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WesselingVonovia-Mieter monatelang ausquartiert – Wohnung jetzt plötzlich nicht mehr bewohnbar

Lesezeit 4 Minuten
Ein Mehrfamilienhaus in Wesseling mit acht Stockwerken. Zwei Bäume rahmen das helle Gebäude links und rechts ein.

In diesem Haus in Wesseling gibt es seit Monaten einen schweren Wasserschaden. Die Mieter mussten woanders unterkommen. Jetzt kommen sie wohl gar nicht mehr in ihre Wohnungen zurück.

Seit Juni muss ein älteres Ehepaar aus Wesseling in einer Ersatzwohnung leben. Jetzt folgte der nächste Paukenschlag. Ihr Schwiegersohn macht Vonovia schwere Vorwürfe.

In ihren Wohnungen in Wesseling gibt es seit Juni einen schwerwiegenden Wasserschaden. Deshalb müssen Mieterinnen und Mieter eines Hauses am Kronenweg in Ersatzwohnungen ausharren. Eigentlich sollte die Sanierung offenbar bis September 2024 erfolgen, doch jetzt sollen laut der Eigentümergesellschaft Vonovia einige Wohnungen gar nicht mehr bewohnbar sein.

Darüber beschwert sich der Schwiegersohn eines alteingesessenen Mieterpaares, das seit Juni in einer Ferienwohnung ohne Waschmaschine leben muss.

Angehöriger über Schwiegereltern: „Frage mich, ob sie die Belastung überstehen“

„Mein 90-jähriger Schwiegervater und meine 86-jährige Schwiegermutter werden nur hingehalten“, beschwert sich der Angehörige, der nicht namentlich genannt werden möchte. Für ihn sei das größte Problem vor allem die Hilflosig- und Wehrlosigkeit seiner Familienmitglieder in dieser Situation.

„Mein Schwiegervater hatte 2023 vor Weihnachten einen Schlaganfall und zusätzlich im Januar 2024 eine dringend lebenserhaltende neue Aortenherzklappe erhalten“, erzählt der Schwiegersohn. Er mache sich Sorgen, ob seine Schwiegereltern diese Belastung überstehen, zumal sie sich nun plötzlich auf neue Wohnungssuche begeben müssten – nach rund 55 Jahren in dem Haus am Kronenweg.

Wesseling: Vonovia wollte Wohnungen bis September 2024 sanieren

Der Rohrbruch sei am 16. Juni 2024 aufgetreten, berichtet der Schwiegersohn des Mieterpaares. Dabei soll es sich um ein Abwasserrohr handeln. Der Schaden sei so groß, dass der gesamte Wohnungsstrang betroffen sei. Demnach seien seine Schwiegereltern und andere Mieterinnen und Mieter kurz darauf ausquartiert worden. Die Schwiegereltern zunächst in ein Hotel, dann in die Ferienwohnung in Wesseling, in der sie bis heute leben müssten.

Elf Tage, nachdem der Rohrbruch festgestellt worden sei, habe es eine von Vonovia veranlasste gutachterliche Begehung gegeben, bei der der Schwiegersohn und sein Schwager anwesend waren. „Dort wurde auf meine Rückfrage verkündet, dass die Sanierung der Wohnung komplex sei. Ende August beziehungsweise Anfang September 2024 könne man aber mit dem Rückzug der Schwiegereltern rechnen.“

Wohnung muss jetzt ganz aufgegeben werden – aus Brandschutzgründen

Es sei jedoch bis heute augenscheinlich nichts unternommen worden, so der Angehörige. Erst jetzt, vor wenigen Tagen, dann der Paukenschlag für die Familie: Vonovia soll telefonisch mitgeteilt haben, dass die Wohnungen im betroffenen Strang des Hauses nicht mehr bewohnbar seien. Die Begründung: Der Brandschutz sei nicht mehr auf dem neuesten Stand.

Ein Mehrfamilienhaus vor grauem Himmel. Links steht ein Baum.

