirtschaftliche Rahmenbedingungen (56 Prozent) werden ebenfalls als problematisch bewertet, etwa die Bürokratie und hoher Aufwand für Dokumentationspflichten.

„Es sind immer neue Problemfelder dazugekommen, ohne dass substanziell Probleme gelöst worden sind“, sagt Matthias Franken, der bei der IHK für Wirtschaftspolitik und Konjunktur zuständig ist. Aussagekräftig ist zudem, dass die Unternehmen des Kammerbezirks, die auch im Ausland aktiv sind, ihre Investitionen im Inland verringern, sie im Ausland aber leicht erhöhen.

Unternehmen wollen in Nordamerika investieren

Auch wenn die Eurozone weiterhin an der Spitze ausländischer Investitionen steht, dürfte der Zweitplatzierte überraschen. „Ein gutes Drittel der Unternehmen sehen Nordamerika als Hauptziel ihrer Investitionen“, so Matthias Franken. Und das, obwohl Trump der EU kürzlich mit höheren Zöllen drohte. Das könne sich auch auf den Rhein-Erft-Kreis auswirken, sagt Gero Fürstenberg. „Keine Region in Deutschland wird sich davon unbeeindruckt zeigen, wenn so große Handelspartner sich gegenseitig mit Zöllen belegen.“

Die beiden Männer tragen Anzüge. Sie stehen vor einer Tapete, auf denen Bäume abgebildet sind.

Matthias Franken und Gero Fürstenberg von der IHK berichten davon, wie es den Unternehmen im Rhein-Erft-Kreis geht

Warum dann trotzdem so viele Unternehmen des Kammerbezirks in Nordamerika investieren wollen, liege womöglich daran, dass besonders große Firmen dort bereits Standorte haben, sagt Matthias Franken. „Die profitieren vielleicht sogar noch davon, dass andere, die dorthin exportieren müssten, höhere Preise haben. Aber wir haben auch mittelständische und kleinere Unternehmen, die exportorientiert sind. Die haben nicht die Möglichkeit, mal eben einen neuen Produktionsstandort aufzumachen.“

Wahl im Februar könnte neue Impulse für die Wirtschaft bringen

Was die Erwartungen an die kommenden zwölf Monate angeht, geben 15,3 Prozent der Unternehmen im Kreis an, eine bessere Geschäftsentwicklung zu erwarten, immerhin knapp 10 Prozent mehr als im vergangenen Herbst. 47,6 Prozent der Unternehmen geben gleichbleibende Erwartungen an, 37,1 Prozent schlechtere – hier waren es im Herbst 32 Prozent.

Gerade weil viele Probleme hausgemacht seien, könne man sie auch politisch lösen, meint Gero Fürstenberg. Die anstehende Bundestagswahl sei eine Chance dafür - aber auch eine Gefahr. „Wenn wir die Wahl nicht als Aufbruchsignal sehen, werden wir diesen Trend nicht nach oben gehen sehen.“