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„Massive Aktionen“ angekündigtLützerath könnte zu einem Hambacher Forst 2.0 werden

Lesezeit 3 Minuten

In Lützerath haben Klimaschützer ein Camp ähnlich dem im Hambacher Forst aufgebaut.

Rhein-Erft-Kreis/Lützerath – Es sind nur ein paar Häuser und Höfe, fast alle davon leerstehend. Doch das Dorf Lützerath im Kreis Heinsberg könnte für RWE Power zu einem zweiten Hambacher Forst werden. Der Ort liegt am Rand des Tagebaus Garzweiler, der Bagger ist schon in greifbarer Nähe. In den kommenden Monaten sollen Bäume im und am Ort gerodet und Häuser abgebrochen werden. Viele Initiativen aus der Klimabewegung haben sich aber zum Ziel gesetzt, genau das zu verhindern.

In Lützerath haben Klimaschützer ein Camp ähnlich dem im Hambacher Forst aufgebaut.

„Wir werden Lützerath unräumbar machen“, sagte Bente Opitz von der Initiative „Lützerath lebt“. Sie nahm am Freitag an einer Demonstration im Ort teil – gemeinsam mit Vertretern von Greenpeace, Ende Gelände, Alle Dörfer bleiben und Fridays for Future.

Schild von Greta Thunberg und Luisa Neubauer in Lützerath aufgestellt

Beim Gang durch den Ort wird klar, wie ernst die Aktivisten es meinen. Auf einem Wald- und Wiesengrundstück sind Dutzende Baumhäuser, Holzhütten und Zelte aufgebaut, samt Zirkuszelt und Küche. Und während der Demo gaben die Organisatoren bekannt, dass 21 Aktivisten einer Initiative mit dem Namen „Ein gutes Leben“ zwei Schaufelradbagger und einen Absetzer besetzt und zum Stillstand gebracht hätten.

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Dieses Schild hielt vor einer Woche noch die Aktivistin Greta Thunberg in den Händen.

Neubauer Thunberg Lützerath

Die Klimaaktivistinnen Luisa Neubauer und Greta Thunberg haben vor kurzem Lützerath besucht.

Zwischen Ort und Tagebaubaukante stellten Klimaschützer das markante gelbe Schild auf, das vor einer Woche noch die Aktivistinnen Greta Thunberg und Luisa Neubauer in Lützerath in Händen hielten und mit dem die Verteidigung des Dorfs gefordert wird.

„Letzter Ureinwohner Lützeraths“ wehrt sich gegen RWE-Räumung

Landwirt Eckardt Heukamp ist nach eigenen Angaben der „letzte Ureinwohner Lützeraths“. RWE Power wolle ihn bis November aus dem Ort haben, aber er weigere sich. Zwei Verfahren gegen die Gebietsabtretung beziehungsweise gegen die vorzeitige Besitzeinweisung seien beim Verwaltungsgericht Aachen anhängig. „Lützerath ist nicht der Ort eines einzigen Landwirts“, sagte Heukamp. „Klimawandel betrifft uns alle.“

Im gesamten Ort fand am Freitag ein Demonstration gegen den Abbruch des Dorfes statt.

Die Initiativen erhoben das Dorf zur Grenzmarke im Klimaschutz. Werde Lützerath für die Kohleverstromung abgebaggert, könne Deutschland seine Klimaschutzziele nicht erreichen, sagte Bastian Neuwirth und berief sich auf eine Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. „Die Kohle unter Lützerath muss in der Erde bleiben, damit das 1,5-Grad-Ziel erreicht wird.“ Emilia Lange von Ende Gelände kündigte „massive Aktionen“ an. Und Pauline Brünger von Fridays for Future rief Umweltschützer auf, sich dem Widerstand anzuschließen. „Es muss jetzt jederzeit jemand hier sein.“

Das sagt RWE Power zu den Protesten am Tagebau Garzweiler

RWE Power sieht keinen Anlass, seine Pläne zu ändern. Der Umsiedlungsabschnitt, zu dem Lützerath gehöre, sei offiziell abgeschlossen. „Die meisten Einwohner sind nach Immerath-neu umgesiedelt“, sagte ein Sprecher. Der Abbruch der Häuser werde „zu gegebener Zeit“ fortgesetzt.

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Zudem würden in der im Oktober beginnenden Rodungsperiode „notwendige Rodungsarbeiten innerhalb und außerhalb des Ortes durchgeführt“. All das sei seit langem genehmigt. Die Arbeiten seien erforderlich, um den Tagebau planmäßig weiterzuentwickeln. „Danach wird die Ortschaft bis Ende 2022 durch den Tagebau Garzweiler bergbaulich in Anspruch genommen.“