In dem Haus in Wesseling ist ein ganzer Wohnungsstrang von dem massiven Schaden betroffen.

Auf ein dazu angekündigtes Schreiben warte die Familie jedoch immer noch. Für den Schwiegersohn habe diese Aussage ein „ziemliches Geschmäckle“, sagt er dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Er frage sich, inwieweit so etwas erst jetzt offenkundig werden könne.

Auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ bestätigt Matthias Wulff, Pressesprecher von Vonovia, dass der Wasserschaden am 16. Juni gemeldet worden sei. Auch die Information, dass die Mieterinnen und Mieter nicht mehr in die betroffenen Wohnungen zurückkehren könnten, sei richtig. Vonovia bedauere die Situation. „Wir haben unsere Mieterinnen und Mieter in Ersatzunterkünfte vermittelt und unterstützen sie bei der Suche nach neuen Wohnungen.“

Vonovia zum Rohrbruch: „Es müssen viel weiter reichende Maßnahmen ergriffen werden“

Wie Matthias Wulff weiter erklärt, habe es zuerst nach einem leicht behebbaren Rohrbruch ausgesehen. Die hauseigenen technischen Experten hätten sich zunächst den Schaden angesehen, dann ein Gutachterbüro. „Aber Stück für Stück zeigte sich, dass viel weiter reichende bauliche Maßnahmen ergriffen werden müssen: Neben den Wassersträngen müssen auch weitere Leitungen ertüchtigt werden. Dazu kamen Brandschutz-Themen, die wir direkt angehen müssen.“

Diese Maßnahmen seien zwingend notwendig, um die „Sicherheit für die Zukunft“ zu gewährleisten. Die Maßnahmen seien aber zu umfangreich, um sie im bewohnten Zustand durchführen zu können.

Wulff versichert, dass dies den Betroffenen mitgeteilt wurde, als die Situation klar war, und sofort nach Ausweichmöglichkeiten gesucht worden sei. Und auch sonst die Mietparteien informiert worden seien, wenn es Neuigkeiten gegeben habe. „Wir werden auch weiter unterstützen – in ihrer jetzigen Situation und bei der Suche nach einer neuen Bleibe“, sagt Matthias Wulff.

Auch Mieterverein Köln wurde in dem Fall in Wesseling schon tätig

Der Schwiegersohn des älteren Mieterpaares sieht seine Schwiegereltern allerdings im Stich gelassen. Die Kommunikation sei schwierig gewesen und Vonovia habe sich „hinter einen bürokratischen Schutzwall zurückgezogen“. Bei Telefonaten mit Vonovia seien Mitarbeitende immer nur für die Ferienwohnung zuständig gewesen. Sonst habe es zum Stand der Sanierungen am Haus zuvor keine schriftliche Kommunikation seitens Vonovia an seine Schwiegereltern gegeben, beteuert der Angehörige.

Auch dem Mieterverein Köln ist die Situation an dem Haus im Kronenweg bekannt. „Wir sind zweimal von Mitgliedern wegen eines Wasserschadens kontaktiert worden“, bestätigt Jörg Hänsel vom Mieterverein. In einem der Fälle habe der Mieterverein im Namen seiner Mitglieder Maßnahmen seitens Vonovia eingefordert. Eine Reaktion des Immobilienunternehmens auf das Schreiben habe es nicht gegeben.

Die Möglichkeiten, hier selbst tätig zu werden, seien für Mieterinnen und Mieter allerdings begrenzt, sagt Hänsel. „Es gibt durchaus Fälle, in denen Ersatzunterkünfte über ein Jahr herhalten mussten.“ Jedoch: Treffe der Vermieter keine Aussagen darüber, wie lange die Sanierungen dauerten und wie lange man damit leben müsse, könnten die Betroffenen selbst fristlos kündigen – mit der Begründung einer unhaltbaren Situation. Eine weitere Alternative sei eine Klage gegen den Vermieter. „Doch auch das ist oft eine Sache von Monaten und nervenaufreibend, und nach einem Urteil muss dieses erst umgesetzt werden.“