Bad Honnef – Für Katrin und Sascha Wierges, die am Samstag mit zwei ihrer drei Kinder mit dem Fahrrad unterwegs waren, hatte der Nachmittag etwas Besonderes. „Ganz großartig“ fanden die Eltern die Sperrung der Rommersdorfer Straße für Autos und ihre Reservierung für Radfahrer. Man sei an diesem Tag „sehr entspannt“ unterwegs, eine „Traumsituation“. Ansonsten aber, so berichtete das Paar weiter, fahre man mit den Kindern in Bad Honnef nur sehr ungern mit dem Rad. Zu gefährlich, zu viele drängelnde Autofahrer.
Die Sperrung der Rommersdorfer Straße für Autos war ein wesentlicher Teil des Fahrrad-Festivals, bei dem die Stadt eine neue Marke „Fahrradmomente“ vorstellte, bei der ebenso ein Herz im Spiel ist (es bildet quasi einen Fahrradrahmen) wie bei der Stadtmarke „Lebensfreude verbürgt“. Jeder, so Wirtschaftsförderin Johanna Högner zum Hintergrund des Slogans, habe schöne Erlebnisse oder Momente mit dem Fahrrad erlebt, beispielsweise im Urlaub.
Bad Honnef: Hauptroute für Radfahrer in Innenstadt ausgeschildert
Das Festival rund um den Drahtesel begleitete die Umsetzung des vom Stadtrat beschlossenen Radverkehrskonzeptes. Die darin vorgesehene innerstädtische Hauptroute für Radfahrer, die abseits der Hauptverkehrsstraßen verläuft, war am Wochenende schon mal ausgeschildert. Sie führte an fünf Stationen vorbei, darunter das Siebengebirgsgymnasium, wo unter dem Stichwort „Jugend für Blaulicht“ Hilfsorganisationen über ihre Arbeit informierten.
Ein Arbeitsplatz, der ein bisschen Strandkorbfeeling vermittelte, davor ein Computer-Monitor, links ein Pasta-Stand und rechts ein Coffee-Bike: Ein wenig konnten Besucher des Fahrrad-Festivals beim „Tag der Mobilität“ schon mal erahnen, wie ein „Co-Working-Space“ in Bad Honnef künftig aussehen könnte.
Wie man sich heute in der Stadt bewegt, aber auch das Pendlerverhalten jetzt und künftig fragte die Stadt in einem „Zeltdorf“ am Kirchplatz ab, wo auch Elektro-Hoverboards oder ein E-Moped ausgeliehen werden konnten. Viele Bürger, so City-Managerin Miriam Brackelsberg schon am Samstag, machten bei der noch bis zum 21. Oktober dauernden Umfrage zu #mobilwandel2035 an einem der PC-Plätze mit. „Viele wollten aber auch den Papierfragebogen.“ (csc)
Während am Sonntag auch das Schmelztal – die L 144 zwischen Bad Honnef-Tal und Aegidienberg – das erste Mal seit 2009 für Radfahrer reserviert wurde, spielten die Hauptsachen des Festivals rund um den Markt und auf der Bühne neben St. Johann Baptist.
Der Allgemeine Deusche Fahrradclub (ADFC) bot beispielsweise Fahrradcodierungen an und informierte über seine Radpendler-Route zwischen Bonn-Beuel und Bad Honnef. Die Unternehmen Urban Mobility und citkar waren mit ihren speziellen Lastenfahrrädern präsent, die als E-Bike-Nutzfahrzeuge um die 200 Kilogramm laden können und CO2-frei auf der „letzten Meile“ für Paketdienstleister oder Lebensmittelgeschäfte die Zulieferung übernehmen könnten, wie Tilmann Rosch (Urban Mobility) und Werner Kremer (citkar) erläuterten.
Derweil traten Michael Richarz und Jens Knoth das Wochenende über als „Piloten“ kräftig in die Pedale einer E-Rikscha, die der Verein „Radeln ohne Alter“ für zwei Monate den Aktiven Senioren der Johanniter leihweise zur Verfügung gestellt hat. Unter dem Motto „Das Recht auf Wind in den Haaren“ organisiert der Verein für alte oder behinderte Menschen kurze Ausfahrten mit dem Rad. Die Menschen seien alle sehr dankbar, berichtete Ehrenamtler Michael Richarz.
Die Johanniter würden das Angebot, so Gabriele Knoth (Aktive Senioren) und Dagmar Orth-Chirchietti (Radeln ohne Alter), gerne in Bad Honnef etablieren. Nur: „Diese Rikscha braucht eine Heimat“, etwa bei der Stadt oder bei einem Verein, so Knoth. Bürgermeister Otto Neuhoff reagierte offen: Die Initiatoren hätten schon mal „einen guten Impuls gesetzt.“